Türkei Tote und viele Verletzte bei Autobombenanschlag

Wieder hat sich in der Türkei ein tödlicher Autobombenanschlag ereignet, wieder sind unter den Opfern zahlreiche Sicherheitskräfte. Die Behörden verhängten eine Nachrichtensperre.

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Türkei: Tote und Verletzte bei Bus-Explosion Quelle: dpa

Bei einem Autobombenanschlag in der zentralanatolischen Provinz Kayseri sind nach offiziellen Angaben 13 Soldaten getötet und 55 weitere Personen verletzt worden. Die Bombe detonierte demnach am Samstag um 08.45 Uhr und sollte Militärangehörige auf Urlaub treffen. Auch Zivilisten könnten zu Schaden gekommen sein, erklärten die Streitkräfte. Unter den Verletzten waren den Angaben zufolge 48 Militärangehörige. Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst niemand.

Der türkische Innenminister Süleyman Soylu erklärte, insgesamt seien 55 Menschen verletzt worden. Sechs von ihnen befänden sich in kritischem Zustand. „Wir sind entschlossen in unserem Kampf gegen den Terrorismus“, sagte der Minister in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Stabschef Hulusi Akar. Dieser erklärte, der Kampf gegen Terroristen „innerhalb und außerhalb des Landes“ werde fortgesetzt, bis auch der letzte Terrorist unschädlich gemacht worden sei.

Die amtliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, die Bombe sei an einem Eingangstor der Erciyes-Universität explodiert. Sie habe einen öffentlichen Bus getroffen, zu dessen Fahrgästen Soldaten auf Urlaub zählten. Aufnahmen von kurz nach der Explosion zeigten einen rauchenden Bus mit zersplitterten Scheiben. Vizeministerpräsident Veysi Kaynak sagte im Fernsehsender NTV, „heimtückische Interessengruppen“ hätten Mitglieder der Kayseri-Luftwaffenbrigade ins Visier genommen. Diese hätten „ausschließlich für die Sicherheit unseres Volks trainiert“.

von Philipp Mattheis, Silke Wettach

Das Büro des Ministerpräsidenten verhängte vorübergehend eine Nachrichtensperre über die Explosion. Die Medien wurden aufgerufen, nichts zu veröffentlichen, was in der Öffentlichkeit Panik auslösen oder den Zielen von Terrororganisationen dienen könne. Erst vor einer Woche kamen bei einem Autobombenanschlag gegen Sondereinsatzkräfte der Polizei vor einem Fußballstadion in Istanbul 44 Menschen ums Leben, die meisten von ihnen Polizisten. Zahlreiche weitere Menschen wurden verletzt. Zu dem Anschlag bekannten sich militante Kurden.

Seit dem Zusammenbruch des Friedensprozesses zwischen der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK und der Türkei im Sommer 2015 ist der Konflikt neu ausgebrochen. Das Militär ging seitdem verschärft gegen kurdische Rebellen im Südosten des Landes vor, während diese ihre Anschläge verstärkten. Die Kurden fordern seit Jahrzehnten mehr Autonomie. Der Konflikt hat bisher Zehntausende das Leben gekostet. Die Türkei ist ein Partner der US-geführten Koalition, die die Terrormiliz Islamischer Staat bekämpft. Auch diese wird für zahlreiche Anschläge in der Türkei verantwortlich gemacht. Nach einem gescheiterten Putschversuch am 15. Juli verhängte die türkische Regierung den Ausnahmezustand.

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