WirtschaftsWoche: Herr Stöferle, Sie sagen, an den Märkten regiere der Wahnsinn. Worin besteht der Ihrer Meinung nach?
Stöferle: Staatliche Preisfestlegung funktioniert weder auf den Gütermärkten noch auf den Finanzmärkten, zumindest nicht ohne massive Nebenwirkungen. Die stärksten Verzerrungen löst die künstlich tiefe Preisfestsetzung der Zinsen aus. Notenbanker, welche quasi den Preis für Geld bestimmen, meinen mit Nullzins- bzw. Negativzinspolitik Gutes zu tun. Aufgrund dieser Geldpolitik werden Anleger immer tiefer ins Risiko getrieben, um überhaupt eine Rendite zu erzielen. Das Chance-Risiko-Verhältnis für Anleger und Sparer ist dadurch völlig aus den Fugen geraten.
Wo beobachten Sie das konkret?
Speziell im Bereich der Anleihen sind Anzeichen einer Blase evident. Nicht nur vermeintlich sichere Staatsanleihen bieten lediglich renditeloses Risiko, insbesondere Unternehmensanleihen und auch Junk-Bonds, also Schrottanleihen, sind mittlerweile extrem teuer. Notenbankpolitik funktioniert eben nicht wie ein Skalpell, sondern wie ein Vorschlaghammer. Die Konsequenzen monetärer Stimuli manifestieren sich oft erst später. Obwohl die Notenbanker und Politiker glauben, man könne das Wirtschaftswachstum und Inflation wie ein Heizungsthermostat regeln, lehrt uns die Geschichte etwas Anderes.
Zur Person
Ronald-Peter Stöferle ist seit 2013 Investment-Manager des liechtensteinischen Fondsanbieters Incrementum. Das Geld seiner Kunden legt er nach den Prinzipien der Österreichischen Schule der Nationalökonomie an. Der anerkannte Goldexperte war zuvor sieben Jahre lang im Research der österreichischen Bank Erste Group tätig. Seinen gefragten "Goldreport" veröffentlicht er hier.
Wir steuern also erneut auf eine Katastrophe zu?
Ob es eine Katastrophe wird, kann ich nicht sagen. Fakt ist jedoch, dass die Schuldenstände der Industriestaaten immer weiter steigen und die politische Realität offensichtlich keine substanziellen Kürzungen des Staatshaushaltes zulässt. Wenn sich diese Entwicklung so fortsetzt, wird das Vermögen vieler Sparer und Anleger am Ende deutlich weniger wert sein. Langfristig läuft es darauf hinaus, dass entweder Schulden gestrichen werden, was im Gegenzug zur Streichung von Sparvermögen und Deflation führt, oder Vermögen direkt per Besteuerung oder indirekt durch Inflation enteignet werden. Diese Maßnahmen können auch kombiniert werden. In jedem Fall bedeutet dies einen enormen Vermögenstransfer, welcher für Anleger Chance wie Risiko zugleich sein kann.
Zum Buch
Zusammen mit seinem Kollegen Mark Valek, wie Stöferle Investment-Manager bei Incrementum, und dem Wirtschaftsphilosophen Rahim Taghizadegan, Gründer des Instituts für Wertewirtschaft in Wien, schrieb Stöferle das Buch "Österreichische Schule für Anleger". Erschienen ist es im Juni 2014 im Münchner Finanzbuch-Verlag.
Sprechen wir zuerst von den Risiken. Was wird passieren, wenn Finanzmarktkrise und Rezession mit noch größerer Wucht zurückkehren?
Die große Frage ist, wann die Notenbanken erkennen, dass all ihre extremen Interventionen nicht für den selbsttragenden Aufschwung sorgen. Nach 2008 konnten sie noch die Zinsen senken und Anleihekäufe starten; die Staaten konnten noch Konjunkturpakete schnüren. Heute ist hier deutlich weniger Handlungsspielraum vorhanden und zudem nimmt der Grenznutzen der monetären Stimuli sukzessive ab. Die Dosis müsste also nochmals wesentlich höher sein, um einen Effekt zu erzielen. Irgendwann wird das unglaubwürdig und die Gefahr besteht, dass die Marktteilnehmer das Vertrauen in das Geld aus der Notenpresse verlieren.
