Neue-Markt-Pleitier Comroad Das fabelhafte Strandleben des Skandalmanagers

Rücken zur Wand: Ex-Comroad-Chef Schnabel führt heute die Nanomatic in Hongkong. (zum Vergrößern bitte anklicken) Quelle: Robert Brembeck für WirtschaftsWoche

Am Neuen Markt war das von Bodo Schnabel geführte Unternehmen Comroad über eine Milliarde Euro wert, es folgte der Totalabsturz. Nun wird Schnabel von einem Anleger gejagt. An seiner Läuterung bestehen große Zweifel.

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Die Meldung las sich gut. Zu gut, um wahr zu sein. Doch das erfuhr Daniel Fiebig, 40, erst zwei Jahre später. Über 400 Prozent Umsatzplus vermeldeten die Comroad AG und ihr Vorstand Bodo Schnabel am 6. April 2000. Comroad verdiente sein Geld angeblich mit Telematik – grob gesagt: mit Geschäften rund um Ortung und Navigation. In der Spitze war der Neue-Markt-Überflieger an der Börse über 1,2 Milliarden Euro wert.

Wenige Tage nach der Meldung steckte Fiebig, der heute als Lehrer an einer Gesamtschule in Braunschweig arbeitet, 48.814 Euro in die Aktie, für ihn durchaus ein „wesentliches Investment“.

Totalabsturz: Kursverlauf der Comroad-Aktie. (zum Vergrößern bitte anklicken)

Vorgezogene Umsätze

Als Comroad zwei Jahre später den wohl größten Skandal des Neuen Markts hinlegte, waren Fiebigs Aktien wertlos. Die Comroad-Umsätze waren vor allem über Scheinrechnungen eines Unternehmens in Hongkong kreiert worden. Bis zu 97 Prozent der Umsätze seien nur vorgetäuscht worden, stellten Gerichte später fest. Schnabel wurde vom Landgericht München I im November 2002 wegen Kursbetrugs und Insiderhandels verurteilt. Er habe niemanden betrügen wollen, gab Schnabel noch zum Prozessende zu Protokoll. All die Luftbuchungen seien doch nur „vorgezogene Umsätze“ gewesen. Es half nichts: Sieben Jahre Haft bekam er aufgebrummt. Nach der Hälfte der Zeit kam er auf freien Fuß.

Anleger Fiebig spürt ihm seither nach. „Wenn ich das Geld verzockt hätte, würde ich nicht jemand anderen verantwortlich machen“, sagt Fiebig. „Aber bei Comroad wurden Bilanzen gefälscht. Für mich war das unvorstellbar.“

Fiebigs Erfahrungen zeigen, wie schwer Anleger es bei Betrug haben, ihr Geld zurückzubekommen. Dabei hatte Fiebig anfangs Glück: Comroad ließ sich auf einen Vergleich ein. Fiebig bekam gut 20.000 Euro. Andere Anleger haben auch den früheren Comroad-Wirtschaftsprüfer KPMG belangt, der von den Luftbuchungen lange nichts mitbekommen hatte. Auch KPMG schloss Vergleiche.

Sportlicher Ehrgeiz

Seit 2012 hat Fiebig ein vollstreckbares Urteil gegen Schnabel und dessen Ex-Frau, die 2002 wegen Beihilfe verurteilt worden war. Inklusive Zinsen stehen ihm rund 60.000 Euro zu. Doch Geld hat ihm das Urteil bislang nicht gebracht. Obwohl Fiebig kreativ ist: „Ich gehe der Sache mit sportlichem Ehrgeiz nach.“ In Schulpausen telefoniert er mit Grundbuchämtern, dem Handelsregister oder Gerichtsvollziehern.

Finger weg von Finanzprodukten, wenn...

Bei Schnabels Ex-Frau hat er eine Taschenpfändung durchgesetzt, doch die brachte keinen müden Cent. Er hat auch ihre Kontoverbindungen in Erfahrung gebracht und das Guthaben eines Kontos pfänden lassen. Wie viel auf dem Konto liegt, konnte er vorab nicht wissen: 12,63 Euro. „Etwa das Doppelte war als Gebühr fällig“, sagt Fiebig, „meine Freundin habe ich abends trotzdem zum Essen eingeladen.“ Mittlerweile hat Schnabels Ex-Frau Privatinsolvenz angemeldet, bei ihr ist nichts mehr zu holen.

