Kryptowährung Experte warnt: Der Bitcoin darf nicht reguliert werden

So sehen Bitcoin-Münzen aus. In den USA ist die erste lizenzierte Bitcoinbörse an den Start gegangen. Quelle: dpa

Die Deutsche Bank fordert eine strengere Regulierung von Kryptowährungen. Damit steht sie nicht allein da. Doch ein Finanzprofessor warnt, dass strengere Regeln nicht wünschenswert wären – sogar ganz im Gegenteil.

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Es gilt als ungeschriebenes Gesetz, dass Kryptowährungen wie der Bitcoin stärker reguliert werden müssen. Nachdem erst vor kurzem die EU-Kommission härtere Regeln gefordert hatte, reiht sich auch die Deutsche Bank in den Kanon der Krypto-Kritiker ein.

In einem Gastbeitrag für das „Handelsblatt“ warnt Philippe Vollot, Leiter der Abteilung gegen Finanzkriminalität der Deutschen Bank, vor unkontrollierbaren Geldtransfers. Regierungen und Aufsichtsbehörden sollten deshalb sicherstellen, „dass für Kryptowährungen die gleichen Regeln zum Schutz vor Finanzkriminalität gelten wie für traditionelle Zahlungslösungen".

Doch ist das überhaupt sinnvoll? Jan-Pieter Krahnen zeigt sich skeptisch. Der Professor für Kreditwirtschaft und Finanzierung an der Goethe-Universität Frankfurt forscht seit Jahren zur Zukunft des Finanzsystems. Seine These: Eine Regulierung von Kryptowährungen wäre nicht nur nicht wünschenswert, sondern sogar gefährlich.

Schon von Beginn an habe der Wert eines Bitcoins allein auf der Hoffnung basiert, eines Tages als Zahlungsmittel allgemein akzeptiert zu werden. „Wird der Bitcoin reguliert, ist die Wette der Bitcoin-Erfinder aufgegangen“, warnt Krahnen. „Sie haben ein quasi-legales Zahlungsmittel erzeugt und unter das Volk gebracht.“ Damit würde de facto ein paralleles Geldsystem zum Euro geschaffen – mit dem Unterschied, dass die Bitcoin-Gewinne in private Hände fließen würden. Dass überhaupt so viele Menschen eine Regulierung von Kryptowährungen fordern, liegt vor allem an deren Volatilität. Der Kurs des Bitcoins etwa ist binnen eines Jahres von wenig mehr als 1000 Dollar auf zwischenzeitlich 20.000 Dollar geschossen, liegt heute jedoch wieder bei unter 7000 Dollar. Allein am Mittwoch verlor er acht Prozent.

Und es könnte noch deutlich tiefer gehen: Die Investmentbank Goldman Sachs warnte unlängst, dass der Kurs der Kryptowährungen bis auf null fallen könnte. Die Befürchtung: Je mehr Menschen in Bitcoin investieren, je größer also der Markt wird, desto schlimmer wären die Folgen eines möglichen Crashs nicht für den einzelnen Anleger, sondern für das gesamte Finanzsystem.

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass der Bitcoin als beliebtes Zahlungsmittel für illegale Geschäfte gilt, da die Transaktionen anonym getätigt werden können. Folgt man der Argumentation Krahnens, würde eine Regulierung jedoch genau das Gegenteil dessen bewirken, was eigentlich geplant ist: Sie würde den Bitcoin substanziell stärken und die Macht staatlicher Instanzen im Gegenzug beschneiden. Der Schritt wäre wohl unumkehrbar. „Wenn einmal reguliert wurde, kann man das nicht mehr rückgängig machen, auch wenn es wahrscheinlich viele bedauern werden“, warnt Krahnen. „Damit ist der Weg zurück in eine Bitcoin-freie Welt verbaut.“

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