Welche Auswirkungen hätte das?
Dies wäre von starker Abwertung von Papiergeld gegenüber Rohstoffen und damit einhergehend deutlich höheren Inflationsraten begleitet. Eine ähnliche Situation gab es bereits in den Jahren 1977 bis 1981. Nur noch wenige wissen, dass die Amerikaner damals sogar Anleihen in Schweizer Franken begeben mussten, weil das Vertrauen in den Dollar so geschwächt war. Die Kaufkraft des Dollars halbierte sich innerhalb dieser kurzen Zeitperiode. Das Vertrauen konnte US-Notenbankchef Paul Volcker damals nur durch die massive Erhöhung der Zinsen auf unvorstellbare 20 Prozent und auf Kosten zweier starker Rezessionen zurückgewinnen. Es bedarf offenbar eines Gesundschrumpfens, denn das schuldeninduzierte Wachstum ist keine langfristig orientierte nachhaltige Entwicklung.
"Ich fürchte die stete Sozialisierung des Systems"
In Ihrem Buch kritisieren Sie, das geschaffene Wachstum sei nur quantitativ, aber nicht qualitativ. Wie sähe denn qualitatives Wachstum aus?
Qualitatives Wachstum beruht auf sinnvollen Investitionen aus unternehmerischer Sicht. Die Konjunkturpakete à la Keynes manifestieren sich hingegen beispielsweise in den Geisterstädten Chinas oder Brücken in Japan, die ins Nirgendwo gebaut werden. Das alles passiert nur, um etwas Wachstum zu erzeugen. Das heißt, wenn wir einen Schuldenabbau sehen, dann rumpelt es im System. An diesem Punkt sind wir angekommen.
Wo wird die Krise ihrer Meinung nach diesmal zuerst in Erscheinung treten?
Um unseren Berater im Advisory Board James Rickards, einen der weltweit bekannteste Vertreter der so genannten Komplexitätstheorie, zu zitieren: Es ist nicht möglich, im Vorhinein herauszufinden, welche Schneeflocke die Lawine auslöst. Aber es ist sehr wohl möglich, die Gefahr einer Lawine aufgrund der angehäuften Schneemenge einzuschätzen. Ich kann dieser Analogie einiges abgewinnen. Das System ist seit 2008 definitiv nicht stabiler geworden. Die größten Banken sind noch größer, die Volumen der Wertpapierwetten außerhalb der regulierten Börsen sind ebenfalls weiter gewachsen. Potenzielle „Schneeflocken“ für die nächste Lawine gibt es genug. Die Kredit- und Immobilienblase in China wird immer wieder als Gefahr genannt. Als Indikator für potenziell unruhigere Zeiten würde ich jedenfalls die Risikoprämien für Anleihen genau beobachten, denn wenn die Marktteilnehmer die Sicherheit der Anleihen hinterfragen, könnte die derzeitige Aktienrally zu einem jähen Ende kommen.
Was Investoren für die lukrativste Geldanlage halten
Das Meinungsforschungsinstitut Forsa befragt einmal jährlich im Auftrag von pro aurum die Deutschen nach ihren Anlagestrategien. Hier die Ergebnisse vom Juni 2015 - im Vergleich zu den Vorjahren. Zuerst wurden den Bürgern fünf Geldanlagen genannt, mit der Bitte, anzugeben, welche davon aus ihrer Sicht derzeit am besten als langfristige Geldanlage mit mindestens drei Jahren Laufzeit geeignet ist.
Gold platziert sich zum fünften Mal in Folge an erster Stelle, diesmal allerdings deutlicher vor Aktien, die seit 2011 Zuwächse erzielten, aber aktuell in der Anlegergunst gesunken sind: 30 Prozent der Bürger würden sich heute für Gold entscheiden, weil sie vermuten, dass diese Anlage nach mindestens drei Jahren Laufzeit im Vergleich zu den vier anderen Geldanlagen den meisten Gewinn bringt. Gold konnte somit um zwei Prozentpunkte zulegen.
