Wettbewerbsfähigkeit Europa tritt auf der Stelle

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Selbst Jordanien hängt Griechenland ab

Die acht Gesichter Europas
Landkarte EU Quelle: Illustration: Benjamin Hennig, Worldmapper/University of Oxford
EU-Staaten nach Bruttoinlandsprodukt Quelle: Illustration: Benjamin Hennig, Worldmapper/University of Oxford
Nettozahler in der EU Quelle: Illustration: Benjamin Hennig, Worldmapper/University of Oxford
Nettoempfänger in der EU Quelle: Illustration: Benjamin Hennig, Worldmapper/University of Oxford
EU-Staaten nach Einwohnerzahl Quelle: Illustration: Benjamin Hennig, Worldmapper/University of Oxford
EU-Staaten nach Sitzen im EU-Parlament Quelle: Illustration: Benjamin Hennig, Worldmapper/University of Oxford
EU-Staaten nach Anzahl ihrer EU-Kommissare Quelle: Illustration: Benjamin Hennig, Worldmapper/University of Oxford

Solche Probleme hätten Italien und Griechenland gerne. Die beiden notorischen Euro-Sorgenkinder haben harte Sparprogramme und zahlreiche Reformansätze hinter sich – und wähnten sich auf einem guten Weg. „Keiner in Europa“ spreche mehr über einen „Grexit“, also dem Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro-Raum, erklärte Samaras im Februar in der „Bild“-Zeitung. Stattdessen rede man jetzt von „Grecovery“, also einer Erholung der griechischen Wirtschaft. Die Reformen kämen gut voran. „Wir übertreffen mit unseren Fortschritten schon jetzt alle Erwartungen“, sagte Samaras. Dazu trage auch eine verbesserte Wettbewerbsfähigkeit bei. Nun müsse es noch gelingen, neue Arbeitsplätze zu schaffen.

Glaubt man der IMD-Studie, betreibt Samaras Augenwischerei. Denn konkurrenz- und wettbewerbsfähig ist sein Land noch lange nicht. Griechenland kommt in dem aktuellen Vergleichsranking nur auf Rang 57, und liegt noch hinter Jordanien (Rang 53) und Bulgarien (Rang 56). Die Infrastruktur ist unterdurchschnittlich, die Behörden furchtbar ineffizient und der Binnenkonsum quasi nicht existent.

Griechenlands Schwächen

„Die Peripherieländer lassen sich nicht über einen Kamm scheren. Während es in Spanien, Irland und auch Portugal erste Anzeichen der Besserung gibt, hat sich in Griechenland die Wettbewerbsfähigkeit in der Tat noch einmal verschlechtert“, unterstreicht Bris. Gleiches gelte für Italien.

Zwar wird dem Land bescheinigt, über qualifizierte Arbeitskräfte zu verfügen und durchaus produktiv zu sein. Doch das reicht heutzutage nicht aus, um sich im globalen Wettbewerb beweisen zu können. Im ersten Quartal schrumpfte Italien um 0,1 Prozent – und auch im IMD-Ranking ging es im Vergleich zum Vorjahr bergab, Rom fiel von Rang 44 auf Platz 46, hinter Portugal, Indien und der Slowakei. Für die drittgrößte Volkswirtschaft im Euro-Raum ein Armutszeugnis.

Drei Aufgaben nennen die Schweizer Studienautoren, die die italienische Regierung dringend erledigen muss: Die Steuern auf Arbeit müssten runter, öffentliche Ausgaben besser geprüft und sinnvoller gestaltet werden – und das Justizsystem sollte dringend reformiert werden, da die Verfahren zu lang und intransparent seien.

Italiens Regierungschef Matteo Renzi ist mit starken Worten gestartet. Er versprach, die Steuern für Unternehmen zu senken und die Bürokratie einzudämmen. Es ist dringender, denn je. Im nächsten Jahr, mit dem Erscheinen des 2015er-IMD-Ranking, wird sich zeigen, ob Renzi geliefert hat – oder ob er nur eine Fußnote in der Diskussion um die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit in Europa gesetzt hat. Wie so viele Politiker aus den Euro-Ländern in den vergangenen drei Jahren.

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