Jetzt bleibt Fiebig nur noch einer: Schnabel selbst. Während Fiebig in Braunschweig nach einer bezahlbaren Bleibe für sich und seine Freundin sucht, lebt Schnabel anscheinend wieder auf großem Fuß. Er ist Geschäftsführer eines Unternehmens in Hongkong, Nanomatic, das ähnliche Produkte wie früher Comroad anbietet, etwa eine App fürs Smartphone, mit der sich Kinder, Haustiere oder Hausboote orten lassen.

"Luxuriöser Lebensstil liegt mir nicht"

Privat hat Schnabel sich zumindest zeitweise auf den Bahamas niedergelassen, in der elitären Wohnanlage Sandyport. Er lebe dort seit über fünf Jahren, gab Schnabel im vergangenen Jahr bei Wahlen der Eigentümerverwaltung an. Aktuell ist die von ihm bewohnte Villa – schneeweißes Dach, eigener Bootssteg und etwa 350 Quadratmeter Wohnfläche – laut Makleranzeigen für 1,25 Millionen Dollar zu haben. Es handle sich aber nur um ein Ferienhaus, in dem er „einige Wochen pro Jahr“ verbringe, sagt Schnabel. Eigentümer sei „ein Freundeskreis“. Ob und zu welchem Anteil auch er Eigentümer ist, will Schnabel nicht sagen. Fotos im Internet zeigen ihn bei einem Autorennen mit einer Dodge Viper, einem Sportwagen, oder beim Hochseefischen mit Motoryacht. Die Yacht ist laut Schnabel aber nur gechartert, der Sportwagen nicht mehr in seinem Besitz. Unter seinen Facebook-Kontakten tummeln sich Models und Barfrauen aus Nachtclubs. Natürlich gehe er gerne mit Freunden in Restaurants und Bars, sagt Schnabel dazu. Aber: „Ein luxuriöser Lebensstil liegt mir nicht.“

