Schusswaffen in den USA „Es ist unser verdammtes Recht, Waffen zu besitzen“

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Die vielleicht mächtigste Lobby der Welt

Die wahre Absurdität aber bekommt die Branche durch ihre Akteure wie etwa James Minder, der 2004 den Job als Verwaltungsratschef bei Smith & Wesson aufgeben musste, weil seine Vergangenheit als „Shotgun Bandit“ inklusive acht bewaffneter Raubüberfälle bekannt wurde. Ähnlich handfest agierte Gaston Glock. Im Alter von 70 Jahren schlug der Gründer der gleichnamigen Waffenfirma aus Österreich einen angreifenden Exfremdenlegionär so heftig, dass dieser mehrere Zähne verlor.

Durchschlagender Erfolg: Aktienkurs des Waffenherstellers Smith & Wesson. (zum Vergrößern bitte aklicken)

Dass sich trotz solcher Schlagzeilen immer noch gute Geschäfte machen lassen, lässt sich vor allem mit der brillanten Lobbyarbeit der Hersteller und des Interessenverbands National Rifle Association (NRA) erklären – der vielleicht mächtigsten Lobbyorganisation der Welt. Die NRA attackiert jeden, der die Waffenfreunde bremsen könnte. Im Notfall geht sie auch auf die Hersteller selbst los. Als sich etwa Smith & Wesson im Jahr 2000 nach einem Amoklauf gegen Schadensersatzforderungen absichern wollte und dafür eine großzügige Entschädigung der Opfer oder einen Lieferstopp an fragwürdige Händler prüfte, rief die NRA zum Boykott auf. Der Umsatz von Smith & Wesson sackte darauf hin um rund 40 Prozent ab, was den britischen Eigentümer zum Verkauf zwang – an einen US-Bürger.

Die Macht der NRA ist schwer zu brechen. Es gebe nur eine Hoffnung, meint ein Politiker der Demokratischen Partei aus Texas: „Die NRA besteht vor allem aus weißen, älteren Männern der unteren Mittelschicht.“ Die Jüngeren hätten eine differenziertere Haltung zu Waffen. „Sterben die Alten irgendwann weg, ist vielleicht eine Reform der Waffengesetze denkbar.“

Die Vorwürfe gegen die Präsidentschaftskandidaten
Trumps bedenkliche Äußerungen Quelle: dpa
Clintons Gesundheitszustand Quelle: AP
Trumps bedenkliche Äußerungen Quelle: AP
Clintons Stiftung im Zwielicht Quelle: AP
Clintons Rolle in Libyen Quelle: REUTERS
Clintons E-Mail-Affäre Quelle: REUTERS
Trumps Versuche Steuern zu vermeiden Quelle: dpa

Wahrscheinlicher allerdings ist das Gegenteil. Selbst wenn Hillary Clinton die Wahl gewinnt, dürfte das der Branche nutzen – auch wenn sie schärfere Gesetze angekündigt hat. Oder gerade deshalb.

Der Waffenshop Palmetto State Armory in Columbia, South Carolina, etwa wurde erst so richtig groß, als Barack Obama, der den Waffenboom wie Clinton eher kritisch sieht, 2009 Präsident wurde. Inhaber Jamin McCullum, der sich als „begierigen Waffennarr und eifrigen Geschäftsmann“ beschreibt, machte seither aus einer kleinen Klitsche ein Millionen-Dollar-Unternehmen. Aus Angst, Obama könnte die Branche restriktiver regulieren, stürmten damals Kunden seine Läden und deckten sich mit Waffen ein.

Inzwischen ist Palmetto eine feste Größe in South Carolina – und zieht an mehreren eigenen Schießständen den Nachwuchs heran. An diesem Mittwoch etwa ist darunter eine Frau Mitte 30. Seit einer halben Stunde erklärt ihr der Verkäufer die Unterschiede zwischen den Pistolen von Walther und Smith & Wesson. Die Dame will es genau wissen: Sie sucht nicht für sich, sondern für ihren Mann. Als Geschenk zum Geburtstag: „Das wünscht er sich schon so lange.“

Wer weiß, vielleicht kommt auch sie bald regelmäßig: Mittwochs schießen Frauen bei Palmetto ja immer kostenlos.

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