Im Global Competitiveness Report des World Economic Forum landet das Land auf Platz 81, hinter Botswana und dem Iran. Die Rangliste von Transparency International, die die Korruption in 174 Ländern untersucht, führt Kroatien an 62. Position, hinter Kuba und Namibia. Der Doing-Business-Report der Weltbank, der prüft, wie einfach sich Firmen gründen lassen, sieht Kroatien auf Platz 84. Die Hürden: vergleichsweise hohe Löhne und Lohnnebenkosten, steigende Steuern, rigide Arbeitsgesetze und ausufernde Bürokratie. Ikea etwa will seit Jahren in der Nähe von Zagreb ein Möbelhaus bauen. Damit die Kunden den Einrichtungstempel ansteuern können, ohne Autobahnmaut zu zahlen, baten die Schweden die Regierung, die Mautstelle zu verlegen. Die Verhandlungen zogen sich mehrere Jahre hin, erst vor Kurzem willigten die Behörden ein.
Ivo Josipovic weiß um die Probleme. „Wir haben nicht unbedingt einen modernen Arbeitsmarkt“, räumt der kroatische Staatspräsident im Gespräch mit der WirtschaftsWoche ein. Auch das Investitionsklima sei verbesserungsbedürftig. „Da müssen jetzt Gesetze geändert werden, die Investitionen blockieren.“
Angst vor Reformen
Das Problem ist, dass die seit einem Jahr amtierende Mitte-links-Regierung genau wie die davor regierenden Konservativen vor Reformen zurückschreckt. Stattdessen hat Zagreb kontinuierlich den öffentlichen Sektor ausgeweitet. Statt wie von Brüssel angemahnt Staatsbetriebe zu privatisieren, legt die Politik Privatunternehmen immer neue Steine in den Weg. Mehr als ein Drittel der Arbeitnehmer ist im öffentlichen Dienst beschäftigt. Die Personal- und Sozialausgaben machen 75 Prozent der öffentlichen Ausgaben aus.
Zwar erfüllt Kroatien mit einer Staatsverschuldung von 57 Prozent vom BIP die entsprechende Vorgabe des Maastricht-Vertrages. Kritisch ist allerdings die private Verschuldung. Bei den Banken des Landes sind 14 Prozent aller Kredite notleidend, hat Deutsche-Bank-Experte Körner errechnet. Vor fünf Jahren waren es erst vier Prozent. Die Kroaten konsumieren auf Pump, viele haben gleich mehrere Kreditkarten. Die Kaufhäuser, Cafés und Restaurants in der Zagreber Innenstadt sind voll. Junge Leute flanieren mit Taschen internationaler Modelabels durch die Straßen.
Glaubt man Präsident Josipovic, wird bald alles besser. „In den vergangenen fünf Jahren hat Kroatien große Fortschritte gemacht“, behauptet das Staatsoberhaupt. Vom EU-Beitritt erwartet er einen Reformschub. „Ein gesunder Wettbewerb wird unsere Wirtschaft stärken“, so der Präsident.