Zweifel gibt es bei diversen Ölinvestments auch an der Wirksamkeit der Kontrolle der Anlegergelder. Laut Ralph Wegner, ehemaliger Mitgesellschafter der Nordic Oil Beteiligungs KG, soll Matthias Sdrenka, Inhaber der Treuhandgesellschaft HVT, von 2009 bis 2011 ebenfalls Anteile an dieser KG gehalten haben. HVT soll im Sinne der Anleger die Mittel der Fonds kontrollieren. Nordic Oil bestreitet, dass Sdrenka seit 2009 Anteile an der KG gehalten hat und derzeit welche hält.
Der Verfall des Ölpreises kommt beim Verbraucher an
Das liegt im wesentlichen am Preisrutsch für Rohöl. Der Ölpreis hat sich jahrelang weitgehend in einem Preisband zwischen 100 und 115 Dollar für ein Barrel (159 Liter) der Nordsee-Sorte Brent bewegt. Diesen Korridor hat der Preis Anfang September verlassen und ist im Oktober nochmals kräftig abgestürzt, auf nur noch 85 Dollar. Die subjektive Wahrnehmung der Autofahrer, dass Benzin und Diesel immer teurer werden, wird von den Daten seit 2012 nicht mehr gedeckt.
Auf der Angebotsseite ist reichlich Öl vorhanden. „Die Reaktion der Produzenten lässt auf sich warten“, sagt der Hamburger Energieexperte Steffen Bukold. Saudi-Arabien, das innerhalb des Opec-Kartells sonst die Feinsteuerung des Marktes übernommen hat, will nicht allein seine Produktion kürzen. Dahinter steht ein Kampf um Marktanteile in Asien, wo für die Opec-Staaten die einzig wachsenden Absatzmärkte für ihr Öl liegen. Die Nachfrage nach Öl verläuft wegen der verhaltenen Weltkonjunktur zudem flau und kann den Preis nicht stützen.
Das ist mittelfristig denkbar, geht aber nicht so schnell. Manche Förderanlagen könnten unrentabel werden, wenn der Ölpreis noch weiter fällt und dauerhaft niedrig bleibt. Ob es dazu kommt, ist noch nicht absehbar. Zudem bekommen viele Förderländer - auch Russland - bei einem Ölpreis deutlich unter 100 Dollar ein Problem mit der Finanzierung ihres Staatshaushalts. Bislang allerdings liegt der durchschnittliche Ölpreis für 2014 immer noch bei 106 Dollar, nach 109 im Vorjahr. Das ist für die Ölländer noch kein schlechtes Jahr.
Nach dem Energiepreis-Monitor der European Climate Foundation sind die Preise für Energierohstoffe währungsbereinigt im September um 1,2 Prozent gefallen und gleichzeitig die Verbraucherpreise für Kraft- und Schmierstoffe um 0,4 Prozent gestiegen. Anders als in Frankreich und Italien. „Ein Teil des Anstiegs ist nur so zu erklären, dass fallende Rohstoffpreise nicht eins zu eins auf Verbraucherebene weitergegeben wurden“, heißt es in der Mitteilung der Stiftung. Die Branche bestreitet das: „Der harte Wettbewerb der Tankstellen in Deutschland sorgt dafür, dass der gesunkene Ölpreis über niedrigere Benzin- und Dieselpreise auch bei den Verbrauchern ankommt“, sagte ein Sprecher des Mineralölwirtschaftsverbandes (MWV) in Berlin.
Das kann niemand sagen. Schon bislang ist der Preisrückgang gebremst worden, weil der Euro gegenüber dem Dollar an Wert verloren hat. Für einen Euro bekommt ein Ölimporteur nur noch 1,28 Dollar, das sind 10 Cent weniger als vor ein paar Monaten. Deshalb braucht er mehr Euro, um die gleiche Menge Dollar für den Ölkauf aufzubringen. Fällt der Euro noch weiter, ist das schlecht für den Autofahrer. Der Ölpreis selbst hat nach unten vielleicht weniger Luft als nach oben. Gibt die Opec bei ihrer nächsten Sitzung im November ein klares Signal, dann kann der Preis auch schnell wieder in den alten Preiskorridor oberhalb von 100 Dollar zurückkehren, meint Ölexperte Bukold.
