Top-Aktien Giganten der Schwellenländer

Globale Champions finden sich längst nicht mehr nur in Industriestaaten. Wir stellen Ihnen die Top-Unternehmen der Schwellenländer aus zehn Branchen vor und zeigen, wo für Anleger die größten Chancen liegen.

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Eine startende Maschine von Air China am Flughafen Peking. Quelle: Reuters

Air China (Luftfahrt): Preiswert nach starkem Kursverfall

China baut seinen Luftverkehrsmarkt rasant aus: In den kommenden fünf Jahren will die Regierung umgerechnet 180 Milliarden Euro in den Ausbau des Flugverkehrs investieren. Es ist der Bau von 45 neuen Flughäfen und die Anschaffung von 700 Flugzeugen geplant.

"Wir wollen unsere Luftfahrtindustrie insgesamt stärken und führende Carrier heranziehen", sagte Li Jiaxiang, Chef der Civil Aviation Administration of China (CAAC). Er hütet sich zwar davor, Firmennamen zu nennen. Doch Kennern ist längst klar: Chinas internationale Flaggschiff-Fluglinie Air China wird mit dabei sein - und kräftig von den staatlichen Aufträgen profitieren.
Auslandsmarkt im Visier

Zwar haben andere chinesische Fluglinien Air China inzwischen nach Passagierzahl und Umsatz überholt, doch das geht hauptsächlich auf die neue Flugfreude der Chinesen im eigenen Land zurück. Mehr Masse bei der Konkurrenz bedeutet aber keineswegs auch mehr Profitabilität.

Das sehr viel lukrativere und margenträchtigere weltweite Netz nach Frankfurt, Los Angeles, Singapur oder Moskau wird weiterhin die einzige wirklich internationale Linie des Landes, Air China, aufrechterhalten. Da die Einbindung Chinas in die Weltwirtschaft immer weiter steigen wird, werden die Gewinne auch künftig weiter steigen - was langfristig auch für den Aktienkurs gelten dürfte.

Derzeit notiert Air China weit unter seinem Höchstkurs. Grund dafür sind jedoch keine Schwächen des Konzerns. Vielmehr belasten die sinkenden chinesischen Exporte und die allgemeine Furcht vor einer weltweiten Rezession aufgrund der europäischen Schuldenkrise. Als im November das angesehene japanische Wertpapierhaus Daiwa die gesamte chinesische Luftfahrtindustrie von "kaufen" auf "halten" zurückgestuft hatte, war auch Air China mit einem herben Kursrückgang betroffen.

Doch wie alle Schwellenländer-Investments ist auch die Aktie von Air China eher etwas für ein langfristiges Engagement - in der Erwartung, dass Chinas Bedürfnisse nach Mobilität und einer stärkeren Anbindung an die westlichen Industrienationen von Dauer sind. Auf kurze Sicht allerdings schwanken Schwellenländer-Aktien stets noch mehr als die Titel in Europa und an der Wall Street. Starke Nerven sind deshalb nötig.

Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von acht kostet Air China gemessen an seinem Gewinn nur halb so viel an der Börse wie die Deutsche Lufthansa. Dieser Bewertungsabschlag sollte nicht von Dauer sein.


Dongfeng (Auto): Weltmarktführer bei leichten Lastwagen

Die Folgen des Erdbebens in Japan und die Flutkatastrophe in Thailand haben Toyota, die Nummer eins der Welt, schwer getroffen: Die Aktie rauschte in die Tiefe - und als Symbol für die Krise werden die Japaner in diesem Jahr die Weltmarktführerschaft an General Motors oder Volkswagen abgeben müssen. Die Karten in der Autoindustrie werden neu gemischt

Den großen Herausforderern in den Schwellenländern, wie den chinesischen Herstellern SAIC, Dongfeng Motor und Guangzhou sowie den indischen Unternehmen Tata Motors und Maruti Sukuzi India, fehlt zwar noch ein weltweites Netz und eine globale Volumenmarke. Doch die Profitabilität ist auch jetzt schon oftmals hoch.
Niedrige Börsenbewertung

Der heimliche Star ist Dongfeng. Der Autobauer ist zugleich der weltweit größte Hersteller leichter Lkws. Analysten sind voll des Lobes. In den nächsten Jahren will das Unternehmen seinen Absatz auf 2,3 Millionen Fahrzeuge verdoppeln. Die Experten von Asia Investor raten zum Kauf der Aktie, obwohl der Nettogewinn infolge kräftiger Investitionsausgaben zuletzt schrumpfte.