Nur noch 23 Prozent halten Aktien für besonders lukrativ, wenn es um langfristige Geldanlagen geht. Im Vorjahr hatte dieser Wert mit 27 Prozent offenbar einen Gipfel erreicht.
Es folgen Fondsanteile mit zwölf Prozent. Fonds sind in der Gunst der Anleger wieder leicht gegenüber dem Vorjahr gestiegen. 2013 hatte dieser Wert mit 13 Prozent noch ein Hoch erreicht, war aber 2014 auf elf Prozent zurückgefallen.
Fest- beziehungsweise Termingeld hielten sieben Prozent der Befragten für die lukrativste langfristige Geldanlage. Seit 2011 ist diese Anlageklasse deutlich ins Hintertreffen geraten, damals glaubten noch 22 Prozent der Befragten, Termin- und Festgelder würden auf drei Jahre betrachtet den meisten Gewinn abwerfen.
Drei Prozent nannten Anleihen als aussichtsreichste Anlageklasse, im Vorjahr waren es nur zwei Prozent. Anleihen spielen somit für Privatanleger praktisch keine Rolle. Ernüchternd: Knapp jeder vierte Bürger (24 Prozent) kann nicht sagen, welche dieser Anlagen am besten geeignet wäre, um langfristig möglichst viel Gewinn zu erzielen. Die Angaben "weiß nicht" oder "keine davon" kamen bereits in den Vorjahren ähnlich häufig vor.
Und was würde im schlimmsten Fall passieren?
Ich bin eigentlich Optimist und glaube nicht an den bevorstehenden Weltuntergang. Nichts desto trotz ist eine stete Sozialisierung des Systems mit immer tieferen Einschnitten in das Privatleben ein Szenario, welches ich fürchte. Eine stetig steigende Staatsquote erfordert immer mehr Einnahmen aus Steuern und Gebühren. Um diese Gelder einzutreiben wird vor immer weniger zurückgeschreckt. Der Staat forciert sukzessiv den bargeldlosen Geldverkehr. Auch eine „Japanisierung“ unserer Wirtschaft kann ich mir gut vorstellen. Das Gefahrenpotenzial aus Japan wird meiner Meinung nach generell unterschätzt. In Japan beträgt die Inflationsrate bereits 3,5 Prozent. Die zehnjährigen Staatsanleihen bringen nur mehr eine Rendite von unter 0,6 Prozent – ein schlechtes Geschäft für die Pensionskassen. Die Schulden müssen früher oder später beglichen werden. Entweder durch einen Schuldenschnitt, unter dem auch die Privatbevölkerung – allen voran die Pensionäre - massiv leiden würde, oder durch eine massive Abwertung der Währung. Es kann auch eine Kombination aus beidem sein. Die finanzielle Repression – also der reale Verlust von Vermögen - wird zunehmen.
Die Inflation ist hierzulande niedrig, im Gegenteil herrscht die Sorge vor fallenden Preisen vor. Besteht also überhaupt die Gefahr stark steigender Inflationsraten?
Man muss fallende Preise, also Preisdeflation, von einer Schrumpfung der Kreditmenge, oder monetärer Deflation unterscheiden. Als Privatperson fürchten wir uns eigentlich gar nicht vor fallenden Preisen, im Gegenteil. Leicht fallende Preise stellen in einem gesunden Geldsystem grundsätzlich kein Problem dar. Unser derzeitiges Schuldgeldsystem benötigt jedoch permanente Geldmengenausweitung und ständige Preisinflation. Preisdeflation ist in diesem Geldsystem ein Symptom von schrumpfenden Kreditmengen und hat unangenehme Auswirkungen auf die Realwirtschaft.
Welche Folgen sehen Sie?
Bei Deflation würden sich die Steuereinnahmen massiv verringern, die Banken hätten weder Spareinlagen noch Kreditnachfrage. Es würde eine Spirale drohen, in der es schnell eine Bank nach der anderen erwischt. Kreditdeflation ist für die Gesellschaft sehr schmerzhaft. Aufgrund der hohen Schulden der Staaten und mittlerweile auch der Unternehmen und Privatleute können die Realzinsen aber nicht mehr ansteigen, weil höhere Zinsen der Todfeind für die hochverschuldeten Staaten ist. Ohne höhere Zinsen fehlt den Staaten wiederum der Anreiz zu mehr Haushaltsdisziplin. Der einzige Ausweg bleibt Inflation. Die systemische Inflationssucht stammt aus unserem derzeitigem Geldsystem.
