Unternehmensführung Die Frauenquote ist der falsche Weg

Der Frauenanteil in den Top-Etagen deutscher Unternehmen soll deutlich steigen. Die Frauenquote ist dafür aber der falsche Weg.

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Dreißig Prozent. Die Quote machte Thomas Sattelberger jetzt zu Deutschlands mächtigstem Frauenversteher. Vergangenen Montag verordnete der Telekom-Personalvorstand seinem Unternehmen einen Proporz von 30 Prozent Frauen im Management bis zum Jahr 2015.

Dass der 60-Jährige dabei ebenso entschlossen wie publikumswirksam vorpreschte, entspringt allerdings nicht reiner Nächstenliebe: Sattelberger weiß nur zu gut, dass die Telekom mit der bisherigen Quote von 13 Prozent und dem Image als männlich dominierter Laden bald Personalprobleme bekommen wird.

Wenn in Europa die weibliche Beschäftigungsquote bis 2040 gleich bleibt, werden der Wirtschaft rund 24 Millionen Arbeitskräfte fehlen, rechnete jüngst eine McKinsey-Studie vor.

Und noch etwas gaben die Berater den Konzernlenkern mit auf den Weg: Unternehmen mit hohem Frauenanteil im Top-Management erwirtschaften eine im Schnitt zehn Prozent höhere Eigenkapitalrendite, erzielen 48 Prozent mehr Gewinn, auch der Aktienkurs soll um das 1,7-Fache schneller wachsen als bei Unternehmen, die ihr Management nach dem Oben-ohne-Prinzip besetzen.

Mehrheit der Unternehmen lehnt Frauenquote ab

Die Richtung der Telekom stimmt also, nur der Weg ist umstritten. Laut einer Umfrage der WirtschaftsWoche  aus Dax, MDax, TecDax und SDax lehnt die Mehrheit der Befragten Sattelbergers Vorstoß ab: Für 84 Prozent kommt eine Frauenquote überhaupt nicht infrage, 15 Prozent haben sich noch nicht entschieden.

Trotzdem wird viel unternommen, damit künftig mehr Frauen aufsteigen. Bei mehr als jedem dritten Unternehmen (39 Prozent) arbeiten schon um die 20 Prozent Frauen im mittleren und oberen Management, bei weiteren 35 Prozent liegt die Quote gar bei 30 Prozent. Nur gut ein Viertel weist weniger als 10 Prozent Managerinnen aus.

Um das zu ändern, setzen die Konzernlenker jedoch weniger auf Quoten, dafür umso mehr auf differenziertere Vorgaben, die sie mit Boni verknüpfen.

Beispiel Allianz. Schon vor zwei Jahren hat sich der Versicherer die Zielmarke von 30 Prozent Managerinnen bis 2015 gesetzt. Bei jeder Spitzenposition, die neu besetzt wird, muss seitdem mindestens eine Frau in die engere Wahl kommen.

Zudem hat der Vorstand mit sämtlichen Geschäftsführern konkrete Ziele vereinbart, heißt: Wer Frauen befördert, erhöht seine Prämien. Wer sie ohne triftigen Grund links liegen lässt, geht leer aus.

Das Ergebnis spricht für sich: Weltweit liegt der Frauenanteil im oberen Management inzwischen bei 16 Prozent (Deutschland: 13 Prozent), im Mittelmanagement bei 32 Prozent (Deutschland: 24,5 Prozent). Zudem hat die Allianz intern Top-Kandidatinnen identifiziert und mit jeder Einzelnen einen persönlichen Karriereweg vorskizziert.

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