Aktien und Anleihen gab es also nicht. Begehrt waren aber andere Sachgüter: „Viele Menschen haben ihr Geld in Autos, Datschen oder andere Immobilien investiert, aber die musste man auch erst einmal bekommen“, sagt Steiner. Auf einen Trabbi mussten die DDR- Bürger schon mal 15 Jahre warten. Einige machten aus dieser Knappheit ein eigenes Geschäftsmodell. „Der eigene Platz auf der Warteliste wurde quasi weiterverkauft. Wenn der Autokauf kurz bevor stand, konnte man dafür genauso viel Geld verlangen wie das Auto selbst kostete“, so der Historiker. Ähnliches gab es auch bei anderen Waren, für die man sich in eine Warteschlage einreihen musste.
Ein beliebtes Wertaufbewahrungsmittel war auch die D-Mark. „Es gibt Schätzungen, dass sich die in der DDR gehaltenen D-Mark-Bestände bis auf über 60 Prozent des insgesamt umlaufenden Bargelds beliefen. Diesen Wert halte ich für etwas überhöht, richtig ist aber, dass die D-Mark in der DDR offenbar sehr beliebt war.“ Der größte Teil dieser Devisen dürfte als Wertaufbewahrungsmittel beispielsweise unter den Matratzen gelagert haben. „Das war besonders in den 80er-Jahren zu beobachten und zeigt, dass das Vertrauen in die eigene Währung extrem gelitten hatte.“
Die andere Hälfte zirkulierte als Zahlungsmittel. „Bis Mitte der 70er konnte man noch mit D-Mark direkt im Intershop zahlen – einer Einzelhandelskette der DDR, wo es auch Waren aus dem Westen gab“, berichtet Steiner. „Später musste man die Devisen der Staatsbank anbieten und bekam dafür sogenannte Forumschecks für den Einkauf im Intershop“, so Steiner.
Besonders beliebt war die West-Mark aber wohl auf dem Schwarzmarkt. „Es war häufig schwierig, einen Handwerker zu bekommen. Wenn man D-Mark hatte, ging das viel schneller. Das zog auch besser, als wenn man ein höhere Summe DDR-Mark angeboten hätte“, so der Historiker. Auch die Preise für Handwerkerleistungen waren staatlich vorgegeben. „Die DDR sollte ja ein Arbeiter- und Bauernstaat sein, Millionäre waren unerwünscht“, sagt Steiner. Insbesondere Handwerker und auch einigen Künstler sei es aber unter diesen Bedingungen trotzdem gelungen, zu Reichtum zu kommen.
Als Quelle für seine Forschung nutzt Steiner nicht nur Berichte von Zeitzeugen, sondern vor allem die umfangreichen Archive staatlicher Institutionen, wie der Staatssicherheit (Stasi), aber auch der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). „Es liegt in der Natur der Sache, dass illegale Geschäfte sich in den Akten nicht immer niederschlagen, aber manches lässt sich dazu in den Archiven doch finden“, so Steiner.
Beliebter Teil der Anlagestrategie sind heute auch Immobilien. Für DDR-Bürger war es jedoch nicht so einfach eine Immobilie zu bekommen. „Schließlich sollte der Boden nicht zum Spekulationsgeschäft werden. Eigentumswohnungen in Mehrfamilienhäusern gab es praktisch gar nicht“, sagt Steiner. „Und wer ein Eigenheim bauen oder kaufen wollte, erwarb häufig nur Nutzungsrechte an dem Grundstück.“ Beim Hausbau ergab sich zusätzlich die Schwierigkeit, dass Baumaterial nur begrenzt verfügbar war.