Donald Trump Präsidentschaftskandidat hat den Bogen überspannt

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Trump hat ein Tabu gebrochen - und zeigt sich unerbittlich

„Es gibt bestimmte sakrosankte Grenzen, die auch mit noch so vielen Worthülsen nicht wieder repariert werden können, wenn sie einmal überschritten wurden“, heißt es in einem offenen Brief der größten Veteranenorganisation der USA, der Veterans of Forign Wars. Sie hat 1,7 Millionen Mitglieder. „Wer den Schmerz einer Mutter in Frage stellt, indem er impliziert, dass ihre Religion sie verstummen lässt und nicht ihr Schmerz, der greift auch uns an“.
Trump jedoch zeigte sich am Montag unerbittlich. Zwar erkannte er an, dass der gefallene Sohn ein Kriegsheld sei, jedoch nicht ohne nachzusetzen, der Vater habe ihn angegriffen und er müsse sich wehren dürfen. Gleichzeitig kritisierte sich der Immobilienmilliardär die dauernde TV-Präsenz von Khan.

Letztendlich versuchte er vom Thema abzulenken: „Es geht hier nicht um Khan, es geht um radikalen islamistischen Terror und die USA“, tweetete er, „Wacht auf!“.

Das brachte ihm nur wieder neue Verärgerung ein von Online-Kommentatoren, die ihn fragten, ob er den Toten jetzt in Verbindung zu Terroristen bringen wolle.

Mittlerweile ist auch Mike Pence im Strudel angekommen, der Kandidat für die Vizepräsidentschaft. Als ihn die Mutter eines Sohns, der in der Luftwaffe dient, am Montag auf einer Wahlkampfveranstaltung fragte, wie er Donald Trump noch unterstützen könne, begann die Masse der Trump-Fans die Frau lautstark auszubuhen, wie der „Indystar“ berichtet. Pence musste den Saal zur Ordnung aufrufen und die Frau verteidigen: „So sieht Freiheit aus“, rief er aus, aber das wollten nicht alle hören.

Auch an anderer Stelle bekommt Trump weiter Gegenwind: Die Koch-Brüder, Multimilliardäre und langjährige Großspender der Republikanischen Partei, wollen Trumps Wahlkampf nicht unterstützten. Warren Buffett, einer der zehn reichsten Menschen der Welt, forderte Trump auf, seine Steuererklärung zu veröffentlichen. Dann werde er es auch machen. Trump hat seinen gesamten Wahlkampf bislang darauf aufgebaut, ein extrem erfolgreicher Geschäftsmann zu sein und für Bedürftige und Kriegsveteranen gespendet zu haben. Harte Belege dafür hat er aber noch nicht vorgelegt.

Und Buffett, dem man wirklich keine Erfolglosigkeit nachsagen kann, kartete auch in Sachen Khan nach: „Wie in aller Welt kann man sich gegen Eltern stellen, die einen Sohn verloren haben und über „Opfer bringen“ reden, nur weil man ein paar Häuser gebaut hat.“ Er habe auch viel Geld verdient, so Buffett. Aber „Opfer habe ich dafür nicht gebracht.”

Die Zeit läuft Trump davon. Seit Beginn der unseligen Diskussion hat sich auch die öffentliche Stimmung gegen Trump gewandt. In der jüngsten Umfrage von CBS führt Hillary Clinton in der Wählergunst wieder deutlich mit 46 zu 39 Prozent. Und es bleiben nur noch 100 Tage.

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