"Anleger sollten gegen den Mainstream investieren"
Glauben Sie nicht an die Wirkung einer Schuldenbremse, wie wir sie nun haben und die sogar anderen Regierungen als Vorbild dient?
Papier ist geduldig. Im Schnitt sind wir in der Euro-Zone schon bei einer Schuldenquote von mehr 92 Prozent des Bruttoinlandsproduktes, obwohl die Maastricht-Kriterien für die Euro-Länder nur 60 Prozent erlauben - und eine Trendumkehr ist nicht in Sicht. Das Recht wird gebeugt und Herr Draghi bereitet den Markt auf Anleiheankäufe in Billionenhöhe vor. Jeder integre Mensch mit etwas Wirtschaftsverständnis muss wissen, dass dies reine Staatsfinanzierung ist, die der EZB per Statut eigentlich verboten ist. Auch in den USA wird die gesetzlich verankerte Schuldengrenze fast seit 100 Jahren regelmäßig nach oben gesetzt und ist somit reine Makulatur. Nichts für ungut, eine gesetzliche Schuldenbremse kann – wenn es hart auf hart kommt - so schnell wieder aufgehoben werden, wir sie eingeführt wurde.
Sehen Sie Konstruktionsfehler bei der Gemeinschaftswährung?
Ich würde nicht sagen, dass der Euro besser oder schlechter als der Dollar ist. Ich finde auch, dass Draghi ein ganz gutes Krisenmanagement hinbekommen hat. Ich glaube sogar, dass der Euro länger überleben wird, als viele Skeptiker vermuten. Aber zum Beispiel das Rotationsprinzip, nach dem nicht immer alle Länder bei der Notenbank stimmberechtigt sind, gefällt mir nicht. Die Interessen der südlichen Länder sind ganz klar andere als die der nördlichen Länder. Klar ist jedenfalls, dass mittels einer Weichwährungspolitik noch niemals Wohlstand geschaffen wurde.
Der Euro hat sich bislang recht robust gezeigt, der Dollar hat sich erholt.
Meine Bedenken gegenüber den heutigen ungedeckten Währungssystemen sind viel grundsätzlicherer Natur. In Frage zu stellen ist meiner Meinung nach das Teilreserve-Bankensystem, in dem Geschäftsbanken Geld aus dem Nichts schaffen können und Zentralbanken bei einer Kreditdeflation mit massiven Zentralbankausweitungen Inflation erzeugen müssen. Geld aus dem Nichts zu Schöpfen hat schwerwiegende Konsequenzen auf die Realwirtschaft. Ludwig von Mises hat bereits vor über 100 Jahren in seiner Habilitation „Die Theorie des Geldes und der Umlaufmittel“ ausführlich auf die Probleme eines solchen Systems hingewiesen. Es wäre wirklich wünschenswert, wenn auf den Universitäten diese Thematik eingehender gelehrt würde und letzten Endes auch verstärkter politischer Druck gegen ein solches, systemisch krisenanfälliges Geldsystem entstehen würde, was aber derzeit leider beides nicht ansatzweise zu passieren scheint.
Angesichts ihrer fundamentalen Kritik an der Wirtschafts-, Finanz- und Geldpolitik: Was sollen Privatanleger unter diesen Voraussetzungen mit ihrem Geld machen?
Ich denke, dass wir in unserem Buch kritischen Investoren, welche nicht mit der Masse mitschwimmen wollen, zahlreiche sehr relevante Konzepte und Denkanstöße bieten. In Folge der permanenten Marktinterventionen wird es meiner Meinung nach leider immer wichtiger aktiv und kurzfristig zu agieren. Dies könnte konkret bedeuten, dass man – auch wenn die Party an den Aktienmärkten noch in Gange ist und alle tanzen - sich vielleicht schon nahe am Ausgang positionieren sollte, sobald die Musik abrupt stoppt. Im Moment scheint steigende Inflation für die Marktteilnehmer und vor allem die Notenbanken keine Gefahr darzustellen. Dies ist unserer Meinung nach eine höchstinteressante Opportunität, nachdem der Konsenus weiterhin Angst vor dem Deflationsgespenst hat. Insofern macht eine höhere Allokation in inflationssensitiven Anlageklassen wie zB. Gold- und Silberaktien, Energietiteln und Rohstoffen definitiv Sinn. Dies machen wir im Moment auch in unserem Fonds.