Belegt ist jedoch, dass Sdrenka 2009 die Markenrechte an Nordic Oil angemeldet hat und sie nach wie vor hält. Ebenfalls ungewöhnlich ist die räumliche Nähe: Kontrolleur HVT und Nordic Oil residieren unter der gleichen Hamburger Adresse: Neuer Wall 71.
Im grauen Ölmarkt ist Sdrenka kein Unbekannter. Er kontrollierte auch die Mittel von acht Proven-Oil-Fonds, die bei 11 000 Anlegern mehr als 300 Millionen Euro einkassiert haben. Geholfen hat Sdrenkas Kontrolle nicht: Bereits 2014 hat Proven Oil die Auszahlungen an die Anleger gestoppt.
„Das ist scheiße“
Auch bei Nordic Oil und deren US-Partnern gab es schon früh Zweifel an den Erfolgsmeldungen. „Die Bohrberichte, die wir intern zu sehen bekamen, waren weit weniger optimistisch als das, was die Anleger zu hören bekamen“, sagt Wegner. 2011 schied er nach eigenen Angaben im Streit mit dem derzeitigen Nordic-Chef Jan Warstat als Mitgesellschafter aus, weil er „zu viele unbequeme Fragen gestellt“ habe, wie er heute behauptet.
Der Start von Nordic Oil im US-Ölgeschäft war jedenfalls wenig erfolgreich. So meldete im September 2009 ein US-Subunternehmer für eine von Nordic finanzierte Quelle 2,5 bis 3,0 Barrel Öl pro Tag. Nordic-Oil-Chef Warstat kommentierte in einer der WirtschaftsWoche vorliegenden E-Mail: „Das ist Scheiße.“
Derzeit, so Nordic Oil, fördern die vom Fonds „Nordic Oil USA 1“ finanzierten Bohrungen in Südtexas gerade so viel, um die „operativen Kosten“ zu decken. Investitionen seien notwendig, um deutlich mehr Öl und Gas zu produzieren. Besser sehe es bei den beiden anderen Nordic-Oil-Fonds aus, deren Quellen mehr als nur die operativen Kosten erwirtschaften würden.
Woher kommt das Geld?
Dass Fonds und andere Beteiligungsvehikel trotz bescheidener Förderergebnisse und Ölpreis-Crash ihre Anleger noch pünktlich auszahlen, ist verwunderlich. Bei ECI argwöhnt Peter Kastell vom Branchendienst „FondsMedia“, dass Geld aus alten Fonds in neue umgeschichtet wurde. Ein Manager einer Online-Vertriebsplattform mit Sitz in Berlin, die ECI-Beteiligungen verkauft, kommt zum selben Schluss. ECI bestreitet dies kategorisch.
Auffällig ist, dass die Mehrzahl aller ECI-Fondsgesellschaften laut Geschäftsberichten keinen bilanziellen Gewinn abgeliefert hat. ECI kontert, die Beteiligungsergebnisse könne man nicht aus den Bilanzen herauslesen. Der Jahresüberschuss ergebe sich aus der Gewinn-und-Verlust-Rechnung. ECI sei nicht verpflichtet, diese Rechnung zu veröffentlichen. Anleger tappen weiter im Dunkeln.
„Die Bilanz eines geschlossenen Fonds ohne Gewinn-und-Verlust-Rechnung ist ein ideales Instrument zur Verschleierung schlecht laufender Geschäfte“, sagt der Koblenzer Graumarktexperte Heinrich Bockholt. Jahresfehlbeträge könnten sofort gegen das Eigenkapital in der Bilanz gebucht werden, ohne dass man sie als Verluste aus der Beteiligung ausweise.