Glaubt man den Zahlen der „German Longitudinal Election Study“ (GLES) war das insbesondere bei Anhängern der Grünen und der Linkspartei der Fall. Während sich CDU- und SPD-Wähler oft bestätigt sahen, merkten besonders viele Linken-Sympathisanten, dass die Forderungen der Partei gar nicht zu ihren persönlichen Einstellungen passen.
Mehr noch: Nur 65 Prozent der Nutzer, die der Linkspartei ihre Stimmen geben wollten, hatten die meisten Übereinstimmungen mit der Oppositionspartei.
Dennoch sollte das Tool nicht überschätzt werden. Nur die Wenigsten lassen sich von ihrer Wahlabsicht abbringen, Wahl-O-Mat-Ergebnis hin oder her.
Wohl aber verstärkt das Tool die Bereitschaft, tatsächlich wählen zu gehen. 70,5 Prozent der von Politikwissenschaftler Stefan Marschall befragten Wahl-O-Mat-Nutzer gaben an, über ihr Ergebnis und den Urnengang im Freundes- und Bekanntenkreis sprechen zu wollen. Immerhin jeder Zwölfte Nutzer wurde nach eigenen Angaben motiviert, zur Wahl zu gehen – obwohl er es vorab nicht vorhatte.
Neu in diesem Jahr ist ein europaweiter Test. Nachdem deutsche Teilnehmer den Wahl-O-Mat gespielt haben, können sie mit einem weiteren Klick 15 der 38 Wahl-O-Mat Thesen mit den Positionen der Parteien in den 14 anderen EU-Ländern vergleichen.
Denn die Pendants zum deutschen Tool gibt es nicht nur in den Niederlanden, sondern auch in Belgien, Bulgarien, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Italien, Lettland, Österreich, Polen, Slowakei, Spanien und Tschechien.
Keine Frage: Der Blick über den Tellerrand ist spannend. Doch was soll der Wähler davon halten, dass Schwesterparteien unterschiedliche Meinungen haben. Die Sozialisten in Frankreich sind beispielsweise deutlich offener für Gemeinschaftsanleihen in der Euro-Zone als die Genossen von der SPD? Solche Unterschiede könnten Verwirrung schaffen.
Andererseits ist Politik nun mal kompliziert, insbesondere im heterogenen Europa. Und das darf der Wähler ruhig wissen.