Finanztest-Vergleich Kostenlose Girokonten werden Mangelware

Die Zeitschrift „Finanztest“ ist fündig geworden. Noch gibt es Banken, die ihre Girokonten gratis anbieten. Doch der Trend ist eindeutig: Wer ein kostenloses Konto haben möchte, muss lange suchen.

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Die Banken kämpfen mit sinkenden Zinserträgen. Das bekommen auch die Kunden zu spüren. Quelle: dpa

Für viele Kunden der Postbank war es eine unangenehme Überraschung. Ab November müssen Millionen von Kunden, die bislang ein kostenloses Girokonto bei der Postbank führen, monatlich 3,90 Euro zahlen. Nur für diejenigen, die einen monatlichen Geldeingang von mindestens 3000 Euro haben, bleibt das Konto weiter kostenlos.

Grund genug für die Verbraucherzeitschrift von Stiftung Warentest, die Praxis der Banken zu durchleuchten. Das Ergebnis der Recherche: 25 Gratiskonten „ohne Wenn und Aber“ gibt es noch. Angeboten werden sie von Direktbanken ohne Filiale, regionalen Banken wie den PSD Banken und überregionalen Filialbanken wie der Santander Consumer Bank. Untersucht wurden 104 Banken mit 241 Kontomodellen.

Der Trend geht eindeutig in Richtung höhere Gebühren. Die Niedrigzinspolitik führt dazu, dass Banken verstärkt auf Gebühren und Provisionen angewiesen sind, um Erträge zu erzielen. Bei der vergangenen Untersuchung von „Finanztest“ im Jahr 2014 wurden 13 Banken weniger getestet, gleichwohl lag die die Zahl der Gratiskonten da noch bei 30.

Parallel zu dieser Entwicklung nimmt die Zahl der Banken ab, die unter bestimmten Voraussetzungen wie einem Mindestgeldeingang Gratiskonten anbieten. Die Zahl dieser Banken sank von 38 auf 33. Und acht der getesteten Banken sind dabei, ihre Kontomodelle zu überarbeiten.

Finanztest empfiehlt, ab jährlichen Kosten von 60 Euro (einschließlich Buchungen und Girocard) einen Bankwechsel zu prüfen. Nach Recherchen von Finanztip verlangen einzelne Institute mehr als 200 Euro im Jahr.
Dabei wird es für Kunden immer schwerer, den Überblick zu bewahren. So bieten Banken in der Regel verschiedene Kontomodelle an, die Vergleiche mit anderen Banken erschweren.

Beim Schnellvergleich werden Musterkunden verwendet. Bei der eigentlichen Auswertung erfolgt die Berechnung nach der persönlichen Gepflogenheit der Kontonutzung - mit Geldautomatennutzung und Geldeingang.

Kunden sollten aber auch nicht nur den Preis als Messlatte verwenden, empfiehlt Stiftung Warentest. Verbraucher sollten sich fragen, wie wichtig ihnen der Zugang zu einer Filiale ist und wo er kostenlos Bargeld abheben kann.

Sollte der Verbraucher zu der Überzeugung gelangt sein, dass ein Kontowechsel die beste Lösung ist, kann er den relativ leicht in die Wege leiten.

Denn seit dem 18. September hat der Gesetzgeber einige Hürden aus dem Weg geräumt. Verbraucher haben nämlich jetzt einen gesetzlichen Anspruch darauf, dass der künftige und bisherige Zahlungsdienstleister beim Kontowechsel zusammen wirken.

„Möchte beispielsweise ein Kunde seine Daueraufträge oder Lastschriftmandate auf unkomplizierte Weise mit umziehen lassen, kann er seinen bisherigen Anbieter ermächtigen, alle hierfür notwendigen Prozesse in die Wege zu leiten“, so Gerd Billen, Staatssekretär im Bundesverbraucherministerium. Bei den von Stiftung Warentest getesteten Banken boten immerhin 41 einen Wechselservice per App oder Computer an.

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