Syrien Amnesty wirft Oppositionsgruppen Gewaltexzesse vor

Folter, Entführungen, standrechtliche Tötungen: In von den Rebellen gehaltenen Gebieten in Syrien kommt es laut Amnesty International zu brutalen Übergriffen.

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Syrien: Amnesty wirft Oppositionsgruppen Gewaltexzesse vor Quelle: dpa

Amnesty International wirft Oppositionsgruppen in Syrien massive gewaltsame Übergriffe vor. In von Aufständischen kontrollierten Gebieten gebe es eine „ernüchternde“ Welle von Folter, Entführungen und standrechtlichen Tötungen, heißt es in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht der Menschenrechtsorganisation. Einige Rebellengruppen wandten ähnliche Methoden wie die Regierung von Präsident Baschar al-Assad an. Der Amnesty-Bericht fußt auf Interviews mit rund 70 Personen, die in den nordsyrischen Provinzen Idlib und Teilen Aleppos in den von den Aufständischen gehaltenen Gebieten leben oder arbeiten.

Die Übergriffe seien über vier Jahre hinweg von fünf bewaffneten Gruppen verübt worden. Darunter seien Milizen, die von den USA oder Regionalmächten unterstützt würden, berichtete Amnesty. Zu nennen sei zudem der Al-Kaida-Ableger in Syrien. Der Report dokumentiert mindestens 24 Entführungen von Aktivisten und Vertretern ethnischer oder religiöser Minderheiten. Auch drei Kinder seien verschleppt worden, von denen zwei bis vergangene Woche noch vermisst gewesen seien. Einige Betroffene seien wegen ihrer Kritik an den Milizen entführt worden oder sogar einfach nur für das Abspielen von Musik.

Teils in der Öffentlichkeit sei es zu standrechtlichen Erschießungen von Soldaten der Regierungstruppen gekommen. Dabei handele es sich um Kriegsverbrechen. Amnesty forderte internationale Unterstützer auf, Waffenlieferungen an fragliche Rebellengruppen einzustellen. Übergriffe gibt es den Angaben zufolge auch auf Medienaktivisten in den Rebellengebieten. Einige berichteten Amnesty, sie seien an ihren Handgelenken aufgehängt oder mit am Rücken verbundenen Händen in einen Reifen gezwängt worden. Zu diesen Foltermethoden soll auch die syrische Regierung greifen.

Die Akteure im Syrien-Konflikt

Philip Luther, Direktor des Nahost-Programms von Amnesty, erhob schwere Vorwürfe gegen die Aufständischen. Zwar hätten es einige Zivilisten in von den Oppositionsgruppen kontrollierten Gegenden wohl zunächst begrüßt, der brutalen Herrschaft der syrischen Regierung zu entrinnen, erklärte er. Doch hätten sich die Hoffnungen zerstoben, dass diese bewaffneten Gruppen die Rechte achten würden. Vielmehr nähmen diese das Recht zunehmend in die eigene Hand und verübten schwere Übergriffe, sagte Luther.

Eine der beschuldigten Gruppen, Ahrar al-Scham, teilte schriftlich mit, sie wünsche sich ein Treffen mit Amnesty-Vertretern, um die Sache zu klären. Auf die Vorwürfe ging sie indes nicht konkret ein.

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