BBSR-Immobilienstudie Die Preise steigen, weil nicht genug gebaut wird

Der Druck auf dem Wohnungsmarkt hält an, zeigt eine Studie des Bauinstituts des Bundes. Die Baugenehmigungen nehmen zwar zu, doch der Bedarf wächst in Großstädten noch schneller. Auf dem Land sieht das anders aus.

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Hier steigen die Mieten am stärksten
Platz 8: Frankfurt Quelle: DPA
Platz 7: StuttgartIn der baden-württembergischen Landeshauptstadt lagen die Angebotsmieten im ersten Halbjahr 2016 bei durchschnittlich 12,55 Euro pro Quadratmeter im Monat – ein Anstieg von 5,2 Prozent zum Vorjahr. Der Zwölfjahresvergleich zeigt: Gegenüber 2004 müssen Mieter heute 44 Prozent mehr zahlen – des bringt Stuttgart die Bronzemedaille unter den acht untersuchten Städten ein. Quelle: DPA
Platz 6: Berlin Quelle: REUTERS
Platz 5: München Quelle: DPA
Platz 4: Leipzig Quelle: DPA
Platz 3: Hamburg Quelle: DPA
Platz 2: Köln Quelle: DPA

Allen Bemühungen zum Trotz: Der Druck auf dem Wohnungsmarkt wird in Deutschland in den kommenden Jahren nicht nachlassen. Für Mieter in Großstädten könnte das weiter steigende Mieten und für Käufer weiter steigende Immobilienpreise bedeuten. Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) kommt in einer neuen Studie zum Ergebnis, dass der Neubaubedarf „in den wachsenden Räumen auch in den nächsten Jahren höher als die aktuelle Bautätigkeit“ sein werde. Zwar steige die Zahl der Baugenehmigungen seit 2009 wieder deutlich an, ebenso die Zahl der Fertigstellungen, heißt es in dem am Dienstag vorgelegten Bericht. Das Niveau reiche jedoch nicht aus, um den erforderlichen Bedarf insbesondere in Ballungsräumen zu befriedigen.

Das BBSR, eine Forschungseinrichtung des Bundesbauministeriums, geht von einem Neubaubedarf von 350.000 bis 400.000 Wohnungen jährlich aus. Gebaut wurden aber im vergangenen Jahr lediglich 248.000 Wohnungen, nach 245.000 Wohnungen in 2014. Dabei seien vor allem die Auswirkungen der Flüchtlingszuwanderungen auf die künftige reale Wohnungsnachfrage kaum verlässlich abzuschätzen, meint das BBSR.

Für die Forscher steht fest: Das Ziel, genügend bezahlbaren Wohnraum in Deutschland zu schaffen, erfordert erstens eine gemeinsame Kraftanstrengung aller Akteure, der staatlichen sowie der privaten. Zweitens müssen bestehende Zielkonflikte und die Akzeptanz von mehr Wohnungsbau gesteigert werden.

Zu den wichtigsten Themen gehört dabei die Verfügbarkeit erforderlichen Baulands. Nicht selten scheiterten konkrete Bauvorhaben, für die Investoren und Kapital bereitstünden, an nicht verfügbaren Flächen oder komplexem Baurecht, moniert das BBSR. „Ausreichend verfügbares Bauland zu vertretbaren Preisen ist deshalb eine entscheidende Stellschraube für mehr bezahlbaren Wohnungsneubau zur Miete und im Eigentum.“ Hier sei in erster Linie eine strategische und aktivierende Liegenschaftspolitik der Kommunen mit preisdämpfender Wirkung gefragt, aber auch Bund und Länder müssten unterstützend tätig werden, um für bessere Rahmenbedingungen bei der Schaffung und Mobilisierung von mehr Bauland zu sorgen.

Großstädte - Mieten und Kaufpreise im Verhältnis zu den lokalen Einkommen

Im vergangenen Jahr haben die Wohnungsbaugenehmigungen mit einer Steigerung von acht Prozent erstmals seit dem Jahr 2000 die Marke von 300.000 genehmigten Wohnungen überschritten; im ersten Quartal 2016, heißt es in der Studie, ist ein weiterer Anstieg um nochmals 30 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu verzeichnen. Das zeige, dass der Markt reagiere und lasse eine Stärkung des Wohnungsneubaus erwarten. Allerdings profitieren davon nicht alle großen Städte gleichermaßen. Angesichts der hohen Baulandpreise in den Kernstädten suchen sich mehr Bauherren bezahlbare Alternativen im Umland. Damit verfestigt sich das Wohnungsproblem in den gefragten Innenstadtlagen.

In der Folge steigen die Preise von Wohnimmobilien seit 2010 deutlich an, vor allem in den Großstädten und deren Umland. In Großstädten lagen die Preise für Eigentumswohnungen 2014 um etwa 29 Prozent höher als 2009, wobei vor allem boomende Metropolen wie München (+45 Prozent) und Frankfurt am Main (+69 Prozent) überdurchschnittliche Preissteigerungen verzeichneten. Wenngleich sich warnende Stimmen mehren, kann nach Meinung des BBSR angesichts eines derzeit moderat steigenden Wohnungsbaukreditvolumens zumindest aktuell nicht von einer Immobilienpreisblase in Deutschland gesprochen werden.

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