Beck-Affäre Wenn Politikern der Drogenkonsum vergeben wird

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Jeb Busch und Obama gestehen Jugendsünden


Ein anderer kam glimpflicher davon: „Vor 40 Jahren habe ich Marihuana geraucht und so manch anderer sicherlich auch, aber nicht jeder will es vor 25 Millionen TV-Zuschauern zugeben, aber ich habe es gerade getan und meine Mutter ist jetzt überhaupt nicht erfreut“, erklärte der republikanische Präsidentschaftskandidat Jeb Bush unter schallendem Gelächter und Applaus des Publikums auf offener TV-Bühne. Doch das ist offenbar lange genug her, um der politischen Karriere nicht zu schaden. Dass Bush mittlerweile aus dem Kandidatenrennen ausgeschieden ist, hat viele Gründe. Aber die High-School-Sünde des heute 63-jährigen früheren Gouverneurs von Florida war es nicht, da sind sich alle Beobachter einig.


Das gleiche Glück hatte Barack Obama. In seinem Buch „Dreams from my Father“ in 1995 gestand er, als junger Heranwachsender Marihuana und Kokain ausprobiert zu haben, aber kein Heroin. „Es war eine Reflexion auf die Probleme und Verwirrungen von Teenagern“, sagte er später in einem Interview mit der „New York Times“. „Teenage-Jungs sind regelmäßig verwirrt.“ Die Wähler nahmen es ihm ab. Trotz massiver Kampagnen der republikanischen Seite gelang ihm 2012 eine zweite Amtszeit als US-Präsident.

Unklar ist die Situation beim früheren Gouverneur von New York, David Paterson. Er übernahm das Amt des Wall-Street-Jägers und Gouverneurs von Eliot Spitzer, der 2007 über einen Prostitutionsskandal gestolpert war. 2008 gestand er in einer TV-Show offen ein, im Alter von 22 oder 23 Jahren Kokain ausprobiert zu haben, es aber „seit den späten 70ern“ nicht mehr angerührt zu haben. 2010 wollte er sich dann um eine weitere, volle Amtszeit als Gouverneur bewerben, scheiterte aber. Er ist weiterhin Mitglied der Demokratischen Partei.

Der frühere US-Präsident George W. Bush kämpfte viele Jahre gegen Gerüchte über Drogen und Alkoholmissbrauch. Permanente Fragen von Reportern nach Drogen beantwortete er gerne mit: „Als ich jung und unvernünftig war, war ich jung und unvernünftig.“ Er räumte es nie ein, verneinte es aber auch nicht.
Eine Verurteilung wegen einer Trunkenheitsfahrt hätte ihn allerdings beinahe die Karriere gekostet. Sie kam ausgerechnet in der heißen Phase des Wahlkampfs 2000 ans Tageslicht. Bush erklärte, er habe sie verheimlicht, weil er nicht wollte, dass seine Tochter davon erfährt. Politische Beobachter glauben, dass ihn das Bekanntwerden des Deliktes viele konservative Stimmen kostete. Auf politischer Linie nahm er stets eine harte Gangart gegen Drogenvergehen ein.

Tragisch ist die Geschichte von Marion Barry, Bürgermeister von Washington, der 1990 in eine Falle des FBI tappte und in einem Hotelzimmer beim Crack-Rauchen erwischt wurde. Er bekam keine Bewährung und musste sechs Monate ins Gefängnis. Doch 1994 gelang es ihm, erneut Bürgermeister zu werden. 2005 wurde bei einem Drogentest erneut der Gebrauch von Marihuana und Kokain festgestellt und es folgte eine dreijährige Bewährungsstrafe. Barry starb im Alter von 78 Jahren in einem Krankenhaus in Washington.

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