Zwar dürfte ein Teil der Nutzer Abwanderer von klassischen Singleportalen sein. Schließlich gingen auch dort schon immer Kavaliere auf die Pirsch, die unter dem Stichwort Körpergröße stolz „17 mal 4 Zentimeter“ vermeldeten.
Die Erotik-Portale versuchen auf ihren Seiten allzu tumbe Avancen zu unterbinden. Statt praller Pornobildchen gibt es bei Secret & Co. allenfalls erotisch angehauchte Posen zu besichtigen, garniert mit den Versprechen: Diskretion und Datensicherheit blieben gewahrt. Überprüfbar sind derlei Aussagen kaum.
Doch immerhin lassen sich einzelne Anbieter von unabhängigen Dritten kontrollieren. Die Internet-Seite von Joy-Club, einem Sprössling des fränkischen Online-Verlags Feig &Partner, der „über eine Million reale Mitglieder“ vermeldet, ziert etwa das Datenschutz-Prüflogo des TÜV Saarland.
Siebenstelliger Umsatz erwartet
Das Kalkül dahinter: Mit dem Sicherheitsversprechen und einer zurückhaltenden Optik soll vor allem das Interesse von Frauen an den Portalen geweckt werden. Denn die ignorierten in der Vergangenheit meist all jene rustikalen Angebote, die durchs Netz waberten. Die Männer blieben allein.
Die neue Ausrichtung scheint erfolgreicher. Prime-Date, 2010 von Ex-Parship-Chef Arndt Roller und dem Marketingmanager Felix Brosius gegründet, soll in diesem Jahr einen siebenstelligen Umsatz schreiben. Während Parship, eDarling und Elitepartner aus Sorge ums Image Abstand zu den Netzeskapisten halten, stürzt sich be2-Gründer Wuttke mit Verve auf das „attraktive“ Segment.
2008 gründete der frühere Chef der Suchmaschine Lycos mit C-Date eine Affärenplattform, die heute in 35 Ländern aktiv ist und bei der sich bereits acht Millionen Frauen und Männer registriert haben. Damit dürfte Wuttke zu Europas König der Kuppler avanciert sein. Weltweit wird er nur von Ashley-Madison-Chef Biderman in den Schatten gestellt.
Mehr als zehn Millionen Nutzer verzeichnet sein Untreueportal nach eigenen Angaben. Sie kommen aus den USA, Kanada, Australien, Brasilien und vielen europäischen Ländern und bescherten dem Unternehmen 2010 rund 60 Millionen Dollar Umsatz. In diesem Jahr sollen es sogar 100 Millionen Dollar werden.
Baggern um deutsche Fremdgeher
Dabei helfen Nutzer wie holgi123123 aus Niedersachsen. Der gebundene Zweimetermann möchte „knisternde Erotik erleben, riechen und anschauen“. Holgi sucht eine Affäre. Für jede Kontaktaufnahme und jeden Chat muss er ein paar Credit-Points zahlen. Je nach Paket sind so bis zu 3,95 Euro pro E-Mail fällig.
Seit einem Jahr baggert Ashley Madison inzwischen um Deutschlands Fremdgeher.
Zwei Millionen Euro hat Biderman bereits ins Marketing gesteckt und ließ unlängst ein riesiges Plakat mit Fotos von Arnold Schwarzenegger, Horst Seehofer und Bill Clinton an einer Berliner Hotelfassade aufhängen. Unter den prominenten Fremdgehern stand die Frage: „Was haben diese drei Männer gemeinsam?“ Sie hätten „besser Ashley Madison nutzen sollen“.
Weitere fünf Millionen Euro Werbemittel für die diskreten Vermittlerdienste sind geplant. Doch auch bei Ashley Madison sind Fremdgeher nur teilweise vor Ertappung sicher. Das Risiko wird zwar über eine neutral gehaltene Kreditkartenabrechnung minimiert. Doch falls sich der Partner oder die Partnerin selbst anmeldet und ein Profil enttarnt, droht Ungemach.
Und das Löschen des Profils lässt sich Ashley Madison von den Nutzern teuer bezahlen.