"Gold im Depot ist wichtig als Cash-Ersatz"
Ist Gold nicht schon wieder relativ teuer?
Sicher würde ich Gold nicht zu jedem Preis kaufen, man muß jedoch zwischen Versicherungsgold und Performancegold unterscheiden. Physisches Gold sollte ein wesentlicher Bestandteil jedes Portfolios sein, nachdem es die einzige Währung ist, die keinerlei Gegenparteienrisiko trägt.
Wie lange sollten Anleger Gold halten?
Ein gewisser Goldanteil macht immer Sinn. Aber ich bin auch kein radikaler Goldfundamentalist. Ich freue mich auch darüber, wenn das Umfeld wieder besser und Zinsen wieder höher sind. Dann ist es wieder an der Zeit, Goldbestände abzubauen und Gold im Depot geringer zu gewichten. Wichtig für den Goldpreis sind eben die Opportunitätskosten und da speziell die Realzinsen. Aber solange die Realzinsen sehr niedrig oder sogar negativ sind, macht es aus meiner Sicht Sinn, Gold zu halten.
Die wichtigsten Fakten zu Gold
Die gesamte Goldnachfrage im dritten Quartal 2014 betrug 929,3 Tonnen. Damit ist die Nachfrage um 2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (Q3'13: 952,8) gefallen.
Quelle: World Gold Council
Die weltweite Nachfrage nach Schmuck betrug im dritten Quartal 2014 insgesamt 534,2 Tonnen und ist damit um vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr (Q3'13: 556,3) gefallen.
Die Nachfrage des Technologiesektors belief sich im dritten Quartal 2014 auf 97,9 Tonnen und fiel, verglichen mit den 103,1 Tonnen im dritten Quartal 2013, um fünf Prozent.
Die Nachfrage nach Goldbarren und -münzen ist im dritten Quartal 2014 deutlich gesunken – auf 245,6 Tonnen. Ein Minus von 21 Prozent im Vergleich zu 2013 (Q3: 312,3).
Dass die Gesamtnachfrage nach Gold gefallen ist, ist auch auf die Abflüsse aus Gold-EFTs zurückzuführen. Im dritten Quartal 2014 beliefen sich diese auf 41,3 Tonnen. Allerdings ist das deutlich weniger als im Vorjahr. Im dritten Quartlal 2013 betrugen sie noch 120,2 Tonnen.
Die Nettoeinkäufe von Zentralbanken betrugen im dritten Quartal 2014 92,8 Tonnen. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einem Rückgang von neun Prozent (Q3'13: 101,5).
Die Goldnachfrage im Investment belief sich im dritten Quartal 2014 auf 204,4 Tonnen. Das ist eine minimale Steigerung von sechs Prozent, im Vorjahresquartal waren es 192 Tonnen.
Rechnen Sie mit einem weiteren Preisanstieg bei Gold?
Ein Goldanteil im Depot ist wichtig – und zwar nicht als Investment, sondern als Cash-Ersatz. Das ist Geld, das sich im Laufe der Jahrhunderte einfach durchgesetzt hat. Der Goldbestand kann nicht einfach inflationiert werden. Was den Goldpreis angeht: Beim Gold ist das Stimmungsbild derzeit extrem negativ. Gold interessiert im Moment niemanden mehr. Auf der anderen Seite hat der Goldpreis seit Jahresanfang doch deutlich zugelegt. Ich bin zuversichtlich, dass diese mehrjährige Korrekturphase jetzt zu Ende ist. Es könnte für Gold also gut weiter aufwärts gehen.
Die Anleger haben sich vom Gold doch abgewendet, weil die Krise ihren Schrecken verloren hat. War das falsch?