Ende der 60er-Jahre ließ Mao Zedong persönlich den Autohersteller mitten in der Provinz Hubei, tief im Inland, gründen, während die Industrie sich noch an der Küste ballte. Eine Spezialisierung auf solide Nutzfahrzeuge hat dem Unternehmen im chinesischen Bauboom volle Auftragslisten beschert. Seine Allianz mit Nissan und PSA Peugeot Citroen erwies sich als produktiv: Modelle wie der Qashqai von Nissan oder der Peugeot 308 sichern

Dongfeng auch auf dem Privatkundenmarkt hohe Absatzzahlen

Die Zukunft des Unternehmens liegt jedoch in den benachbarten Schwellenländern. In Thailand stellt Dongfeng zusammen mit einheimischen Partnern Lieferwagen her, die sich als günstige Alternative zu den bekannten Weltmarken etabliert haben.

Eines ist sicher: Die Schwellenländer in Fernost brauchen auf absehbare Zeit immer mehr Lastwagen - ihre Bevölkerung wächst schnell; zudem bauen diese Länder jetzt erst ihr Straßennetz und die Städte aus. Die strategische Ausrichtung von Dongfeng Motor auf Nutzfahrzeuge und auf diese Märkte ist zukunftsträchtig.

Anleger, die bereit sind, sich auf riskante Schwellenland-Werte einzulassen, können Dongfeng-Aktien derzeit vergleichsweise preiswert einkaufen. An der Börse wird das Unternehmen momentan mit dem 7,4-fachen Jahresnettogewinn bewertet. Zum Vergleich: Der Weltmarktführer Toyota kostet den zwölffachen Gewinn - ist also 35 Prozent teurer.


Gazprom (Öl und Gas): Profitabel und preiswert wie kein anderer

Händler mit einem guten Händchen für Osteuropa betrachten die Aktie des russischen Energieriesen Gazprom seit vielen Jahren als "krass unterbewertet". Das ist sie auch. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 3,5 ist der Titel so billig wie noch nie. An der Börse kostet Gazprom nur noch so viel, wie der Konzern in dreieinhalb Jahren netto verdient.

Dabei ist der weltgrößte Gasförderer mit einer Netto-Umsatzrendite von 26,9 Prozent so profitabel wie kein anderer Versorger der Welt. Anleger lassen Aktien von Gazprom trotzdem kalt: An der Micex-Börse in Moskau kostet eine Aktie genauso viel wie im Januar -im dollarbasierten RTS-Handel sogar zehn Prozent weniger.

Wieso meiden Anleger Gazprom-Aktien, obwohl der Konzern so gute Zahlen vorlegt? Vermutlich ist die Skepsis auf generelle Vorbehalte gegenüber Russland zurückzuführen: Gazprom gehört mehrheitlich dem Staat und gilt als politisch gesteuert. Der Konzern wird praktisch wie eine Behörde und nicht wie ein Unternehmen geführt. Wenn es um Transparenz und Effizienz geht, hat das Unternehmen ebenso große Defizite wie in der Aktionärspolitik: Bis 2006 hat der Konzern keine Dividende gezahlt - das ist beispiellos unter den Großen in der Öl- und Versorgerbranche.

Die Mehrheit der Analysten betrachtet die politischen Risiken als mehr als "eingepreist" - und den Aktienkurs als drastisch unterbewertet. Die Nähe zum Staat, so etwa Barings-Analyst Matthias Siller, habe für russische Unternehmen überdies positive Effekte: "Da die Energieunternehmen für einen Großteil der russischen Budgeteinnahmen verantwortlich sind, wird die Regierung deren Geschäfte sicher nicht unnötig belasten."

Aktie hängt am Ölpreis

Die Risiken sind überschaubar: Im Inland zwingt die Regierung zwar Versorger, die Strom- und Gaspreise schrittweise zu erhöhen. Bei Gazprom indes ist die Förderung derart kostengünstig, dass selbst subventionierte Gaslieferungen am Binnenmarkt profitsteigernd wirken. Derweil steigt in Europa der Gasbedarf - und die Politik hilft aktiv mit, um Gazprom zu ermöglichen, diesen Bedarf mit zusätzlichen Lieferungen zu decken.