Die größten Anlegerskandale
InfinusAnlagebetrug im großen Stil wird der Dresdener Finanzgruppe Infinus vorgeworfen. Das Unternehmen soll 25.000 Anleger um ihr Geld gebracht haben. Summe: 400 Millionen Euro. Acht Infinus-Mitarbeiter sollen so genannten Orderschuldverschreibungen mit falschen Angaben zum Vermögen und Erträgen von Emittenten ausgegeben haben, gegen sie ermittelt nun die Staatsanwaltschaft. Bild: Infinus Hauptsitz. Quelle: dpa
Ordnerschuldverschreibungen sind Wertpapiere, bei denen sich ein Schuldner verpflichtet, an einen namentlich genannten Gläubiger zu zahlen. Die Forderung ist übertragbar. Die Anlageform gilt als riskant, weil es kein Einlagesicherungssystem vorsieht, das die Anleger vor Totalverlust schützt. Nun prüft die Staatsanwaltschaft, ob es sich um ein Schneeballsystem gehandelt habe. Dabei werden Zahlungen an Anleger durch die Einlagen von Neukunden finanziert. Quelle: dpa
Infinus wurde 2002 in Dresden gegründet und wuchs seitdem rasant. Nach eigenen Angaben hat der Finanzdienstleister im vergangenen Jahr einen Umsatz von knapp 22 Millionen Euro erzielt - das entspricht einem Plus von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Das verwaltete Vermögen stieg sogar um 47 Prozent auf 820 Millionen Euro, wie das Unternehmen mitteilte. Es ist nicht der einzige Finanzdienstleister, dem die Anleger misstrauen können…Bild: Firmensitz in Dresden. Quelle: dpa
S&KSaga und schreibe 85 Verdächtige und eine 20.000 Seiten dicke Verfahrensakte kann der durch eine bundesweite Großrazzia Februar 2013 bekannt gewordene Skandal um die S&K-Gruppe vorweisen. Die Frankfurter Immobiliengruppe könnte – ähnlich wie der Verdacht bei Infinus – die Anleger mittels eines Schneeball-Systems geprellt haben. Das Geld der Neuanleger sollen S&K-Mitarbeiter nicht investiert, sondern an alte Gläubiger ausgeschüttet haben. Der Schaden bewege sich in dreistelliger Millionenhöhe, schätzen Ermittler. Ob für die Investoren noch etwas zu holen ist, ist fraglich. Allerdings hat das zuständige Frankfurter Amtsgericht zumindest im Fall eines Privatanlegers entschieden, dass dieser mittels eines „Dinglichen Arrest“ in das von der Staatsanwaltschaft sichergestellte Vermögen hineinvollstrecken könne. Quelle: dpa
Eine Liste der beschlagnahmten Dinge ist im Bundesanzeiger veröffentlicht: Drei Rolex, Goldbaren, Motorräder – Die S&K-Chefs Jonas Köller und Stephan Schäfer waren nicht gerade für ihren bescheidenen Lebensstil bekannt. Für eine seiner Veranstaltungen mietete Köller gar einen Elefanten. Die Gelder der Anleger sollen die Firmenchefs laut Staatsanwaltschaft veruntreut haben, um ihren exzessiven Lebensstil zu finanzieren. Weniger glamourös ergeht es den beiden nun: Im September stürzte Stephan Schäfer mit Handschellen gefesselt aus dem ersten Stock im Gebäude des Frankfurter Landgerichts. Der 34-Jährige zog sich schwere Verletzungen zu. Foto: Stephan Schäfer und Jonas Köller mit Partygästen.
Wölbern InvestNoch vor wenigen Monaten galt Wölbern Invest vielen Anlegern noch als eine gute Adresse: Auf seiner Homepage verkaufte sich die Hamburger Gesellschaft als ein „traditionelles Emissionshaus“, das „konservativ kalkulierte geschlossene Fonds“ für Private Equity und Immobilien initiiere. 30 geschlossene Fonds verwaltet das Haus. Gegen den Geschäftsführer Heinrich Maria Schulte ermittelt nun die Hamburger Staatsanwaltschaft – wegen Untreue in mehr als 300 Fällen. Schulte soll 137 Millionen Euro an Anlegergeldern aus den Fonds abgezweigt haben. Bereits im April dieses Jahres wurde Schulte deswegen verhaftet. Zu den Vorwürfen wollte er sich nicht äußern.Foto: Heinrich Maria Schulte Inhaber und Geschäftsführer von Wölbern Quelle: Presse
WGF71 Millionen Euro Bilanzverlust zwangen die Düsseldorfer Immobilienfirma WGF 2012 in die Insolvenz. Ihre Immobilienkäufe und Projekte finanzierte das Unternehmen über Hypothekenanleihen. Zinsen: 6,35 Prozent Zinsen. Zwischen Dezember 2012 und Juli 2017 hätte die WGF Anleihen im Volumen von 194,9 Millionen Euro zurückzahlen müssen. Die spannende Frage vieler Anleger lautet nun, ob die Firma auch insolvent ihre Schulden bedienen kann. Die Insolvenz betreibt die Immobilienfirma in Eigenregie: Anders als bei der Regelinsolvenz bleibt der Vorstand im Amt. Zwischen ihm und den Anwälten der Gläubiger fliegen derzeit die Fetzen. Tritt ein Insolvenzplan in Kraft, können Anleger damit rechnen, zwischen 44 und 60 Prozent ihres Geldes zurückzubekommen. Wird dieser abgelehnt und die Gesellschaft zerschlagen, wären das rund 19 Prozent. Für Unmut sorgte auch die Erfolgsbeteiligung im Falle eines Insolvenzplans der des WGF-Vorstandschefs Bernd Deppin sowie des Beraters der Firma, Arno Hasenhorst.Bild: WGF-Vorstand Pino Sergio. Quelle: Presse

