Unangenehme Botschaften scheut Robert Habeck von den Grünen weniger. Der Schriftsteller und Spitzenkandidat sagt als Einziger, wie es aus seiner Sicht mit dem Netzausbau schneller gehen könnte: „Wenn Tennet nicht genug Geld hat, muss man im Hinterkopf haben, dass es unter anderer Regie, etwa durch den Staat, gemacht wird.“ Das kommt in der Ökoszene an, weniger bei Minister de Jager.
Das Umgarnen der Ökos
Trotz solcher Differenzen umgarnen SPD und CDU den Grünen-Kandidaten. „Ich habe Herrn Habeck nichts hinzuzufügen“, lobt de Jager mehr als einmal. Und schmeißt sich ran an die Ökopartei: „Eine grüne Krawatte habe ich auch.“
Bisher regiert die Union mit der FDP, deren Spitzenmann Wolfgang Kubicki dagegen kämpft gegen den inner- und außerparlamentarischen Untergang. Zuletzt lag die SPD bei den Wählern im Norden mit 32 Prozent gleichauf mit der CDU. Die Grünen kamen auf zwölf Prozent, die Piraten auf elf. FDP und Linke würden nach den Umfragen nicht in den Kieler Landtag einziehen.
Christiansen hält manches auf dem Husumer Podium für heiße Luft. Er prescht mit seiner Idee vor, das Modell seiner Produktionsgenossenschaften auf Stromleitungen zu übertragen. „Dann müssen eben Bürger-Energienetze her“, fordert der Friese. Sollen seine Landsleute doch bei den neuen Stromautobahnen als Klein-Kapitalisten einsteigen.
Außerdem will die Arge Netz dort, wo die neue Stromautobahn verlaufen soll, mit den Eignern der Flächen verhandeln. „Wenn wir Tennet und E.On Netz die Eigner der betroffenen Flächen nennen können, geht alles schneller“, hofft Christiansen. Doch so viel wie ein Bauer bekommt, wenn ein Rotor auf seinem Land gebaut wird, fällt als Entschädigung beim Bau eines Strommasten nicht ab. Netzbetreiber Tennet verweist darauf, dass die Bundesnetzagentur höhere Vergütungen nicht akzeptiere.
Mittelmäßiges Schleswig-Holstein
Doch Schleswig-Holstein ist nicht nur wegen des Engpasses im Netz bei der Energiewende mittelmäßig im Vergleich zu anderen Bundesländern. Zwar produziert es Unmengen an Windstrom und zunehmend auch aus Biomasse sowie Solarkollektoren, doch steht im Norden noch der älteste fossile Kraftwerkspark.
Küstennachbar Mecklenburg-Vorpommern hat zudem vorgemacht, wie schnell Genehmigungsverfahren gehen. Die Stromtrasse von Hamburg nach Schwerin etwa endete bislang an der Landesgrenze, weil in Schleswig-Holstein die Planungen stocken. 2010 hätte alles fertig sein sollen, schon vor der hastigen Energiewende nach Fukushima.