Privilegierter Marktzugang Brüssel droht afrikanischen Ländern

Seite 2/2

Die Ärmsten zahlen den höchsten Preis

Die Streitigkeiten über solche Handelsabkommen zwischen der EU und ihren Partnern in den Entwicklungsländern sind nichts Neues. Seit 2007, als die erste Umsetzungsfrist der WPAs verstrich, drängt die Kommission auf die Unterzeichnung von Übergangsabkommen. Während manche Staaten die Deals unterzeichneten, weigerten sich andere wie Gabun, Nigeria und der Kongo (Brazzaville). Die darauf folgende Ungleichbehandlung behindert die wirtschaftliche Entwicklung in einigen der ärmsten Regionen Afrikas, da sie nicht mehr als Handelsblock auftreten können.

Am meisten zu verlieren haben die am wenigsten entwickelten Länder, die derzeit noch uneingeschränkten Zugang zum EU-Markt genießen (mit der Ausnahme von Waffen). Für sie sind die WPA-Staaten nicht unbedingt eine willkommene Entwicklung. Diese würden sie nämlich dazu zwingen, auch selbst vollständig ihre Märkte für europäische Exporte zu öffnen.

Von den 16 westafrikanischen Ländern gehören zwölf zu den am wenigsten entwickelten Staaten weltweit. „Diese 12 Länder haben die Abkommen mit der EU angenommen, weil sie die Handelseinheit der Region nicht untergraben wollten“, betont Maes. „Ihnen selbst nützen die WPAs nichts.“

Anderen Entwicklungsländern könnten die WPAs tatsächlich leichte Verbesserungen bringen. Diese reichen jedoch bei weitem nicht aus, um die Zolleinbußen für die Einfuhr europäischer Produkte zu decken, wie die Berechnungen von Jacques Berthelot, Ökonom und ehemaliger Forscher sowie Dozent am Nationalen Institut für Agrarwissenschaften in Toulouse zeigen. Insgesamt werden die westafrikanischen Länder ab 2020 schätzungsweise 3,2 Milliarden Euro im Jahr an Zolleinnahmen einbüßen.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%