Doch so wird es nicht kommen. Eine EU, die dauerhaft stagniert, wird zunehmend unter Druck kommen. Die Unzufriedenheit in der Bevölkerung wird weiter zunehmen, weil wir zwar auf hohem Wohlstandsniveau verharren, jedoch keine Zuwächse erzielen. Bekanntlich ist es emotional viel besser, reicher zu werden, als reich zu sein. Erschwerend kommen die Kosten der alternden Gesellschaft hinzu, die erhebliche Verteilungskonflikte mit sich bringen wird.
Um die Bevölkerungen zufrieden zu stellen und die Existenzberechtigung der EU zu sichern, werden die Politiker in Brüssel und in den Nationalstaaten in Kooperation mit der EZB ein breites Arsenal an Maßnahmen umsetzen. Da sie weder die Erwerbsbevölkerung deutlich vergrößern können, noch die Produktivität steigern, dürften es letztlich nur Strohfeuer sein, die temporär die Wirtschaft beleben, bevor diese wieder auf das tiefere Trendwachstum zurückfällt. Was bleiben wird, sind höhere Schulden.
Sehr gut zu beobachten war das in den letzten Jahrzehnten in Japan. Im Versuch, die Folgen einer Finanzkrise gepaart mit schrumpfender Erwerbsbevölkerung zu bekämpfen, hat die Regierung ein Konjunkturprogramm nach dem nächsten aufgelegt, flankiert von einer Bank of Japan, die bereitwillig Geld immer billiger machte. Damit hat sie letztlich die Volatilität an den Märkten erhöht.
Staatliche Interventionen an der Börse nutzen
Volatilität heißt: Es geht auch noch oben! Immer wenn ein Programm angekündigt wird, dürften die entsprechenden Aktien steigen: Finanzierung von Breitbandtechnologie (Telekomfirmen), Straßenbau (Bau), Bildung (Bau und Dienstleister), Sicherheit (Rüstungs- und Sicherheitstechnik), aber auch Bürgergeld/Konsumgutscheine (dauerhafte Konsumgüter) sind denkbare Felder. Ebenfalls dürfte versucht werden, die Banken zu sanieren, zum Beispiel indem die EZB faule Kredite aufkauft. Dies mit dem Ziel, die Kreditvergabe anzukurbeln, was ebenfalls nur temporäre Effekte zeigen wird, da angesichts der fundamental geringen Wachstumsaussichten der Anreiz zu investieren gering ist. Siehe auch hier Japan.
Wer mag, kann diese Interventionszyklen an den Märkten spielen und so versuchen, die sonst mageren Renditen – siehe Kommentar vergangene Woche – aufzubessern. Wird interveniert, steigen die begünstigten Branchen und Zykliker; verpufft der Effekt, werden die Langweiler wieder gefragt.
Losgehen dürfte es demnächst. Zunächst wird den Staaten erlaubt, wieder größere Defizite zu machen. Danach wird die EZB dazu übergehen, laufende Defizite zu finanzieren, perspektivisch auch Schulden zu annullieren. Die Helikopter sind in der Ferne schon zu hören. Wir halten an der langfristigen Strategie fest und spielen nur ein wenig an der Gewichtung zwischen Liquidität und Aktien und mit der Auswahl der Sektoren. Mehr nicht.