Milchpreis So will die Politik den Milchbauern helfen

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Lockerung des EU-Wettbewerbsrechts

Damit der Überschuss auf dem Milchmarkt sinkt, soll die Menge runter - aber wie? Staatliche Eingriffe wie zu Zeiten der EU-Milchquote sind nicht mehrheitsfähig, unter anderem Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) ist dagegen. „Auch mit Milchquote hatten wir 2009 schon Milchpreise auf dem heutigen Niveau“, sagt er.

Die EU hat das Wettbewerbsrecht gelockert, seit April können Molkereien eine Senkung der Bezugsmenge absprechen - und damit indirekt den Preis erhöhen. Aber das tun sie nicht. „Würden wir die Menge senken, würde Milch aus anderen Staaten kommen - und wir verlieren Marktanteile an ausländische Konkurrenz“, sagt Eckhard Heuser vom Milchindustrie-Verband. Die Hälfte der deutschen Milch werde exportiert. „Wir sind Teil des globalen Marktes - eine deutsche Insel-Lösung ist Unsinn“, meint Heuser. Bundesagrarminister Schmidt hält die Wettbewerbsrecht-Lockerung dennoch für „ein wichtiges Instrument“. Molkereien seien besonders in der Pflicht.

Steuerliche Erleichterungen

Macht ein Betrieb Verluste, kann er diese steuerlich bisher nur mit einem Gewinn aus dem Vorjahr verrechnen und dann Geld zurückbekommen. Künftig soll dieser Zeitraum auf drei Jahre gestreckt werden. Milchbauern könnten somit rote Zahlen aus 2016 also mit Profiten aus dem guten Jahr 2014 verrechnen. Verkaufen sie zur Schuldentilgung Grundstücke, sollen bis zu einer gewissen Höhe keine Steuern anfallen. Das könnte etwas bringen, sei aber „nicht die große Hilfssäule“, sagt Bauernvertreter Wenk.


Werbung für regionale Agrarprodukte

Ein Schlüssel für die Lösung der Agrarkrise ist der Verbraucher selbst - das ist allen Beteiligten klar. Kauft er teurere Milch oder teureres Fleisch aus der Region, kommt das deutschen Landwirten zugute. Daher wollen Behörden ihr Marketing für regionale Agrarprodukte erhöhen. „Das ist durchaus sinnvoll“, sagt Bauernvertreter Wenk. Aber auch er weiß: Deutlich tiefer will kein Verbraucher in die Tasche greifen.

Wie geht es weiter?

Laut Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) lag der Erzeugerpreis für ein Kilo Rohmilch im Juni bei rund 23 Cent, sieben Cent niedriger als ein Jahr zuvor. Die Juli-Zahl wird erst Mitte September bekanntgegeben - es wird erwartet, dass es leicht aufwärts geht. Laut Bauernvertreter sind je nach Region 30 bis 35 Cent nötig zur kostendeckenden Produktion.

So ist nun mal der Markt, argumentieren Molkereien. Der Milchpreis habe schon immer geschwankt. Es gebe Anzeichen, dass es deutlich nach oben gehe, weil sich das Angebot verknappt habe, sagt Milchindustrie-Vertreter Heuser. „Der freie Markt wird das regeln.“ Auch das Bundesagrarministerium sieht „stabilisierende Tendenzen“. Weiter teilt die Behörde mit: „Die Lösung der Milchkrise muss im Markt selbst und durch die Beteiligten gefunden werden.“

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