Im Internet hat Fiebig Schnabels Telefonnummer aufgespürt. Er war überrascht, als Schnabel sich wirklich meldete. „Schnabel sagt, dass er kein Geld hat“, sagt Fiebig. Er glaubt das nicht. Im Februar dann bekam er per E-Mail ein Vergleichsangebot: Weniger als 2500 Euro, fünf Prozent von Fiebigs Investment, will Schnabel zahlen. Er bedaure „die entstandenen Probleme bei der Comroad AG“. Das Strafurteil gegen ihn sei aber rechtswidrig gewesen, behauptet Schnabel. Da sich die Schadensersatzklagen auf dieses Urteil stützten, seien Forderungen „streitig und außerhalb Deutschlands auf keinen Fall durchsetzbar“. Fiebig hält die Argumente für „reine Nebelkerzen“, das Angebot sei inakzeptabel. Doch solange Schnabel im Ausland wohnt, kommt er nicht an sein Geld. „Auf den Bahamas vollstrecken zu wollen ist utopisch“, sagt Bernd Jochem, Partner der Kanzlei Rotter, die Hunderte Comroad-Anleger vertreten hat.

Gläubiger tummeln sich

Fiebig versucht sein Glück deshalb auch in Deutschland. Ein Einfamilienhaus, zwischen München und Ingolstadt gelegen, hat er aufgespürt, für das Schnabel als Eigentümer im Grundbuch eingetragen ist. Mittlerweile hat Fiebig für sich als Gläubiger eine Hypothek eintragen lassen. Allerdings steht er dort nur an Position 19.

Sportlicher Ehrgeiz: Lehrer und Ex-Comroad-Aktionär Fiebig, 40, will sein Geld zurück - vom Ex-Chef Schnabel. Quelle: Nils Hendrik Müller für WirtschaftsWoche

Vor ihm tummeln sich andere Gläubiger, darunter der Freistaat Bayern. Der stand Comroad-Aktionären von Anfang an eher im Weg als zur Seite. So ordneten die Richter bei Schnabels Verurteilung 2002 den Verfall des beschlagnahmten Vermögens an. Rund 20 Millionen Euro sollten so an den Staat fallen. Die Regel soll sicherstellen, dass Straftäter aus ihrer Tat keinen Vorteil ziehen. Doch sie sieht eine Ausnahme vor: Gibt es Geschädigte, denen Schadensersatzansprüche zustehen, ist der Verfall nicht nötig. Schließlich bekommen in diesem Fall die Geschädigten ihr Geld zurück; der Täter hat keinen Vorteil. Die Comroad-Aktionäre wurden aber nicht als Geschädigte angesehen. Die Verfolgung von Insiderhandel und Kursbetrug diene dem Schutz des Wertpapierhandels, nicht dem von Aktionären. In Fiebigs Ohren klingt das wie Hohn. Erst 2010 führte ein Beschluss des Bundesgerichtshofs dazu, dass auch Aktionäre in solchen Fällen als Geschädigte angesehen werden. Rückwirkend gilt das nicht.

100-facher Gewinn

Schnabels Aktivitäten bei Nanomatic in Hongkong wecken derweil ungute Erinnerungen. Laut Handelsregister hat Nanomatic neun Aktionäre – kein Vergleich zum Massengeschäft früher. Doch einige Aktionäre fühlen sich getäuscht – mal wieder. So wurden zwei Schweizer Nanomatic-Aktionäre 2009 nach eigenen Aussagen mit rosigen Aussichten geködert. „Nanomatic stand angeblich kurz vor dem Börsengang. Mir wurde der 100-fache Gewinn in Aussicht gestellt“, sagt einer. Ein Businessplan der Nanomatic von Ende 2006 – da war Schnabel erst seit gut einem Jahr wieder auf freiem Fuß – stellte für 2008 einen Verkauf des Unternehmens für 840 Millionen Euro in Aussicht. Die beiden Schweizer investierten 1,3 Millionen Euro. Dafür bekamen sie kleine Aktienpakete – daran gemessen müsste Nanomatic mehrere Hundert Millionen Euro wert gewesen sein.

