Ohio Terror-Ermittlungen nach Attacke an US-Universität

Bei der Attacke eines Mannes an der State University im US-Bundesstaat Ohio wurden elf Menschen verletzt, der Angreifer getötet. Jetzt wird auch Hinweisen wegen Terrorverdachts nachgegangen.

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Polizei-Großeinsatz an der Ohio State University in Columbus. Quelle: AP

Nach einer Auto- und Messerattacke an einer der größten Universitäten der USA prüfen die Behörden einen möglichen terroristischen Hintergrund. Dies teilte Polizeichefin Kim Jacobs in Columbus im Staat Ohio am Montagabend mit. Auch das FBI schaltete sich ein. Am Vormittag lenkte ein Angreifer an der Ohio State University vorsätzlich einen Wagen in eine Gruppe Fußgänger und ging mit einem Fleischermesser auf Passanten los. Elf Menschen wurden verletzt, einer davon schwer. Der Verdächtige wurde Hochschulangaben zufolge binnen kurzer Zeit von einem Polizisten erschossen.

Bei dem mutmaßlichen Täter handelte es sich um einen Studenten an der Uni. Einem Behördenvertreter zufolge stammte er aus Somalia, lebte aber seit langem legal in den USA.

Rund um den Tathergang herrschte zunächst Verwirrung. Die Universität warnte am Morgen auf Twitter vor einem Bewaffneten auf dem Campus in Columbus. Die Hochschüler sollten „laufen, sich verstecken, kämpfen“, hieß es in der Mitteilung. Die Anordnung ist ein Standardprozedere, wenn Bewaffnete an US-Universitäten für Gefahr sorgen. Sie bedeutet, dass die Betroffenen wegrennen und sich möglichst leise in Sicherheit bringen oder bei unmittelbarer Lebensgefahr als letztes Mittel gegen den Täter vorgehen sollen.

von Simon Book, Rüdiger Kiani-Kreß, Christian Schlesiger

Augenzeugen der Attacke berichteten von chaotischen und dramatischen Szenen. Polizeifahrzeuge und Rettungswagen rückten an, Straßen wurden abgesperrt. Hochschüler verbarrikadierten sich in Büros und Unterrichtsräumen.

Der Student Angshuman Kapil hielt sich nahe dem Hörsaal auf, vor dem der Angreifer einen Kleinwagen in eine Waffe verwandelte. „Er traf einfach jeden, der davor stand“, schilderte er. „Danach brüllte jeder: 'Rennt! Rennt! Rennt'!“

Der Student Martin Schneider sagte, er habe den Automotor aufheulen hören. „Ich dachte erst, es sei ein Unfall, bis ich sah, wie der Typ mit einem Messer herauskam.“ Beim Aussteigen habe der Angreifer nichts gesagt.

Ein Beamter der Campus-Polizei, der eigentlich wegen eines Gaslecks in der Gegend war, habe den Mann dann nach weniger als einer Minute erschossen, sagte der Chef der Universitätspolizei, Craig Stone.

Nach eineinhalb Stunden gab die Universität dann Entwarnung gab. Der Campus sei wieder sicher, dennoch falle der Unterricht für den Rest des Tages aus. Die Ohio State ist eine der größten Universitäten der USA. Auf ihrem Haupt-Campus in Columbus studieren rund 60.000 Hochschüler.

Der Kongressabgeordnete Adam Schiff ging von einem Terror-Motiv aus. Die Tat „trage alle Markenzeichen einer Terrorattacke, die von jemandem verübt worden sein könnte, der sich selbst radikalisiert“ habe, sagte der ranghöchste Demokrat im Geheimdienstausschuss im Repräsentantenhaus. Der designierte Vizepräsident Mike Pence sprach von einer „tragischen Attacke.“

In den vergangenen Monaten haben die US-Behörden Sorgen geäußert, dass Extremisten im Internet zu Messer- und Autoattacken aufgerufen hätten. Diese seien einfacher in die Tat umzusetzen als Sprengstoffanschläge.

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