Nicht schön zu reden ist die Abhängigkeit von den Ölpreis-Kapriolen - der Preis für Gas folgt dem des Öls. Darüber hinaus drohen Gazprom langfristig höhere Kosten, wenn die leicht erschließbaren Gasfelder in einigen Jahren aufgebraucht sind - und der Konzern die schwierigeren und teureren Ressourcen erschließen muss. Bis dahin aber wird noch viel Gas durch die Pipelines nach Europa fließen.


Vale (Rohstoffe/Bergbau): Von jedem Euro Umsatz bleiben 36 Cent

Für kurzfristig orientierte Anleger können Rohstoffe - und damit die Bergbauaktien - wegen ihrer starken Schwankungen sehr riskant sein. Sollte etwa die Schuldenkrise zur erwarteten globalen Konjunkturabschwächung führen, wird auch weniger Kohle oder Erz nachgefragt. Langfristig führt dagegen der enorme Rohstoffhunger von aufstrebenden Schwellenländern wie China und Indien zu einem steigenden Bedarf. Die Preise wurden dadurch in den vergangenen zehn Jahren steil nach oben getrieben

Vom langfristigen Trend profitierte bisher besonders Branchenprimus Glencore, der weltgrößte Rohstoffhändler: Allein im ersten Halbjahr ist der Reingewinn um 57 Prozent auf 2,4 Milliarden Dollar gestiegen. Die kurzfristigen Einflüsse machen sich dagegen eher bei Vale bemerkbar. Bei dem riesigen Eisenerzkonzern aus Brasilien fürchten die Investoren aktuell einen konjunkturbedingten Nachfragerückgang.
Investitionen gekürzt

Größtes Risiko der Aktie ist, dass Chinas Abkühlung die Erzpreise dauerhaft drückt. Doch auch bei fallenden Preisen steht Vale besser da als die Konkurrenz. Denn selbst bei weniger als 120 Dollar pro Tonne arbeiten seine Minen immer noch profitabel.

Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von fünf für 2011 und auch für das nächste Jahr ist die Aktie zudem im Branchenvergleich preiswert. Analysten gefällt darüber hinaus der vorsichtige Kurs des neuen Vale-Chefs Murilo Ferreira. Er hat die Investitionen von immerhin 18 Milliarden Dollar im laufenden Jahr kräftig nach unten korrigiert. Dies hebt ihn von seinem vollmundigen Vorgänger Roger Agnelli ab.

Die Konkurrenz dürfte sich dennoch zuletzt die Hände gerieben haben, als der nagelneue Super-Erzfrachter von Vale in Nordbrasilien havarierte. Noch ist unklar, ob das 360 Meter lange Schiff, das 400000 Tonnen transportieren kann, wieder in Fahrt kommen wird. Ein Verlust wäre übel, denn mit einer eigenen Flotte von 35 "Vale-Max" will der Konzern seinen entscheidenden Wettbewerbsnachteil im Vergleich zu den zwei wichtigsten Konkurrenten BHP Billiton und Rio Tinto wettmachen: den mit 35 Tagen Transportzeit etwa dreimal so langen Transportweg nach China, dem mit Abstand größten Abnehmer von Eisenerz.

Und Vale hat viel zu bieten: Brasiliens Erzlagerstätten gehören zu den ergiebigsten der Welt. Von jedem Dollar, den Vale für sein Eisenerz erhält, landen heute 50 Cent als Gewinn in der Kasse. Die operative Marge des Konzerns ist die mit Abstand höchste unter den großen Bergbaukonzernen. Selbst nach Abzug aller Steuern und Abgaben bleiben 36 Cent Reingewinn.


Sanlam (Versicherungen): Langeweile als Geschäftsmodell

Als die Finanzwelt nach dem Kollaps der US-Investmentbank Lehman Brothers in Gut und Böse eingeteilt wurde, standen die Banken auf der einen und die Versicherer auf der anderen Seite. Die Geldinstitute hatten gezockt und die Finanzkrise ausgelöst, die Versicherer hatten stattdessen ihre Gelder treu und sicher in Staatsanleihen und andere stockkonservative Anlageformen gesteckt. Mit dem Klischee der Langeweile ließ sich bei Anlegern solange punkten, bis mit der Schuldenkrise auch Staatsanleihen in Verruf gerieten.