Wo Anleger am grauen Kapitalmarkt investierten
Ab aufs RevierInfinusDie sogar von der BaFin kontrollierte Infinus vertickte über Töchter Hochzinsanleihen. Nach der Razzia in Dresden kamen die Insolvenzen. Quelle: dpa
Windparks in NotProkon75.298 Anleger haben Geld bei Prokon investiert. Knapp acht Prozent von ihnen haben bisher gekündigt. 1.400 Millionen stehen jetzt auf dem Spiel. Wenden sich die Anleger ab, droht ein Notverkauf der Windräder. Quelle: dpa
Diese Jungs lassen's krachenS&KFonds sollen von den partywütigen S&K-Chefs Schäfer und Köller geplündert worden sein. Sie sitzen in U-Haft, Immobilienfonds sind pleite. Quelle: dpa
Unappetitliche InvestmentsDima24Dima24-Macher Malte Hartwieg (rechts) hat ein Vertriebs- und Fondskonglomerat aufgebaut, doch es gibt bei mehreren Fonds Probleme. Quelle: dpa Picture-Alliance
Häuslich eingerichtetFairvestaImmobilienhändler Fairvesta (Foto: Zentrale in Tübingen) kauft mit Anlegergeld Häuser, angeblich zu Schnäppchenpreisen. Quelle: Jörg Jäger für WirtschaftsWoche
Immer VollgasProsperia AGSlobodan Cvetkovic ist Chef des Fondsanbieters Prosperia AG und Miteigentümer des Autorennstalls Prosperia Abt Racing. Quelle: Screenshot
Schmieriges GeschäftProven Oil CanadaProven Oil Canada hat von 11.000 Anlegern 300 Millionen Euro für Ölinvestitionen eingesammelt, zahlt aber nicht mehr wie geplant aus. Quelle: dpa

Von Schnabels Vergangenheit wussten die beiden nichts. Sie waren von einem mehrfach vorbestraften Deutschen in Nanomatic gelockt worden. 2001 war der Ex-Vorstand der Skandalfirma Wabag zu acht Jahren Haft wegen Betrugs verurteilt worden. Wabag-Anleger hatten über 100 Millionen Euro in Recyclinganlagen und Biokraftwerke investiert, die nie gebaut wurden. Auch Max Strauß, Sohn der CSU-Legende Franz Josef Strauß, mischte als Jurist im Skandal mit.

Leicht veränderte Version von Comroad

Aus den Plänen der Nanomatic ist jedenfalls nichts geworden, Aktionäre fürchten den Totalverlust. Die letzte Bilanz, die sie bekamen, ist verheerend: Bei 54 000 Euro Umsatz entstanden 2013 knapp 930.000 Euro operativer Verlust. Der über die Jahre aufgelaufene Gesamtverlust beträgt knapp 3,2 Millionen Euro. Schon im Juli 2011 schrieb ein Nanomatic-Manager in einer E-Mail: „Wenn ein Produkt seit Jahren auf dem Markt ist und nicht wächst, spricht das für sich.“ Im Juni 2010 hatte derselbe Manager über Nanomatic geschrieben: „Offen gesagt, sind Produkt und Geschäftsmodell mehr oder weniger eine leicht veränderte Version von Comroad!!“ Schnabel weist das zurück. Nanomatic habe gute Produkte entwickelt, „die jedoch bisher nicht die erwartete Marktakzeptanz erreicht haben“.

Was Schnabel bei Nanomatic verdient, ist unklar. Laut Protokoll der Hauptversammlung vom 8. Mai 2015 sollten die Geschäftsführer ihre Entlohnung selbst festlegen. Schnabel sagt, das sei nur „üblicher Formalismus“. Da Nanomatic keinen Gewinn mache, bekämen die Chefs kein Gehalt.

Hauptgesellschafter von Nanomatic ist eine auf den Britischen Jungferninseln in der Karibik angesiedelte Finanzgesellschaft. Wer dahinter steht, bleibt offen. Im Handelsregister steht nur eine Treuhandgesellschaft. Ein Nanomatic-Manager wunderte sich 2010 in einer Mail, wer hinter der Finanzgesellschaft stecke, die Nanomatic finanziere.

Dazu befragt, weicht Schnabel aus: Es handle sich um „eine Partnerschaft aus mehreren Personen“. Ob er dazu zähle, will er nicht sagen. Auf der Nanomatic-Hauptversammlung wurde die Finanzgesellschaft jedenfalls gut vertreten: von Schnabel persönlich.

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