Brexit-Votum Fed will vor Zinserhöhung Klarheit über Folgen

Weil sie sich um die Konsequenzen aus dem Brexit Sorgen machen, wollen die US-Währungshüter vor einer Zinserhöhung eine klare Vorstellung von den Auswirkungen auf Wirtschaft und Finanzmärkte haben.

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Janet Yellen - die erste Frau an der Spitze der Fed
Janet Yellen galt als Favoritin für den Posten an der Spitze der US-Notenbank, seitdem der frühere Finanzminister Lawrence Summers Mitte September erklärt hatte, er stehe für das Amt des Fed-Vorsitzenden nicht zur Verfügung. Die 67-jährige Yellen gilt als enge Vertraute Ben Bernankes. Seit 2012 ist sie stellvertretende Vorsitzende der Fed. Quelle: AP
Hinsichtlich der Finanzkrise hat Janet Yellen eine weißere Weste als Summers. „Vielmehr noch hat Yellen frühzeitig die großen Gefahren der Finanzkrise erkannt und mit als erste davor gewarnt“, sagt Fed-Beobachter Bernd Weidensteiner von der Commerzbank. Quelle: AP
Seit den 70er Jahren arbeitete die Ökonomin immer wieder für die Fed in Washington, war später auch Chefin der Notenbank in San Francisco. Zwischendurch beriet sie den damaligen US-Präsidenten Bill Clinton. Quelle: REUTERS
Yellen ist eine ausgewiesene Arbeitsmarktexpertin - ein Pfund, mit dem sie wuchern kann. Denn die Fed hat anders als etwa die EZB nicht nur den Auftrag, für stabile Preise zu sorgen, sondern auch für Vollbeschäftigung. Und sie koppelt ihre Zinspolitik an die Arbeitslosenquote, die mit über sieben Prozent zwar langsam fällt, aber noch immer auf einem für amerikanische Verhältnisse hohen Niveau liegt... Quelle: REUTERS
Die Fed versucht, die Lage mit massiven Konjunkturhilfen zu verbessern. Die Maßnahmen - etwa milliardenschwere Anleihe-Käufe - haben aber Nebenwirkungen für die Wirtschaft und sind daher umstritten. Die frühere Berkeley-Professorin Yellen betont, im Zweifelsfall eine höhere Inflation für eine niedrigere Arbeitslosenquote in Kauf zu nehmen. Quelle: AP
Yellen ist in der fast 100-jährigen Geschichte der Zentralbank die erste Frau an der Spitze. Sie steht für eine Fortsetzung der ultra-lockeren Geldpolitik Bernankes. Mit ihr dürfte die Fed Experten zufolge noch länger auf Konjunkturhilfen setzen und eine Zinserhöhung auf die lange Bank schieben. Quelle: dpa
Yellen gilt als konsens-orientiert, loyal und uneitel. Stets hat sie in ihrer langjährigen Laufbahn in der Fed alle Beschlüsse der Führung mitgetragen und sich nicht ins Rampenlicht gedrängt. Quelle: REUTERS

Die US-Notenbank Fed will sich vor einer Zinserhöhung zunächst Klarheit über die Auswirkungen der Brexit-Abstimmung verschaffen. Wie aus den Protokollen der gut eine Woche vor dem Brexit-Referendum abgehaltenen Zinssitzung von Mitte Juni hervorgeht, sorgten sich die Währungshüter über die Konsequenzen einer Abkehr der Briten von der EU. Diese könne Finanzmarktturbulenzen auslösen und zum Hemmschuh für die amerikanische Wirtschaft werden, heißt es in den am Mittwochabend veröffentlichten Mitschriften. Aus Sicht der Fed ist es klug, erst weitere Daten über die Folgen der Abstimmung abzuwarten, bevor sie sich an eine Zinserhöhung heranwagt.

Die Währungshüter signalisierten ursprünglich, dass sie 2016 zwei Schritte nach oben wagen wollen. Dieses Szenario dürfte wegen des EU-Austrittsvotums aber vorerst vom Tisch sein. Vizechef Stanley Fischer hatte jüngst allerdings gesagt, der Verlauf der heimischen Konjunktur sei für die Geldpolitik wichtiger als die Brexit-Abstimmung vom 23. Juni. Dabei hatte sich die Bevölkerung auf der Insel mehrheitlich für den Austritt aus der Europäischen Union entschieden.

Auch wegen der daraus entstandenen politischen Krise in London mit seinem global wichtigen Finanzplatz gilt es an den Märkten als eher unwahrscheinlich, dass die Fed den Leitzins von derzeit 0,25 bis 0,5 Prozent bald anhebt. Fed-Beobachter Harm Bandholz von der Großbank UniCredit rechnet jedoch gegen Ende 2016 mit einer geldpolitischen Straffung: "Dann dürfte sich der Staub soweit gelegt haben, dass die Fed wenigstens eine Erhöhung im laufenden Jahr angehen kann."

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