Vorsichtiger als die Konkurrenz

Für eine gewisse Langeweile steht auf den ersten Blick auch der südafrikanische Versicherer Sanlam. Eine Studie hat ihn vor kurzem mit einem Krokodil verglichen - alt und scheinbar behäbig. Doch wie das Reptil ist das Unternehmen zugleich enorm anpassungsfähig. Nur wenige Unternehmen haben derart gut auf die neuen politischen Verhältnisse am Kap reagiert wie der 1917 als Lebensversicherer gegründete Konzern. Zu Zeiten der Apartheid bestand seine Aufgabe darin, Kapital für die weiße Volksgruppe der Buren bereitzustellen. Im neuen Südafrika streift Sanlam sein konservatives Image behutsam ab.

Seit dem Börsengang vor zwölf Jahren und der Aufgabe der gemeinnützigen Struktur hat Sanlam weit mehr Erfolg gehabt als sein vermeintlich übermächtiger Rivale Old Mutual. Während der englischsprachige Konkurrent seit seiner Notierung mit einer unkoordinierten Strategie viel Geld verbrannte, beschränkte sich Sanlam lange auf den südafrikanischen Markt - und arbeitete sich dort still und leise zu einem soliden Finanzdienstleister empor. Anders als die Konkurrenten hat Sanlam sein Geschäft sowohl bei der reichen Bevölkerung als auch im Massensegment ausgebaut. Daneben ist das Unternehmen ins übrige Afrika und nach Indien expandiert. Dort sind die Margen fetter als zu Hause.

Old Mutual verfolgte eine großartige Vision und scheiterte. Dagegen legte Sanlam sein Überschusskapital vorsichtig an. Die Aktionäre wurden immer wieder stark an den Gewinnen beteiligt. Kein Wunder, dass der erfolgreichste südafrikanische Fondsverwalter Allan Gray heute der Hauptaktionär von Sanlam ist - und gleichzeitig Old Mutual tunlichst meidet.

Seit acht Jahren ist nun schon Johan van Zyl bei Sanlam am Ruder. Den Anlegern hat er bisher jede böse Überraschung erspart. Zwar befindet sich der Aktienkurs nach starkem Anstieg inzwischen auf hohem Niveau, doch dürften die breiten Einnahmequellen und die Solidität auch künftig für gesunde Renditen sorgen.


ICBC: Welgrößte Bank profitiert von Deregulierung

Wenn Marktstrategen in diesen Tagen ihre Einschätzung für 2012 vortragen, dann sind sie sich in einem Urteil einig: Bankaktien bergen derzeit ein hohes Risiko. "Finanzwerte sollte man wegen des unsicheren Ausgangs der Staatsschuldenkrise untergewichten", sagt etwa Daniel McCormack von der australischen Großbank Macquarie. Und Nick Nelson von der Schweizer Großbank UBS fügt hinzu: "Wir haben Banken gerade wieder von einem kleinen Übergewicht auf ein kleines Untergewicht hinuntergestuft."

Die Industrial and Commercial Bank of China (ICBC) ist da zwar keine Ausnahme, trotzdem ragt sie heraus. Mit einem Börsenwert von rund 150 Milliarden Euro ist sie die größte Bank der Welt. Die Top-Platzierung verdankt sie dabei nicht allein der derzeitigen Schwäche der ehemaligen Spitzenhäuser aus westlichen Ländern; die Wertschätzung der Anleger hat gute Gründe: So ist die ICBC Chinas Marktführer - und gerade die Finanzbranche hat in der Volksrepublik eine fulminante Entwicklung vor sich.

So könnte die Spitzenbank davon profitieren, wenn die Regierung in Peking den Finanzmarkt weiter dereguliert. Bisher sind sowohl die Guthaben- als auch die Kreditzinsen staatlich festgelegt, Bankmanager haben kaum Gestaltungsspielraum.

Parallel mit der Reform des Finanzsystems wird die ICBC auch international weiter expandieren. Sie eröffnet jetzt schon weltweit neue Filialen, auch in Deutschland. Vor allem in Schwellenländern winken auf diese Investitionen kräftige Renditen. Auch wenn es 2012 einen Durchhänger gibt - eine Fortsetzung des derzeitigen Umsatzwachstums von einem Drittel pro Jahr ist möglich.


