Liveticker Nach Zinssenkung: Draghi "noch nicht am Ende"

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"Das ist mehr als die 'Dicke Bertha'"

+++ 15:25 Uhr +++

+++ 15:09 Uhr +++

Und hier ein paar Aussagen von EZB-Präsident Mario Draghi auf der heutigen Pressekonferenz in Frankfurt: "Falls nötig, werden wir zügig mit einer weiteren Lockerung der Geldpolitik handeln. Der EZB-Rat ist einhellig in seinem Bekenntnis, im Rahmen seines Mandats unkonventionelle Instrumente zu nutzen, falls es nötig werden sollte, Risiken einer längeren Phase niedriger Zinsen weiter anzugehen (...) Wir haben uns für ein Bündel von Maßnahmen entschieden (...), um die Kreditvergabe an die Realwirtschaft zu unterstützen. Zu dem Paket gehören weitere Senkungen der Leitzinsen, gezielte langfristige Refinanzierungsgeschäfte, die Vorbereitung zum Kauf von verbrieften Wertpapieren (ABS) und die Verlängerung von Vollzuteilungen bei Tendergeschäften mit einem festen Zinssatz (...) Was unseren Ausblick angeht, so werden die EZB-Leitzinsen für eine längere Zeit auf den aktuellen Niveaus bleiben - mit Blick auf den derzeitigen Inflationsausblick."

+++ 15:02 Uhr +++

Der Euro fiel nach der EZB-Entscheidung auf ein Vier-Monats-Tief von 1,3504 Dollar. EZB-Chef Mario Draghi kündigte unter anderem Käufe von verbrieften Krediten (ABS) und neue langfristige Notenbank-Kredite (LTRO) an. Letztere hätten zunächst ein Volumen von 400 Milliarden Euro. Außerdem stellte er kurzfristige weitere Maßnahmen in Aussicht, sollten diese notwendig sein. "Draghi schießt aus allen Rohren", sagte ein Geldhändler. "Das ist mehr als die 'Dicke Bertha'. Es muss verdammt schlimm um die Euro-Zone stehen, wenn so viel Geld reingepumpt werden muss."

+++ 14:55 Uhr +++

Hätten Sie gewusst, wann der Dax an den Start ging? Am 1. Juli 1988. Er begann aber nicht bei null, sondern bei 1000 Punkten. Im November 1989 durchbrach er erstmals die 1700 Punkte-Marke. Heute hat er es nach 26 Jahren erstmals über die 10.000-Punkte-Marke. Der Dow Jones, die Mutter aller Börsenbarometer, brauchte hierfür mehr als 100 Jahre. 

+++ 14:50 Uhr +++

Wiwo-Chefredakteur Roland Tichy verweist bei Twitter noch mal auf seine aktuelle Kolumne. Darin schrieb er: "Wenn der Zins tatsächlich negativ wird, lohnt es sich nicht mehr, zu sparen – warum sollte man etwas zurücklegen, was dahinschmilzt, statt höhere Kaufkraft in der Zukunft zu schaffen? Der Dumme in der Donald-Draghi-Welt ist, wer eine Riester-Rente oder eine Lebensversicherung anspart: Denn am Ende ist man ärmer als am Anfang. Der Schlaue hingegen haut die Kohle raus und wirft sich dem Staat in die Arme."

+++ 14:38 Uhr +++

Und zack: Ist der Dax über 10.000 Punkte - zum ersten Mal in seiner Geschichte.

+++ 14:29 Uhr +++

+++ 14:26 Uhr +++

Und weiter geht es mit Reaktionen.

Martin Wansleben, DIHK-Hauptgeschäftsführer: "Die Zinssenkung ist nachvollziehbar, aber mit großen Risiken verbunden. Angesichts der aktuell niedrigen Inflation musste die EZB handeln. Und sie hat die Entscheidung mit frühzeitigen Andeutungen auch klug vorbereitet. Ebenso klug müssen die Regierungen in der Euro-Zone jetzt agieren und den geldpolitischen Spielraum für weitere Anstrengungen bei den Strukturreformen nutzen."


Sven Giegold, Mitglied des Europaparlaments: "Die Geldpolitik handelt, während die Fiskalpolitik außer einseitiger Sparorgien nichts zuwege bringt. Damit werden die Mitgliedstaaten ihrer Verantwortung nicht gerecht."

Alexander Erland, Präsident des Versicherungsverbands GDV: "Der Schritt der EZB markiert eine neue Eskalationsstufe. Damit wird das Niedrigzinsniveau weiter verfestigt, zulasten der Vorsorgesparer in Deutschland. Ihre Sparanstrengungen werden durch die EZB untergraben."

Otmar Lang, Chefvolkswirt der Targobank: "Auch wenn sich die konkreten Auswirkungen für private Sparer stark in Grenzen halten werden, ist die Strategie der EZB aus mehreren Gründen kritisch zu sehen. Zum einen nimmt die Niedrigzinspolitik immer extremere Formen an, obwohl schon die bisherigen Maßnahmen keinen wirklich durchgreifenden Erfolg zeigten."


+++ 14:10 Uhr +++

Die ersten Reaktionen sind da.

Marcel Fratzscher, Präsident des DIW Berlin: "Für sich betrachtet sind die Zinssenkungen und der negative Einlagezins eher symbolische Maßnahmen: Sie werden weder die Kreditvergabe in den Krisenländern maßgeblich verbessern noch das Deflationsrisiko deutlich mindern. Ich interpretiere sie aber als Startsignal und Anfang einer neuen EZB-Strategie einer stärkeren geldpolitischen Expansion."

Michael Kemmer, Bundesverband deutscher Banken: "Ein negativer Zins auf die Einlagen der Geschäftsbanken bei der EZB wird kaum zur gewünschten Belebung der Kreditvergabe und des Interbankenmarktes führen. An Liquidität zur Kreditvergabe mangelt es im Eurosystem nicht. Es sind eher überschuldete Unternehmen beziehungsweise hohe Kreditrisiken, die in den Peripherieländern eine Ausweitung der Kreditvergabe verhindern."

Holger Sandte, Europa-Chefanalyst der Nordea-Bank: "Mit den Zinssenkungen hat die EZB meine Erwartungen erfüllt. Vermutlich werden auf der Pressekonferenz weitere Maßnahmen bekanntgegeben, die auf eine stärkere Kreditvergabe der Banken abzielen."

Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank: "Die EZB hat ihren Hauptrefinanzierungssatz nur um 10 Basispunkte auf 0,15 Prozent gesenkt und nicht wie von den meisten Beobachtern erwartet um 15 Basispunkte. Wenn die EZB ihre Politik in den kommenden Monaten noch einmal lockern wollte, könnte sie ihre Leitzinsen also noch einmal senken und müsste nicht direkt zum Hammer der Staatsanleihenkäufe greifen."

Jörg Zeuner, KfW-Chefvolkswirt: "Die Zinssenkung von heute gibt wenig neue Impulse für richtiges Wachstum. Die EZB muss daher vielleicht sogar noch mehr tun. Für die Sparer ändert sich mit dem heutigen Schritt wenig. Die wichtigste Einkommensquelle für die überwältigende Mehrheit aller Europäer ist ohnehin das Gehalt, der Lohn oder die beitragsfinanzierte Rente. "

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