Gold ist ein irrsinnig emotionales Thema. Nirgendwo sonst sind die Diskussionen so leidenschaftlich. Bei Aktien oder Staatsanleihen ist niemand so euphorisch oder pessimistisch. Aber wenn man Gold mit den üblichen Argumenten negiert, dass es keinen Zins einbringt und hochspekulativ sei, so ist das eine gewisse Ignoranz der Geschichte gegenüber. Im Zuge von großen Krisen oder einer Neuordnung des Weltwährungssystems sind die Menschen immer zu Gold zurückgekehrt. So wird es in Zukunft auch immer wieder sein.
Sie bezeichnen es selbst als einen der größten Anlegerfehler, aus der Historie auf die Zukunft zu schließen und dass niemand wüsste, wie die ganzen Geldexperimente ausgehen. Wäre nicht auch ein ganz neues Szenario denkbar?
Das kann natürlich auch passieren. Aber ich glaube, dass der Markt im Zuge der Geschichte einfach Gold - und teilweise auch Silber - auserkoren hat, weil es die besten Eigenschaften für eine Währung hat. Es gibt eben gute Gründe dafür – auch wenn das nicht bedeuten muss, dass es auch in Zukunft so bleibt. Das zeigen zum Beispiel die Krypto-Währungen wie etwa Bitcoins. Im Zuge einer Krise werden die Menschen aber wieder auf das Vertrauen, was schon in der Vergangenheit funktioniert hat. Die Generation unserer Eltern kauft Gold aus Angst vor Inflation. Die Nachfrage aus den Schwellenländern, allen voran China und Indien, ist mittlerweile dominant. In diesen Ländern ist es ganz normal, dass Gold als Geld angesehen wird. Zwar nicht für die täglichen Einkäufe, aber es wird einfach in Gold gespart. Der allmählich steigende Wohlstand dort ist auch ein gutes Argument für Gold.
"Das Problem ist die Geldsystemkrise"
Sehen Sie noch Alternativen zu Sachwerten wie Gold, Aktien und Immobilien?
Anleger können natürlich auch immer auf fallende Kurse setzen. Das ist vielen nicht sympathisch, macht aber auch aus Absicherungsgründen einfach Sinn. Auf der anderen Seite ist es durchaus sinnvoll, selbst unternehmerisch tätig zu werden. Investitionen in Bildung bringen vermutlich die beste Rendite. Zusätzlich sollte man sich nach alternativen Anlageklassen umsehen, etwa Direktbeteiligungen oder Venture Capital. Es gibt schon viele Möglichkeiten abseits des Mainstreams, auch wenn sich einige davon nicht für jede Brieftasche eignen.
Diese Anlagevarianten können aber einen sehr langen Anlagehorizont bedeuten.
Für Investoren werden die kommenden zehn Jahre ganz anders aussehen als die vergangenen 20 Jahre. Das klassische Kaufen und Halten ist meiner Meinung nach nicht mehr opportun in diesem Markt. Es gibt einen Paradigmenwechsel und das klassische ausgewogene Portfolio mit 80 Prozent Anleihen und 20 Prozent Aktien hat ausgedient. Das wird sich in den nächsten Jahrzehnten nicht rentieren. Anleger sollten umdenken: Nicht die Finanzmarkt- oder Staatsschuldenkrise ist das Problem, sondern eine Geldsystemkrise. Darüber sollte man sich Gedanken machen.
Sie empfehlen im Grunde eine Guerilla-Taktik bei der Geldanlage?
Man muss im Blick haben, wie viel Einfluss die privaten Anleger gegenüber den institutionellen Investoren auf den Markt haben. Die institutionellen Investoren haben oft aufgrund ihrer Regularien nicht einmal die Möglichkeit, sich so wie ein Privatanleger zu positionieren. Zum Beispiel sind dem Institutionellen Investor Edelmetallpostionen oftmals grundsätzlich untersagt oder es werden nur marginale Quoten aufoktroyiert. Darin sehe ich für Privatanleger einen wesentlichen Vorteil und eine wirklich große Chance – auch wenn die institutionellen Anleger mit wesentlich größeren Anlagesummen die Preise stärker beeinflussen.