Risiko Immobilienblase

Allerdings überschatten derzeit auch erhebliche Risiken das mittelfristige Geschäft. Denn billiges Geld hat in China einen Immobilienboom ausgelöst, und nicht jedes Bauprojekt wird profitabel sein. Der Kreditausfall dürfte Banken wie die ICBC stark belasten. Die Immobilienpreise kippen gerade. Solche Zeiten sind nie gut für Finanztitel. Die Anleger verkaufen deshalb seit mehr als einem Jahr Bankaktien. Schon melden sich Analysten, die die ICBC übermäßig gestraft sehen.

Denn die drohende Immobilienkrise in China ist nicht direkt mit der in anderen Ländern vergleichbar. Der Immobilienmarkt ist zwar heißgelaufen, doch anders als in den USA wird in der Volksrepublik nicht mit undurchsichtigen Derivaten gezockt. Und die Banken gehören mehrheitlich dem Staat und genießen weitreichenden Schutz. So hat die Regierung die Bilanzen der Institute bereits nach einer Immobilienblase vor zehn Jahren diskret aufgeräumt.


Samsung Electronics (Technologie): Auf dem Weg zur Kultmarke

Der Weltmarktführer ist ein verhältnismäßig leiser Sieger. Denn wer hätte schon vermutet, dass ausgerechnet Samsung Electronics das Rennen macht? Doch der Elektronikkonzern, das Flaggschiff der südkoreanischen Samsung-Gruppe, kam im letzten Geschäftsjahr auf Umsätze von umgerechnet über 100 Milliarden Euro. Selbst US-Riesen wie Hewlett Packard, Apple und IBM liegen dahinter zurück. Die größten Unternehmen aus den Schwellenländern sehen dagegen gar wie Zwerge aus

Erfolgreicher Apple-Konkurrent

Samsungs besonderes Plus ist, dass das Unternehmen in der gesamten Unterhaltungselektronik Maßstäbe setzt. Die Spitzenmodelle der Galaxy-Reihe, sowohl im Smartphone- als auch im Tablet-Bereich, sind die Kultprodukte des Konzerns und die Verkaufsschlager. Von Juli bis September 2011 setzte Samsung Electronics mit knapp 28 Millionen Geräten deutlich mehr ab als der große und bekanntere Konkurrent Apple. Im gleichen Zeitraum gingen nur etwa 17 Millionen iPhones über den Ladentisch - wohl auch, weil viele Kunden auf die neue Generation 4S warteten, die erst im laufenden Quartal zu haben war. Der Konkurrenzkampf zwischen Samsung und Apple bleibt also spannend.

Doch anders als Apple schafft Samsung es auch in vielen anderen Bereichen regelmäßig, aktuelle Trends aufzuspüren und innovative Produkte auf den Markt zu bringen. Mit Laptops, Druckern, Fernsehern und Digitalkameras bieten die Südkoreaner eine breite Produktpalette an.

Zudem deckt der Elektronikkonzern die komplette Wertschöpfungskette ab. Samsung baut auch beispielsweise Speicherchips und LCD-Bildschirme, unter anderem als Zulieferer für andere Hersteller.

Kein Star ohne Schwächen

Das TV-Segment schwächelt momentan. Wie viele andere Hersteller leidet Samsung im Fernsehgeschäft unter dem Preiskampf, den der Konzern selbst mit angezettelt hat.

Doch Analysten stört diese Schwäche in einer Sparte nicht. Die Experten sind mehrheitlich von den Südkoreanern überzeugt, auch weil die Umsatzrendite im letzten Jahr bei soliden zehn Prozent lag. 42 von 44 Analysten empfehlen die Samsung-Aktie nach Angaben des Finanzdatenspezialisten Bloomberg derzeit zum Kauf.
Niedrige Bewertung

Ein wesentliches Kauf-Argument ist die niedrige Bewertung an der Börse. Investoren bezahlen den Wert mit seinem neunfachen Jahresgewinn. So preiswert gibt es Weltmarktführer, die dazu auch noch profitabel sind, selten.


