Preissteigerung Deutsche Inflationsrate fällt überraschend deutlich

Der Inflationsdruck in Deutschland hat im März erstmals seit knapp einem Jahr nachgelassen. Die Teuerungsrate lag nur noch bei 1,6 Prozent. Grund genug für die EZB, an ihrer Zinspolitik festzuhalten.

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Inflation Quelle: dpa

Die Inflation in Deutschland ist im März wegen des nachlassenden Ölpreisschubs erstmals seit knapp einem Jahr gesunken. Waren und Dienstleistungen kosteten im Schnitt nur noch 1,6 Prozent mehr als im Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Im Februar hatte die Teuerungsrate mit 2,2 Prozent noch den höchsten Wert seit Mitte 2012 erreicht. Der Rückgang ist überraschend deutlich: Von Reuters befragte Ökonomen hatten nur ein Nachlassen auf 1,9 Prozent erwartet. Dies dämpft Spekulationen, wonach die Europäische Zentralbank (EZB) demnächst eine Abkehr von ihrer extrem lockeren Geldpolitik einleiten und die Zinsen erhöhen könnte.

"Die Luft ist raus aus der Inflation", sagte KfW-Ökonom Sebastian Wanke. "Das liegt einmal mehr an den Rohölpreisen." Diese fielen im Vergleich zum Februar spürbar. Dadurch kostete Heizöl beispielsweise in Hessen 5,4 Prozent weniger als im Vormonat, während Kraftstoffe wie Benzin um 2,6 Prozent günstiger zu haben waren. Auch bei Nahrungsmitteln ebbte der Preisauftrieb merklich ab. Zudem waren Pauschalreisen günstiger, weil die Osterfeiertage diesmal nicht in den März fallen, sondern erst in den April.

"Das nimmt Druck von der Europäischen Zentralbank", sagte der Chefvolkswirt von ING-Diba, Carsten Brzeski, zum unerwartet starken Inflationsrückgang. Die EZB spricht nur bei Werten von knapp unter zwei Prozent von stabilen Preisen. Da zuletzt im Euro-Raum diese Marke übertroffen wurde, spekulierten die Finanzmärkte auf eine näher rückende Zinserhöhung. "Diese Aufregung sollte sich jetzt ein wenig legen", sagte Brzeski. Die EZB hat den Leitzins auf null Prozent gesenkt, um die Gefahr einer Deflation - eines Preisverfalls auf breiter Front - zu verhindern. Außerdem pumpt sie mit Staatsanleihenkäufen Milliarden in die Wirtschaft.

Viele Experten rechnen damit, dass bei der Inflationsrate im April wieder eine Zwei vor dem Komma stehen wird. "Dann wird sich der Ostereffekt umkehren", sagte Brzeski. "Wenn die Ölpreise aber da bleiben, wo sie jetzt sind, dürfte die Teuerungsrate in der zweiten Jahreshälfte wieder merklich unter die Zwei-Prozent-Marke gedrückt werden."

An den Weltmärkten waren die Ölpreise in den vergangenen Wochen gesunken. Wichtige Förderländer hatten sich Ende 2016 auf eine Drosselung der Produktion verständigt, was den Preis nach oben trieb. Dadurch ist die kostspieligere Förderung von US-Schieferöl durch Fracking-Technik wieder attraktiver geworden, weshalb die dortigen Lagertanks gut gefüllt sind. Das drückte den Ölpreis zuletzt wieder.

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