Gründungen in China Joint-Venture war gestern

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Gemeinschaftsunternehmen heute die Ausnahme

Die größten deutschen Arbeitgeber in China
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Freudenberg Quelle: Pressebild

Theoretisch gibt es weitere Möglichkeiten, in China Unternehmen zu gründen, doch Holdings oder Aktiengesellschaften (AG) sind in der Praxis selten. Denn sie sind stärkeren Regulierungen unterworfen. So muss man für einen Börsengang ein Stammkapital von 30 Millionen Renminbi (umgerechnet rund 3,8 Millionen Euro) vorweisen. Für den GmbH-Verschnitt WFOE reichen 30.000 Renminbi.

Mit der freien Wahl des Status und der Rechtsform müssen China-Neulinge nicht mehr die Fallen fürchten, in die mancher ihrer Vorgänger tappte. Bis 2001 führte der Weg ins Reich der Mitte nahezu zwangsläufig in ein Joint Venture, also einen Zusammenschluss mit einem chinesischen Unternehmen. Nach Zahlen des Wirtschaftsprüfers Deloitte waren in den Achtzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts noch 90 Prozent der ausländischen Investoren von Joint Ventures abhängig. Heute laufen nur noch zwölf Prozent der deutschen Investitionen über Gemeinschaftsunternehmen.

Ärger mit Partnern

Etwa ein Drittel der deutschen Unternehmen, schätzt AHK-Rechtsexpertin Sun, versuche derzeit, ein Joint Venture aufzulösen oder den Partner auszubezahlen. „Nur wenn ein Marktzugang sonst nicht möglich ist, lohnt sich ein Joint Venture“, sagt Sun. Etwa im Automobilbau oder im Verlagswesen lässt die chinesische Regierung Alleingänge ausländischer Investoren noch immer nicht zu. Dabei seien friedliche Trennungen selten, sagt Dirk Hällmayr, bei Deloitte für das China-Geschäft zuständig. „Meist endet es in Schlammschlachten.“

Matthias Gundermann kennt solche verfahrenen Situationen allzu gut. Der Ingenieur und China-Kenner springt als Interimsmanager ein, wenn ausländische Unternehmen im Reich der Mitte Probleme mit ihren regionalen Partnern haben. Einer seiner Kunden war der Chef eines mittelständischen deutschen Zulieferers für Aufzüge mit mehreren Hundert Mitarbeitern. Nach zähen Verhandlungen, die sich über Jahre zogen, hatte der China-Neuling endlich einen Joint-Venture-Vertrag mit einem chinesischen Partner unterschrieben, der die gemeinsame Fabrik hochziehen sollte.

Doch bald fingen die Schwierigkeiten an. Beim Besuch der Baustellen entdeckte der deutsche Mittelständler, dass die Chinesen falsche Materialien verwendeten. Metallplatten waren nur halb so dick wie auf den Bauplänen vorgegeben. Als bei einer Überprüfung klar wurde, dass Teile des Geldes ohne Rechnung ausgegeben worden waren, holte der verzweifelte Firmenchef Gundermann an Bord. „Ich habe empfohlen, eine eigene Firma zu gründen“, erinnert sich der Retter. Sodann half Gundermann dem Mittelständler bei der Neugründung einer eigenen Firma.

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