Sabic (Chemie): Billiges Gas bringt Arabern hohe Gewinne

Eine Umsatzrendite von 14,2 Prozent, davon kann die Konkurrenz nur träumen. Der saudi-arabische Petrochemiekonzern Saudi Basic Industrie Corporation (Sabic) schafft das, weil er an der Quelle sitzt: den reichen Öl- und Erdgasvorkommen in Saudi-Arabien. Insbesondere der Zugang zu preiswertem Erdgas sichert dem Konzern, der zu 70 Prozent in Staatshand ist, hohe Margen

Wachstum durch Zukäufe

Der Sabic-Konzern, der 1976 gegründet wurde, um die Weiterverarbeitung der natürlichen Ressourcen im eigenen Land vornehmen zu können, hat sich in den vergangenen Jahren in andere Chemiebereiche vorgearbeitet. 2002 wurde der Petrochemiebereich von DSM gekauft. Die Niederländer stellten in dieser Sparte Standardkunststoffe wie Polyethylen und Polypropylen her, aus denen Produkte wie Plastiktüten hergestellt werden.
2007 dann erweiterte Sabic mit dem Kauf von GE Plastic für knapp 12 Milliarden Dollar sein Portfolio um die harten Kunststoffe. Sabic wurde damit zu einem Hauptkonkurrenten für Bayer im Bereich Polycarbonate - ein Stoff, aus dem unter anderem DVDs und Computergehäuse entstehen.

Mitgeformt wurde Sabic in den vergangenen drei Jahrzehnten von dem Chemiker Mohamed Al Mady, Jahrgang 1948, der in den USA studiert hatte, bevor er zu Sabic kam. Seit 1998 ist er stellvertretender Chairman und CEO des Konzerns mit Sitz in Riad. Vor einen Jahr gab der Firmenchef dem Handelsblatt eines seiner wenigen Interviews und erläuterte seine Strategie. Tenor: Man wolle künftig jenseits der Grundprodukte und Kunststoffe stärker im Bereich der Spezialchemie wachsen.

Weil Spezialchemikalien höhere Margen versprechen und zumeist weniger konjunktursensibel sind, hatten zuletzt auch andere große Chemiefirmen diesen Bereich verstärkt - BASF beispielsweise mit der Schweizer Ciba und Cognis aus Deutschland. Branchenvertreter rechnen fest damit, dass der Chemiekonzern aus Saudi-Arabien bei der weiteren Konsolidierung der Branche ein wichtige Rolle spielen wird.

Höchster Börsenwert der Branche

Auch wenn Sabic mit einem Umsatz von zuletzt rund 31 Milliarden Euro nur halb so groß ist wie der Branchenführer BASF - mit einer Marktkapitalisierung von knapp 58 Milliarden Euro sind die Araber in der Branche mit Abstand am höchsten bewertet. 2010 erwirtschaftete Sabic, dessen Aktien an der Börse Tadawul in Riad notiert sind, mit 33000 Mitarbeitern einen Nettogewinn von über vier Milliarden Euro.


NTPC (Versorger): Indiens Energieperle wächst rasant

Lange Zeit ging an der Börse die Weisheit um: Wer seine hohen Stromrechnungen beklagt, soll doch bitte schön RWE oder Eon kaufen - mit den Kursgewinnen und hohen Dividenden erhält der gepeinigte Kunde zumindest etwas von seinem vielen Geld zurück

Doch diese Weisheit gilt nicht mehr. Der Kurs von Eon ist seit Jahresanfang um 25 Prozent, der von RWE sogar um 45 Prozent eingebrochen - und auch die Dividenden sinken kräftig. Die Konzerne leiden unter dem Atomausstieg. Den Ausweg aus der Misere sucht Eons-Chef Johannes Teyssen in den Schwellenländern. In Brasilien, Indien und der Türkei erkunden Eon-Teams Investitionsmöglichkeiten. Hier winken die Gewinne von morgen.

Der Verbrauch wächst rasant

Während in Europa der Stromverbrauch stagniert, wächst er in den Schwellenländern. Die Internationale Energieagentur rechnet bis 2035 für die Europäische Union mit einem jährlichen Wachstum der Stromproduktion um lediglich 0,5 Prozent. In China soll die jährliche Wachstumsrate dagegen bei 3,8 Prozent liegen, in Indien bei 4,4 Prozent und in Brasilien noch bei 3,1 Prozent.

In China, Indien und Brasilien werden neue Kernkraftwerke gebaut - zur Freude der Stromversorger vor Ort. Noch sind sie in Europa kaum bekannt - aber ihre Macht steigt. Einer der rentabelsten ist die National Thermal Power Corporation, kurz NTPC.

