Frankreich Sarkozy gibt sich vor Wahlkampf einsichtig

Nicolas Sarkozy hat kaum Chancen auf eine Wiederwahl. Doch Frankreichs Ex-Präsident scheint den Élyséepalast fest im Blick zu behalten. Im neuen Buch gibt sich der Bling-Bling-Staatschef sogar einsichtig.

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Im Büßerhemd zum Élysée? Sarkozy zeigt sich einsichtig. Quelle: AP

Fehler einzugestehen gilt auch in Frankreich als Tugend. Ex-Präsident Nicolas Sarkozy hat mit einigen Eingeständnissen einen Teil seines neuen Buches gestaltet. „Frankreich - ein Leben lang“ („La France pour la vie“) liegt von diesem Montag an in den Buchläden des Landes zum Kauf bereit. Französische Medien schreiben schon vom „Mea culpa“, dem Schuldbekenntnis des Ex-Präsidenten.

Das Werk wird als weiterer Baustein gesehen für Sarkozys bis heute nicht erklärte Bewerbung um einen erneuten Einzug in den präsidialen Élyséepalast 2017. Er selbst schreibt dagegen: „Dieses Buch ist keine Bekanntgabe der Kandidatur für die nächste Präsidentschaftswahl.“

Der 60-Jährige kündigte sein neues Werk per Facebook-Account an: „Ich weiß um die fürchterliche Vertrauenskrise, die Politik und Politiker auslösen“. Dabei gibt er sich selbstkritisch: „Ich will mich auf keinen Fall freisprechen von meinem persönlichen Teil der Verantwortung an dieser Situation.“ Vielleicht könne er ja „Vertrauen wiederherstellen“, schreibt der Chef der konservativen Republikaner.

Sarkozy räumt in den bisher veröffentlichten Passagen vor allem Dinge ein, für die er ohnehin schon viel Kritik einstecken musste. Als „Fehler“ sieht Sarkozy im Nachhinein etwa den Urlaub auf der Traumjacht eines seiner superreichen Freunde nach dem gewonnenen Wahlkampf 2007. Solche luxuriösen Eskapaden haben ihm den Beinamen „Präsident Bling-Bling“ eingebracht. Auch sein öffentlicher Ausfall („Verpiss Dich, armseliges Arschloch“) gegen einen unangenehmen Kritiker sieht Sarkozy inzwischen als falsch an.

Mit Blick auf zu zögerliche Veränderungen im reformresistenten Frankreich schreibt Sarkozy nun von „Reue“. Die nicht gekippte Reichensteuer ISF zählt er dazu. Oder die unangetastete 35-Stunden-Woche. Da zeigt Ex-Banker und Querdenker Emmanuel Macron, immer noch Wirtschaftsminister der sozialistischen Regierung, aktuell mit dem neuen Arbeitsmarktgesetz weniger Bedenken, die Heilige Kuh der Gewerkschaften ganz in der Nähe der Schlachtbank anzubinden.

Zum Dunstkreis seiner juristischen Verstrickungen gibt es von Sarkozy weiterhin nur Dementis. Bygmalion etwa will er nicht gekannt haben („Ich schwöre, die absolute Wahrheit“). Über das PR-Unternehmen soll seine Partei mit fingierten Rechnungen 2012 illegal Wahlkampfkosten für Sarkozy übernommen haben. Die Ermittlungen laufen noch.

Wer in Frankreich (wieder) etwas werden will, legt ein Buch mit staatstragenden Perspektiven vor. Sarkozy bringt zum siebten Mal ein solches Werk heraus. Jeder zehnte Franzose hat nach einer Umfrage Interesse, das Buch zu lesen. 86 Prozent der Befragten sehen darin vor allem einen PR-Streich mit Blick auf die erwartete Kandidatur.

Die Luft ist dünn für eine Wiederwahl, die Umfragewerte für Sarkozy fallen rapide. Gegen seinen stärksten innerparteilichen Gegner, den früheren Premierminister Alain Juppé, hätte er aktuell bei den Vorwahlen im November kaum eine Chance. Sieben von zehn Franzosen sehen Sarkozy nach der Niederlage 2012 gegen François Hollande ohnehin nur „von Rache getrieben“.

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