Hanno Beck über Folgen der Geldschwemme "Die Blase wird platzen, die Preise werden erodieren"

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„Wir erleben eine Vermögenspreisinflation"

Das sehen einige namhafte Volkswirte durchaus anders – und verweisen auf die gesunkenen und inzwischen sehr geringen Renditen für Staatsanleihen der Euro-Mitgliedsstaaten. Ist das kein Erfolg?

Das kommt drauf an, auf welcher Seite sie stehen. Wenn Sie Bundesfinanzminister sind, dann können Sie guten Gewissens sagen: Die Geldpolitik ist eine super Sache. Ich kann fast gratis neue Schulden aufnehmen und schneller als gewünscht einen ausgeglichenen Haushalt präsentieren. Die Renditen sind letztlich ja nur so niedrig, weil die Märkte darauf spekulieren, dass die EZB im Zweifel das Risiko übernimmt. Für Schuldner ist die Politik weniger gut. Denn einer muss ja die Zeche zahlen. Das sind in diesem Beispiel all jene, die in Staatsanleihen investieren. Das sind nicht nur amerikanische Hedgefonds, sondern auch deutsche Häuser, die Lebensversicherungen anbieten. So leidet der Bürger über Umwege ebenso, wie auch der Sparer, der sein Geld auf dem Sparbuch bunkert. Zudem gibt es noch einen Punkt, der in der öffentlichen Diskussion oft übersehen wird.

Und zwar?

Wir erleben seit mehreren Monaten eine Vermögenspreisinflation. Das Geld, was in die Wirtschaft gepumpt wurde, wandert in Sachwerte. Denn die Bürger sind klüger als die Politik oftmals denkt. Sie versuchen, ihr Geld in Sicherheit zu bringen und investieren in Sach- oder Vermögenswerte.

Also in Immobilien.

Nicht nur. Das ist sicher der bekannteste Markt, aber die Bildung von Preisblasen erleben wir auf allen erdenklichen Ebenen. Schauen Sie sich Briefmarken, Gemälde, Münzen oder auch alte Gitarren an, für die ich eine Leidenschaft habe. Es gibt Indizes für historische Musikinstrumente: Dort können sie lesen, wie sehr die Preise in den vergangenen Monaten gestiegen sind. Das Problematische an dieser Form der Inflation: Die Verlierer sind noch nicht ausgemacht. Denn die Frage ist, wie weit sich die Blase noch aufbaut, bis sie platzt. Wenn Sie platzt, wird viel Geld vernichtet. Und die Verteilungswirkungen einer solchen Blase sind kaum kalkulierbar; zudem ist das eine äußerst undemokratische Veranstaltung.

So kommen Immobilien-Anleger durch das Zinstal

Wie erkenne ich, wann eine Blase unmittelbar vor dem Platzen steht?

Das ist nicht zu sehen. Sie kennen vielleicht den Spruch: An der Börse wird zum Ausstieg nicht geklingelt. Auf dem Immobilienmarkt auch nicht. Vielleicht geht die Geldschwemme noch zwei Jahre gut. Vielleicht auch fünf. Genau so gut kann es sein, dass übermorgen die Blase platzt und Preise erodieren. So oder so: Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie ungeschoren aus der Krise kommen, ist relativ gering.

Wie lässt sich der drohende Verlust denn abfedern?

Erstens: Panik ist kein Investmentberater. Sagen Sie nicht: ,Oh Gott, die Inflation kommt, ich kaufe ein Haus.‘ Das ist eine ganz schlechte Idee. Schauen Sie, was Ihre Bedürfnisse sind und wie ihre finanziellen Aussichten sind. Was können Sie sich leisten, wie viel Risiko wollen Sie gehen?

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Das sind jetzt aber keine ganz neuen Rezepte.

Ich weiß. Aber glauben Sie mir: Es gibt keine Zaubermittel, um dem Unheil zu entkommen. Und wenn einer einen Königsweg kennt, dann wird er Ihnen den nicht verraten. Vielleicht auf einem Seminar, für das Sie 1000 Euro Teilnahmegebühr zahlen müssen. Aber selbst das ist unwahrscheinlich, der einzige, der mit diesen Seminaren wirklich reicher wird, ist der Anbieter. Der Grund ist ganz einfach: Nehmen wir an, es gäbe einen Ausweg. Etwa: historische Turnschuhe. In dem Moment, wo ich Ihnen sage, investieren Sie in ausgelatschte Sneaker, rennen Sie los, kaufen – und treiben die Preise hoch. Damit wäre mein Weg verbaut. Ich möchte kein Crashprophet sein, aber ich sehe kein Investment, keine Rettung, keine Hoffnung, dass wir den Kosten dieser Krise entkommen.

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