Das größte indische Energie-Unternehmen baut und betreibt seit 1975 Kraftwerke. Neben dem Hauptbrennstoff Kohle setzt NTPC vor allem auf Gas. Im abgelaufenen Haushaltsjahr produzierte der Konzern mehr als ein Viertel des in Indien verbrauchten Stroms - und es soll noch mehr werden. Die Expansionspläne allein für die kommenden fünf Jahre sehen fast eine Verdopplung der aktuellen Kapazitäten auf bis zu 66 Gigawatt vor. Gleichzeitig soll mit Atomenergie, Wasserkraft und anderen erneuerbaren Energien die Abhängigkeit von den fossilen Energieträgern reduziert werden.

Wer am indischen Energiehunger verdienen möchte, sollte auf eine Vision jenseits der Kohle und auf stabile Finanzkennzahlen achten. Speziell bei denen gibt es bei NTPC wenig Grund zur Sorge. Der Verschuldungsgrad betrug zum Ende des ersten Halbjahrs 64 Prozent. Die Ratingagenturen S&P und Fitch bewerten das Unternehmen mit BBB - genauso stark wie die indische Volkswirtschaft selbst. Die Nettoumsatzrendite ist mit 16,3 Prozent beeindruckend. Im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahrs erhöhte sich der Gewinn nach Steuern um 13 Prozent.


China Mobile (Telekom): Staat hilft bei der Expansion

Neidisch blicken die Chefs der etablierten Telefonkonzerne auf das dynamische Wachstum ihrer Konkurrenten in Schwellenländern. China Mobile ist mit knapp 630 Millionen Kunden bereits der größte Mobilfunkanbieter der Welt und gewinnt pro Jahr mehr als 60 Millionen neue Kunden hinzu. Damit wächst die Firma in etwas mehr als zwei Jahren um die Größe der Deutschen Telekom. Und auch America Movil aus dem Firmenimperium des Mexikaners Carlos Slim hat eine beispiellose Erfolgsgeschichte hinter sich und ist mit 230 Millionen Kunden nach China Mobile und Vodafone Nummer drei der Mobilfunkbranche

China Mobile und America Movil gehören nach einer Studie der Unternehmensberatung Boston Consulting Group aber auch zu den Telekommunikationskonzernen, die am meisten Wert für ihre Aktionäre geschaffen haben. America Movil erwirtschaftete von 2006 bis 2010 einen jährlichen Gesamtertrag, der sich aus Kursgewinnen und Dividenden speist, von 19,2 Prozent. China Mobile schnitt mit 19,5 Prozent sogar noch etwas besser ab. In diesem Jahr freilich fällt die Bilanz schlechter aus. Mit beiden Unternehmen haben die Anleger Verlust gemacht, der bei China Mobile wegen der hohen Dividende aber nur halb so hoch ausfällt wie bei America Movil.

Auch für die Zukunft kann der Branchenführer aus der Volksrepublik, der dort auf rund 70 Prozent Marktanteil kommt, mit hohen Wachstumsraten rechnen. China Mobile, die mehrheitlich in Staatsbesitz ist, bietet auch auf dem Land eine verblüffende Netzabdeckung. Das Unternehmen hat hier eine treue Kundenbasis, was bei der zu erwartenden Entwicklung Chinas ein dickes Plus ist: Denn die Bauern von heute sind die Mittelklasse von morgen.

Maßgeschneiderte Dienste

Technologisch hat das Unternehmen den Anspruch, ganz vorne mitzuspielen: In ländlichen Gebieten gibt es bereits maßgeschneiderte Dienste wie das "Schädlings-Net", das mobil über die Wanderung gefräßiger Insekten informiert. Und in mehr als 100 Städten bietet China Mobile eine "mobile Verwaltung" an: Bürger können mit ihrem Handy etwa ein virtuelles Sozialamt besuchen.

Ein Problem erschwert aber die weitere Expansion: Das iPhone des US-Anbieters Apple gibt es nur mit Verträgen von China Unicom, was dem Konkurrenten erheblichen Zulauf gebracht hat. Zwar nutzen mehr als zehn Millionen Kunden ihre iPhones mit einer abgeschnittenen Sim-Karte des Marktführers, doch das ist nur ein kleiner Teil des potenziellen Marktes. Sollte China Mobile irgendwann mit Apple ins Geschäft kommen, ist ein Kurssprung zu erwarten.

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