Internet Das Superhirn aus dem Hause Google

Der Suchriese Google hat die besten Programmierer darauf angesetzt, Microsoft überflüssig zu machen. Wer steckt hinter der Offensive? Ein Besuch bei Lars Bak, dem Superhirn aus dem Hause Google.

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Neue Google-Programme sollen Quelle: dpa

Als der Anruf von Google kommt, will Lars Bak gerade seinen Hof in der norddänischen Hafenstadt Aarhus renovieren. Farbeimer stapeln sich vor dem 150 Jahre alten Fachwerkhaus, die Werkzeuge sind gekauft, die Umbaupläne gezeichnet. Zehn Jahre im Silicon Valley, vier erfolgreiche Firmengründungen – Bak braucht eine Pause. Der Däne, einer der ganz Großen der internationalen Programmiererszene, will endlich Zeit haben für seine Frau und seine beiden Töchter. Zeit für Spaziergänge mit dem Familienhund Mickey und stundenlange Rennrad-Fahrten durch die Wiesen an der dänischen Küste.

Es gehe um ein Geheimprojekt höchster Priorität, sagt der Anrufer an jenem Abend im Sommer 2006: Einen neuen Browser mit dem Namen Chrome wolle Google herausbringen, schneller als alles, was es bislang gibt. Und er, Bak, soll dafür sorgen, dass dieses Ziel erreicht wird. Es ist eines dieser Angebote, das man nur ein Mal im Leben bekommt. Ein kurzes „I am on“, und der Starprogrammierer würde zu einem der wichtigsten Hoffnungsträger im wichtigsten Internet-Konzern der Welt.

Doch Bak lehnt ab.

Mit Internet-Software auf Erfolgskurs

Natürlich weiß er, wie wichtig der Browser für die Google-Gründer Sergey Brin und Larry Page ist. Seit Monaten lassen sie ihre besten Leute in streng geheimen Arbeitsgruppen Pläne für das neue Programm erarbeiten. Der Browser ist für die jungen Milliardäre das Portal zu einem neuen Internet-Zeitalter.

In Zukunft werden die Menschen einen größeren Teil ihrer Arbeit online erledigen, davon sind Brin und Page überzeugt. Dafür bringen sie immer neue Programme heraus: Google Docs ist ein Büro-Softwarepaket, das nur noch im Netz läuft. Google Wave, eine Kombination aus E-Mail, Chat und gemeinsamer Dokumentenbearbeitung, soll die Kommunikation umkrempeln. Das schlanke Betriebssystem Chrome OS, das für diese Web-Programme optimiert ist, soll ab 2010 sogar Windows überflüssig machen. Und unter dem Label Google Apps verkauft der Konzern seine Internet-Software bereits 1000-fach an Firmenkunden.

Quasi en passant kommt Google den Menschen mit den Angeboten so nah, wie es vor Kurzem noch undenkbar schien. Schon bald sollen sie einen großen Teil ihrer Daten im Netz speichern. Experten nennen das Cloud Computing. Programme werden dann nicht mehr auf dem PC, sondern in der „Wolke“ ausgeführt, vulgo: im Internet. Die wichtigste Voraussetzung dafür ist ein schneller Browser.

Bak lehnt ab

Deshalb brauchen die Google-Gründer Bak. Koste es, was es wolle.

Wie nur wenige andere Programmierer hat sich der 45-Jährige mit sogenannten Virtual Machines beschäftigt, 18 Patente hält er in dem Feld der Computertechnik. Virtual Machines sind Programme, die – wie simulierte Computer auf einem PC – andere Anwendungen ausführen können.

Genau das soll Chrome leisten:  mehrere Aufgaben gleichzeitig erledigen, unabhängig voneinander. Friert etwa ein Fenster ein, kann der Nutzer in den anderen weiterarbeiten. Bislang stürzt dann oft das gesamte Programm ab.

„Der Job hat mich gereizt“, sagt Bak, als er die WirtschaftsWoche als erstes deutsches Medium auf seinem Hof empfängt.

Er liebt es, Dinge aufzubauen, zu strukturieren. Das war bei seinen Startups so und auch während der Arbeit beim Softwarehersteller Sun Microsystems, wo er mit Java Hotspot einen neuen Standard für die Computerbranche schuf. Die Zeit im Silicon Valley habe er „wegen der einmaligen kreativen Atmosphäre sehr genossen“, sagt er. Doch so verlockend Googles Angebot ist: Bak will nicht zurück in die USA.

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