Rotwein Chinesen mischen den Weinmarkt auf

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Skepsis gegenüber chinesischer Weine

Weingut Château Haut-Brion Quelle: AP

Rat ist nötig. Die klimatischen Bedingungen sind in Chinas Weingebieten, die teils mehrere Tausend Kilometer voneinander entfernt liegen, höchst unterschiedlich. Eiskalte Nächte, die die Reben erfrieren lassen, hohe Luftfeuchtigkeit oder große Hitze lassen teils nur den Anbau eigener Sorten wie Cabernet Gernish zu. Das französische Weinimperium von Eric de Rothschild, die Domaines Barons de Rothschild, die neben Alltagsweinen mit dem Lafite auch einen der teuersten Rotweine der Welt verkauft, ließ auf der Halbinsel Penglai seit 2009 in einem Joint Venture die Böden prüfen und hat im Mai 2011 die ersten Rebstöcke der Sorte Cabernet Sauvignon gepflanzt.

Spitzenweine aus China

Das Publikum weiß den Qualitätssprung zu schätzen. Die Schilderungen von chinesischen Weintrinkern, die teure Rotweine mit Cola oder Sprite verdünnen oder zumindest bis zum Rand des Glases füllen sind Legende. In der Schicht der Begüterten, die sich die teuersten Flaschen für mehrere Hundert Euro pro Stück leisten können, wachsen jedoch rapide die Kenntnisse über Wein. Der deutsche Winzer Wilhelm Weil vom Weingut Robert Weil präsentierte zuletzt 2011 bei einem Dinner seine Weine in einem Luxushotel in Peking: „Dort gibt es ein schnell wachsendes Verständnis für Qualität.“

Deutsche Weinkenner hingegen sind oft noch skeptisch gegenüber chinesischen Weinen, nicht zuletzt, weil sie lediglich die Massenware mit Namen wie „Great Wall“ oder „Dynasty“ kennen. Der Autor Joel Payne, der für das Fachmagazin „Falstaff“ mehrere Weingüter besuchte, hat eine Liste von zehn Weinen erstellt, die er mit Werten von 87 bis 90 von 100 möglichen Punkten einschätzt. In der Summe zeigt er sich überrascht von der Güte einzelner Tropfen und mokiert sich ironisch darüber, dass der staatseigene Konzern Cofco einen Wein im „Nava Valley“ anbaut. Er soll umgerechnet 3175 Euro kosten. „Ein Schelm, wer Böses dabei denkt“, schreibt Payne.

Vorteil: Die Reblaus gibt es in China nicht

Paynes Kollegen sind unterschiedlicher Ansicht über die Qualität. Weinautor Eckhard Supp verkostete Anfang 2012 den „Deep Blue“ von Grace Vineyards und resümierte: „Anständiger Wein ohne große Eleganz und Finesse.“ Auch der Chefredakteur der Internet-Weinzeitung „Captain Cork“, Manfred Klimek, konnte bislang nur „blieb unter den Erwartungen an einen zeitgemäßen Rotwein“ notieren.

Einig sind sich jedoch alle, dass es Weine sind, die bei einer Blindprobe nicht als chinesische Weine zu erkennen sind. Und einen Feind hat der Weinbau in China weniger als Europa. Anfang des 20. Jahrhunderts vernichtete er allein in Frankreich 2,5 Millionen Hektar Anbaufläche: die Reblaus. Sie hat den Weg bis China wohl noch nicht gefunden.

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