Immobilienblase Sandkasten-Spiele in Dubai

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Grafik: Direktinvestitionen nach Dubai

Dubai markierte den Warnschuss, andere werden folgen. Das jedenfalls signalisieren die Prämien auf den Finanzmärkten, die Investoren zum Ausgleich für das Risiko verlangen, dass ein Staat pleitegehen könnte. Die Ukraine, Venezuela und Argentinien sind danach am stärksten gefährdet. Dubai rangiert derzeit auf Platz sechs. Mit Bulgarien, Ungarn, Kroatien, der Türkei, Griechenland und Irland finden sich weitere europäische Staaten in den Top 20 der wackligen Staatsschuldner. „Alle schauen sich nach Dubai jetzt ihre Risiken in Ländern wie Griechenland, Irland oder Island an“, berichtet ein Investmentbanker.

Die Botschaft der Dubai-Krise ist klar: Immer noch steckt viel zu viel Geld in viel zu hoch bewertetem Vermögen – ohne angemessenen Risikoausgleich. Griechische Staatspapiere etwa bieten auf zehn Jahre müde 1,9 Prozentpunkte mehr als deutsche Bundesanleihen. Das kleine Griechenland aber hat rund 270 Milliarden Euro Schulden, 44 Milliarden werden in den kommenden zwei Jahren fällig. Der Finanzminister der neuen sozialistischen Regierung in Athen teilte unlängst mit, das Loch im Staatshaushalt 2009 werde mit 12 bis 13 Prozent des Bruttoinlandsprodukts mehr als doppelt so hoch ausfallen wie bisher angenommen. Und zwar weil die Vorgängerregierung die Haushaltsstatistik manipuliert habe.

Würde die Europäische Zentralbank ihre Zinsen kräftig anheben, wäre Griechenland pleite. Der neue Ministerpräsident Giorgos Papandreou sprach von einer „beispiellosen fiskalischen Entgleisung“ unter der Vorgängerregierung. „Ist Griechenland das neue Dubai?“, fragt die Londoner „Financial Times“.

Rückschlag in den Schwellenländern?

„Dubai hat Anlegern wieder die Risiken von Schwellenländerinvestments vor Augen geführt“, sagt Anlageexpertin Weisenhorn. Der Fondsmanager Mark Mobius, der 25 Milliarden Dollar in Brasilien, Russland, Indien und China verwaltet, warnt vor einem Rückschlag in den Schwellenländern. Am schwersten trifft es Indien, das laut Studie der Investmentbank Nomura mit etwa einer Milliarde Dollar in Dubai engagiert ist. Investoren aus dem Emirat haben auf dem indischen Subkontinent Wohnanlagen, Einkaufszentren und Gewerbeparks für etwa 50 Milliarden Dollar geplant. Außerdem sind um die 40 Prozent der 1,8 Millionen Bewohner Dubais Gastarbeiter oder auch Experten vom indischen Subkontinent. Im südindischen Bundesstaat Kerala machen ihre Überweisungen ein Viertel der Wirtschaftsleistung aus. Viele für Landesverhältnisse teure Einfamilienhäuser sind dort mit dem Geld der Wanderarbeiter vom Golf gebaut worden.

In ganz Asien schauen Investoren und Politiker nun sorgenvoll auf ihre Blasen an den Aktien- und Immobilienmärkten. „Dubai war ein Weckruf“, heißt es bei den Analysten der Royal Bank of Scotland in Hongkong. In Singapur etwa sind die Preise für Häuser und Wohnungen in den vergangenen Jahren regelrecht durch die Decke geschossen. In Hongkong, dessen Wirtschaft zuletzt um drei Prozent schrumpfte, werden derzeit bis zu 60 000 Euro für den Quadratmeter gezahlt. Thailands Finanzminister Korn Chatikavanij will eilig Sorgen zerstreuen: „Bei uns gibt es keinen Preisdruck im Häusermarkt, und 60 Prozent Anstieg der Aktienkurse spiegeln die verbesserten Gewinne der Unternehmen wider“, behauptet er kühn.

Mit dem billigen Dollar kommen die Probleme

Getrieben werden die Vermögensblasen von der ausufernden Liquidität. Die meisten Währungen der Region sind an den US-Dollar gekoppelt. Damit importieren die Asiaten Amerikas Politik des billigen Geldes. Um die für ihre Volkswirtschaften so wichtigen Exporte nicht zu gefährden, widersetzen sich die Regierungen jeder Aufwertung ihrer Währungen. Die Folge wäre ein weiteres Aufblähen der asiatischen Blasen.

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