Der Ölpreis setzte seinen Rückgang am Montag wieder fort. Die richtungsweisende Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um bis zu 4,5 Prozent auf 30,72 Dollar je Barrel (159 Liter). Am Freitag hatte sich Öl unter anderem wegen des Kälteeinbruchs in den USA und Europa, der den Heizenergie-Bedarf in die Höhe treibt, um zehn Prozent verteuert.
Ein Ende der weltweiten Rohöl-Überproduktion sei nicht in Sicht, warnte Jochen Stanzl, Analyst des Online-Brokers CMC Markets. "Saudi-Arabien sagte vergangene Woche, einen tiefen Ölpreis 'lange, lange Zeit' durchstehen zu können. Das hat die Hoffnung auf eine baldige Notsitzung der OPEC verringert." Wegen der weltweiten Ölschwemme ist der Preis für das "schwarze Gold" seit Mitte 2014 um rund 70 Prozent gefallen.
Was Sie über den Ölpreis wissen müssen
Da Öl ursprünglich in Fässern abgefüllt wurde - Barrel im Englischen -, wird diese Maßeinheit in der Branche bis heute verwendet. Ein Barrel sind 159 Liter.
Die steile Talfahrt begann Mitte 2014, bis Anfang 2016 hatte sich der Preis mehr als gedrittelt. Seitdem hat sich der preis wieder erholt, bleibt aber weiter weit hinter früheren Niveaus zurück. Hintergrund ist ein knallharter Wettbewerb zwischen den klassischen Ölförderern wie Saudi-Arabien und neuen Konkurrenten, die Rohöl mit der aufwendigen Fracking-Methode aus Schiefergestein lösen, allen voran in den USA.
Rohöl ist nicht gleich Rohöl. Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Sorten – je nach Region. Alleine der Finanzinformationsdienst Bloomberg listet mehr als 100 Stück auf, wovon allerdings nur wenige große Bedeutung haben. Als Richtwert am Finanzmarkt gilt das US-Rohöl West Texas Intermediate (WTI). Eine weitere wichtige Sorte ist das Nordsee-Öl Brent.
Bei den Ölsorten gibt es gravierende Unterschiede bei der Qualität, was auch zu merklichen Preisunterschieden führt. So kann etwa die Sorte North Dakota Sour in der Raffinerie nur schwer verarbeitet werden, weil sie stark schwefelhaltig ist. Das schlägt sich auch im Preis nieder.
Für US-Öl und Brent-Öl werden die Preise über das Spiel von Angebot und Nachfrage gebildet. Aber auch diese Sorten können eine Vielzahl von unterschiedlichen Preisen haben, was daran liegt, dass sie in sogenannten Future-Kontrakten gehandelt werden. Der Käufer erwirbt dabei Rohöl mit unterschiedlichen Lieferdaten. Der am meisten gehandelte und damit für die Anleger wichtigste Future-Kontrakt läuft über einen Monat.
Auch die Ölsorten des Ölkartells Opec (Organisation erdölexportierender Länder) sind für die Weltwirtschaft von hoher Bedeutung. Von der Opec-Zentrale in Wien wird einmal täglich der sogenannte Opec-Korbpreis ermittelt. Hierfür melden alle Mitgliedstaaten des Ölkartells ihre jeweiligen Ölpreise, dann wird der sogenannte Korbpreis aller 13 Opec-Sorten errechnet. Dieser Durchschnittspreis wird allerdings immer mit einem Tag Verzögerung veröffentlicht und spiegelt daher nicht die neueste Entwicklung wider.
Die Organisation der Ölländer Opec will den Preisrutsch aufhalten. Sie drängt ihr nicht angeschlossene Öl-Staaten zur Zusammenarbeit, um einen anhaltenden Verfall des Ölpreises zu stoppen. Man müsse das Problem des weltweiten Überangebots gemeinsam angehen, sagte der Generalsekretär der Organisation erdölexportierender Länder (Opec), Abdullah al-Badri, am Montag auf einer Konferenz in London.
Venezuela kämpft um Krisentreffen
"Wie man bei vergangenen Zyklen sehen konnte, steigen die Preise, sobald der Überhang kleiner wird." Das sei auch wichtig für Investitionen in neue Felder. "So, wie die Preise derzeit sind, ist klar, dass nicht alle der notwendigen künftigen Investitionen machbar sind."
Doch die Chancen für ein eigenes Opec-Krisentreffen stehen offenbar nicht gut. Bislang unterstütze den entsprechenden Antrag von Venezuela nur ein Mitglied, sagte Indonesiens Opec-Gouverneur Widhyawan Prawiraatmadja in Jakarta. Die Antworten der anderen Staaten stünden noch aus. Mehrere Golf-Staaten haben den Vorstoß zurückgewiesen.
Wegen des weltweiten Überangebots kostet Öl so wenig wie seit Jahren nicht mehr. Die Opec, der derzeit 13 Staaten angehören, habe im vergangenen Jahr zwar zum Überangebot beigetragen, sagte Al-Badri. Der Großteil sei aber auf die Länder zurückzuführen, die keine Opec-Mitglieder seien.
Öl-Dienstleister macht Verlust
Die Talfahrt der Ölpreise hat dem Industrie-Dienstleister Halliburton im vierten Quartal einen Nettoverlust von 28 Millionen Dollar eingebrockt. Im Vorjahresquartal stand noch ein Gewinn von gut 900 Millionen Dollar in den Büchern des texanischen Konzerns.
Unter Ausschluss von Abschreibungen und Sonderausgaben schlug sich der nach Schlumberger weltweit zweitgrößte Dienstleister der Ölbranche jedoch besser als von Analysten erwartet. Halliburton führte dies am Montag auf massive Sparmaßnahmen zurück. Der Umsatz brach um 42 Prozent auf 5,1 Milliarden Dollar ein. Halliburton stellt sich auch für 2016 auf Gegenwind ein.
Viele Öl- und Gasproduzenten haben bereits ihre Förderung gedrosselt und Investitionen zurückgefahren. Halliburton kündigte im Februar 2015 an, mehr als 6000 Arbeitsplätze zu streichen. Das sind bis zu acht Prozent der Belegschaft. Das Unternehmen aus Houston ringt zudem noch mit den Aufsichtsbehörden um Zustimmung für die Ende 2014 angekündigte Übernahme des kleineren Rivalen Baker Hughes. Halliburton-Chef Dave Lesar sagte, es müssten noch wettbewerbsrechtliche Bedenken ausgeräumt werden.