Nach dem Sieg von Donald Trump bei der Präsidentenwahl steuert die Notenbank Fed weiter auf eine Zinserhöhung am Jahresende zu. In ihrer ersten öffentlichen Rede seit dem Triumph des Republikaners betonte die Fed-Chefin Janet Yellen am Donnerstag, dass eine Anhebung "relativ bald" angebracht sein könne. Sie verwies bei ihrem Auftritt vor einem Kongressausschuss auf den Beschluss, den die Währungshüter Anfang November und damit kurz vor den Wahlen gefasst hatten. Yellen betonte, die amerikanische Wirtschaft habe sich weiter in Richtung der von der Fed angestrebten Ziele entwickelt. Die Notenbank peilt Vollbeschäftigung und stabile Preise an. Dass erste Ziel ist praktisch erreicht, die Inflationsrate bewegte sich zuletzt weiter in Richtung der von der Notenbank gewünschten Marke.
Die Fed-Chefin sagte, ein Hinauszögern der geldpolitischen Straffung könne dazu führen, dass Investoren in einem anhaltenden Niedrigzinsumfeld übermäßige Risiken eingingen. Dies könne bedeuten, dass spätere Zinserhöhungen dann in einer schnelleren Gangart erfolgen müssten. Die Fed hält die Zinsen seit Dezember 2015 in einer Spanne zwischen 0,25 und 0,5 Prozent. Experten rechnen für Dezember mit einem Schritt nach oben, dem 2017 zwei weitere Schritte folgen könnten.
Dabei will die Fed behutsam vorgehen. US-Währungshüter Patrick Harker hat jedoch aggressivere Zinserhöhungen in Aussicht gestellt, falls der künftige Präsident die Wirtschaft mit einem Konjunkturprogramm befeuern sollte. Dann könnten die geldpolitischen Schritte nach oben einem "steileren Pfad" folgen, sagte der Fed-Chef von Philadelphia. Viele Investoren erwarten eine steigende Inflation, da Trump Steuersenkungen und höhere Ausgaben angekündigt hat. Steigende Zinsen bremsen die Inflation.
Biografische Daten der Fed-Chefin
Janet L. Yellen
Janet Yellen wurde am 13. August 1946 (Alter 71) im New Yorker Stadtteil Brooklyn geboren.
Bachelor-Abschluss in Wirtschaftswissenschaften von der Brown University (US-Staat Rhode Island, 1967); Doktor in Wirtschaftswissenschaften von der Yale University (US-Staat Connecticut, 1971)
Seit dem 1. Februar 2014 ist Yellen in der Nachfolge von Ben Bernanke Präsidentin des Federal Reserve Board (FED); von 2010 bis 2014 war sie Vizepräsidentin des FED; von 2004 bis 2010 Präsidentin der Federal Reserve Bank of San Francisco; von 1997 bis 1999 Vorsitzende des Rats der Wirtschaftsberater des Weißen Hauses (Council of Economic Advisers); von 1994 bis 1997 Mitglied des Federal Reserve Board of Governors; von 1980 bis 1994 Lehrkraft an der University of California, Berkeley; von 1978 bis 1980 Dozentin an der London School of Economics and Political Science; von 1977 bis 1978 Ökonomin bei der Federal Reserve; von 1971 bis 1976 Assistenzprofessorin an der Harvard University.
Verheiratet mit George A. Akerlof, Wirtschaftsnobelpreisträger und Professor an der kalifornischen Berkeley-Universität; ihr Sohn, Robert Akerlof, ist Assistenzprofessor an der University of Warwick.
Zuletzt war der Preisauftrieb jedoch noch moderat. Die Verbraucherpreise lagen im Oktober um 1,6 Prozent über dem Niveau vor einem Jahr. Im September lag die Inflationsrate noch bei 1,5 Prozent. Die Währungshüter blicken bei der Inflation insbesondere auf die Preisveränderungen bei den persönlichen Verbraucherausgaben (PCE), wobei Energie- und Nahrungsmittelkosten außen vor bleiben. Dieser Wert lag im September mit 1,7 Prozent noch unter der Fed-Zielmarke von zwei Prozent. Yellen sieht dies jedoch nicht als Hinderungsgrund für eine geldpolitische Straffung.
Wie Harker hat sich zuletzt auch dessen Kollegin Loretta Mester dafür ausgesprochen, an einer sukzessiven Erhöhung der Zinsen festzuhalten. Es sei zu früh, um vorherzusagen, welche Ausgaben- und Handelspolitik die neue Regierung verfolgen werde, sagte die Chefin der Fed von Cleveland. Insbesondere in der Industrie herrscht Furcht, dass der erklärte Freihandelsgegner Trump mit Handelsschranken letztlich Jobs im eigenen Land gefährden könnte. Diese Sorge treibt offenbar auch New York-Fed-Chef William Dudley um, der auf die Bedeutung des Welthandels hinwies: "Handel und Verbindungen im Finanzsektor über Grenzen hinweg schweißen unsere Volkswirtschaften zusammen." Diese Kontakte seien mit der Zeit immer wichtiger geworden.
Auch die Rating-Agentur Fitch rechnet mit weitreichenden globalen Folgen, falls Trump sein Land wirtschaftlich stärker abschotten sollte - beispielsweise gegen Importe aus China. Dann sei es wahrscheinlich, dass die Volksrepublik mit Gegenmaßnahmen reagieren werde. Dies werde für Wachstum und Inflation in beiden Staaten "schädliche Auswirkungen" haben, warnten die Bonitätswächter.