US-Geldpolitik Wohin steuert die Fed unter Trump?

Im Wahlkampf hat Donald Trump die US-Notenbank Fed und ihre Chefin Janet Yellen mit Kritik überzogen. Eine schnelle Änderung des Kurses erscheint jedoch eher unwahrscheinlich.

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Fed-Chefin Janet Yellen: Sie wurde im Wahlkampf von Donald Trump hart attackiert. Quelle: AP

Frankfurt Im Wahlkampf hat Donald Trump aus seiner Abneigung gegenüber US-Notenbankchefin Janet Yellen keinen Hehl gemacht. Trump warf ihr vor, unter der Fuchtel von US-Präsident Obama zu stehen und den Leitzins künstlich niedrig zu halten: „Er bleibt bei null, weil sie offensichtlich politisch agiert und das tut, was Obama von ihr will. Yellen solle sich dafür Version: schämen, was sie dem Land antue.

Trotz dieser Tiraden von Seiten Trumps rechnen Ökonomen eher nicht mit einem schnellen Kurswechsel der amerikanischen Notenbank. „Kurzfristig erwarte ich keine große Änderung am Kurs der Fed“, sagt Bernd Weidensteiner, US-Experte bei der Commerzbank. Vor den Wahlen deutete vieles darauf hin, dass die Fed im Dezember den Leitzins anhebt. Im Oktober hatte die US-Wirtschaft außerhalb der Landwirtschaft 161.000 zusätzliche Stellen geschaffen. Die Arbeitslosigkeit sank ganz leicht auf 4,9 Prozent. Zudem stieg der Stundenlohn in der Privatwirtschaft im Vergleich zum Vorjahr um 2,8 Prozent – der stärkste Zuwachs seit Juni 2009.

Als einer der ersten meldete sich am Mittwoch der Präsident des Fed-Ablegers von San Francisco, John Williams, zu Wort. „Die Debatte über sukzessive Zinsanhebungen ist meiner Ansicht nach weiter sinnvoll“, sagte er. Entscheidend seien für ihn weiter die Konjunkturdaten. Williams betonte zugleich die politische Neutralität der Fed. „Diese Unabhängigkeit zu haben, ist sehr wichtig.“

Die Fed hat eine baldige Erhöhung des seit Dezember 2015 in einer Spanne zwischen 0,25 und 0,5 Prozent liegenden Leitzinses signalisiert, falls die Wirtschaft auf Kurs bleibt. Auch Commerzbank-Ökonom Weidensteiner geht nicht davon aus, dass die Fed wegen Trumps Wahlsieg von ihrem Kurs abweicht. „Derzeit spricht alles dafür, dass sie im Dezember die Zinsen erhöht“, sagt er.


Mehr Fiskalpolitik statt Geldpolitik

Auf mittlere Sicht hingegen könnte sich der Kurs schon deutlicher ändern. So sind derzeit zwei von sieben Sitzen im für die Geldpolitik zuständigen Offenmarktausschuss der Fed vakant. Hier könnte Trump als US-Präsident durch die Nominierung entsprechender Kandidaten das Stimmverhältnis ändern.
Äußerungen von Trump-Vertrauten deuten darauf hin, dass er stärker auf höhere Staatsausgaben statt auf geldpolitische Impulse setzen könnte. „Ich bin überzeugt davon, dass es eine Verschiebung von der Geld- zur Fiskalpolitik geben wird“, sagte der Hedgefonds-Manager und Trump-Berater Anthony Scaramucci der Financial Times.

Trump hat versprochen, mehr in Infrastruktur und das Militär zu investieren. Vor allem aber will er die Steuern deutlich senken. Bernd Weidensteiner glaubt, dass dies zu einem höheren Haushaltsdefizit führt. Andererseits würde es aber auch das Wachstum stützen. „Dadurch würde der Druck auf die Fed steigen, die Zinsen schneller zu erhöhen“, sagt er.

Einen deutlich strafferen Kurs erwartet er allerdings nicht. Denn tendenziell schwächen Zinserhöhungen das Wirtschaftswachstum. Werden die Zinsen sehr schnell und stark erhöht, kann das sogar zu einer Rezession führen. Langfristig habe auch Donald Trump kein Interesse an einer besonders straffen Geldpolitik, meint Weidensteiner. Denn: „Dies würde seine Chancen auf Wiederwahl mindern.“

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