HSH Nordbank, NordLB, KfW Schiffsbanken bläst noch lange Gegenwind ins Gesicht

Die größten deutschen Schiffsfinanzierer HSH Nordbank, NordLB, KfW, DVB und Commerzbank werden erneut viel Geld für ausfallgefährdete Kredite zurücklegen müssen. Die Schiffskrise bleibt ein dauerhaftes Problem.

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Banken, die milliardenschwere Schiffskredite in den Büchern haben, müssen sich auf harte Zeiten einstellen. Quelle: dpa

Frankfurt Schiffsfinanzierer haben lange geglaubt, die Lage auf hoher See könne sich nicht mehr verschlechtern. Doch sie haben sich getäuscht: Dieses Jahr droht ihnen besonders starker Gegenwind. Wegen des schwächeren Wachstums in China und des mauen Welthandels werden deutsche Banken nach Einschätzung von Analysten erneut viel Geld für ausfallgefährdete Kredite zurücklegen müssen. In der Branche reift deshalb mittlerweile eine schmerzhafte Erkenntnis heran: Bei der 2008 ausgebrochenen Schiffskrise handelt es sich nicht mehr um ein zeitlich begrenztes, sondern um ein dauerhaftes Problem.

Die größten deutschen Schiffsfinanzierer HSH Nordbank, NordLB, KfW, DVB und Commerzbank haben rund 80 Milliarden Euro an die Branche verliehen. Sie leidet schon lange unter Überkapazitäten. Doch nun schwächelt auch noch die Nachfrage, weil der Welthandel nicht mehr so stark wächst wie in der Vergangenheit. "Dank des Wirtschaftsbooms in China gab es 15 Jahre eine Sonderkonjunktur. Das ist jetzt vorbei", sagt Carsten Wiebers, der für Schiffsfinanzierung zuständige Manager der KfW-Tochter Ipex. "Es handelt sich nicht um eine kurzfristige Delle. Wir müssen uns im Welthandel jetzt wieder auf Wachstumszahlen einstellen, wie wir sie vor 20 Jahren hatten." Es werde dauern, bis sich Logistiker und Reeder an die neue Realität anpassen.

Banken, die milliardenschwere Schiffskredite in den Büchern haben, müssen sich somit auf harte Zeiten einstellen. Wegen der mauen Nachfrage sinken Fracht- und Charterraten, immer mehr Schiffsbetreiber können ihre Kredite nicht mehr bedienen. "Für Schiffsfinanzierer steigt das Risiko, dass sie für faule Krediten noch mehr Vorsorge bilden müssen und dass die Anzahl ausfallgefährdeter Darlehen steigt", warnt Alexander Hendricks, der bei Moody's das Team für Bankenratings in Deutschland, Österreich und der Schweiz leitet. Dass die meisten Schiffe in Dollar finanziert wurden, verstärke den Druck auf die Institute. "Ein Anstieg des Dollar zum Euro führt somit zu steigenden Risikoaktiva und sinkenden Eigenkapitalquoten."

Die Commerzbank hat wegen der Dauerkrise schon vor einiger Zeit ihren Rückzug aus der Schifffinanzierung angekündigt. Aber auch die Institute, die in der Branche aktiv bleiben, müssen umdenken. Am Massenmarkt für Öltanker, Schüttgutfrachter und Containerschiffe sei sein Institut kaum noch aktiv, sagt ein Bankvorstand, schließlich würden die Überkapazitäten hier weiter zunehmen. "In China werden 2016 und 2017 noch viele riesige Schiffe ausgeliefert." Die meisten Institute setzen deshalb stärker auf Nischen, in denen weniger Wettbewerbsdruck herrscht, etwa auf Kreuzfahrtschiffe oder Spezialschiffe, die etwa zum Bau von Windparks auf hoher See gebraucht werden.

Finanziert würden derzeit fast ausschließlich Schiffe, deren Einsatz auf den Weltmeeren auf Jahre hinaus vertraglich gesichert ist, oder die einen finanzstarken Konzern im Rücken haben, wie ein anderer Bankvorstand berichtet. Da man Schiffe bei Kreditausfällen kaum zu Geld machen könne, sei die Bonität der Kunden wichtiger denn je. "Wir sind noch selektiver bei der Auswahl von Kreditnehmern und Projekten", betont auch KfW-Manager Wiebers. Zudem treffe die Bank mehr Vorkehrungen, um sich vor Verlusten zu schützen. "Wir erwarten heute eine deutlich bessere Bonität der maritimen Unternehmen und verlangen bei Schiffsfinanzierungen heute deutlich mehr Eigenkapital." Große Teile des Neugeschäfts sichert die KfW, die rund 17 Milliarden Euro an die Branche verliehen hat, außerdem mit Exportkreditfinanzierungen ab.

Die neue Vorsicht reduziert für die Banken allerdings nicht die Belastungen, die sich durch ihr vorhandenes Schiffsportfolio ergeben. Heiß diskutiert wird deshalb, ob die Banken genügend Geld für ausfallgefährdete Kredite zurückgelegt haben. "Mit dieser Frage gehe ich jeden Abend ins Bett und wache am Morgen nicht unbedingt mit einer Antwort auf", räumt ein hochrangiger Banker ein. Derzeit geht er wie die meisten seiner Kollegen allerdings davon aus, dass die Belastungen durch Schiffskredite nicht noch einmal deutlich nach oben schnellen werden.

Nach den zurückliegenden Sonderprüfungen der deutschen Finanzaufsicht BaFin und der Europäischen Zentralbank (EZB) sei es unwahrscheinlich, "dass es noch immense unentdeckte Probleme gibt", sagt auch Moody's-Experte Hendricks. Die Nervosität in den Vorstandsetagen ist dennoch hoch, schließlich steht ab Monatsende der nächste Stresstest der EZB an. Wie hoch die Abschläge bei Schiffskrediten dabei ausfallen, sei noch nicht absehbar, erklärt ein hochrangiger Bankenaufseher. "Aber wenn der Stress zu groß ist, kann das für das eine oder andere Institut durchaus ein Problem werden."

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