Die Anfangseuphorie hielt sich in Grenzen: „Buch der 99 Narren“ nannten die Berliner ihr erstes Telefonbuch, als dies 1881 auf den Markt kam - in Anspielung auf die knapp 100 dort aufgelisteten Personen. Die Skepsis war groß. Bekanntermaßen traten die Telekommunikation und das dazugehörige Telefonbuch trotzdem ihren Siegeszug an. Auf der Suche nach einem Klempner oder der Sommerliebe aus dem Mallorca-Urlaub durchblätterten im Lauf der Jahre Millionen Menschen die dünnen Seiten. Heute reicht ein Blick ins Internet. Niemand muss mehr mit dem Finger die Einträge entlangfahren, während er das Alphabet vor sich hin murmelt.
Trotzdem stapeln sich in den Hausfluren von Mehrfamilienhäusern, im Supermarkt oder in eigens dafür errichteten Abholstationen jedes Jahr wieder die Telefonbücher, die dann irgendwie auch mitgenommen werden. Nur, warum?
„Ich selbst gucke ja eher selten ins Telefonbuch“, meint der Geschäftsführer des Verbands Deutscher Auskunfts- und Verzeichnismedien (VDAV) mit dem nachschlagenswerten Namen Rhett-Christian Grammatik. „Je älter der Nutzer und je ländlicher seine Wohngegend, desto mehr aber greift er zu Telefonbuch“, fasst Grammatik eine Nutzerstudie seines Verbands von 2015 zusammen.
Vier spannende Fakten zum Telefonbuch
…ist 1878 in New Haven im US-Bundesstaat Connecticut erschienen. Es enthielt keine Telefonnummern - sondern nur die genau 50 Namen derer, die ein Telefon besaßen. Verbunden wurde man vom Amt.
…stand sprichwörtlich für all die Telefonistinnen, die in den Vermittlungsstellen arbeiteten. Die ersten „Fräuleins vom Amt“ in den USA des späten 19. Jahrhunderts waren aber allesamt Männer.
… listete das erste deutsche Telefonbuch im Juni 1881 auf, wenn man dem Volksmund glauben darf. Der bezeichnete nämlich diejenigen Einwohner von Berlin, die den scheinbaren Quatsch aus den USA mitmachten, als Narren. Von dieser ersten Ausgabe ist kein Exemplar erhalten. Das nächst ältere, nur einen Monat später erschienen und vielfach nachgedruckt, nennt bereits 185 Namen.
…enthält die größte Sammlung historischer und ausländischer Telefonbücher, insgesamt weit über 100 000 Exemplare. Knapp 1500 aus rund 100 Ländern kommen jedes Jahr hinzu.
Regional gebe es riesige Unterschiede. In Berlin benutzen gerade mal 28 Prozent der Menschen das gedruckte Telefonbuch noch. In ländlichgeprägten Bundesländern wie Brandenburg oder Sachsen-Anhalt sind es dagegen noch ganze 70 Prozent. So eine rechte Erklärung hat auch Uwe Calm vom Braunschweiger Oeding Verlag für den Gebrauch der gedruckten Bücher nicht. „Das Buch ist einfach zur lieben Gewohnheit geworden, ohne dass man registriert, dass es da auch noch andere Möglichkeiten gibt“, meint er.
„Für eine Seite Anzeige zahlt Ihnen heute niemand mehr 15 000 Euro“, sagt Heiko Hanslik vom Verband vft, der die freien Telefonbuchverlage vertritt. „Aber gerade Telefonbücher für den lokalen Raum werden noch zehn Jahre und vielleicht mehr existieren.“
So haben sich Unternehmen auf die Digitalisierung vorbereitet
Mehr als in Drittel aller Unternehmen bereitete sich durch digitales Management der Personalverwaltung vor. In der Studie waren Mehrfachnennungen möglich
Quelle: Edenred-Ipsos-Barometer 2015, "Wohlbefinden & Motivation der Arbeitnehmer"
An zweiter Stelle steht die Virtualisierung der Arbeitsplätze (28 Prozent), etwa durch virtuelle Desktops oder eine Ausstattung für Telefonkonferenzen.
Den dritten Platz teilen sich zwei Maßnahmen: die Einrichtung eines sozialen Firmennetzwerks sowie das Angebot von E-Learning (jeweils 25 Prozent).
18 Prozent der Unternehmen trafen Vereinbarungen zur Telearbeit
16 Prozent der befragten Unternehmen haben an ihrer Webseite gearbeitet.
13 Prozent der Unternehmen haben sonstige Maßnahmen ergriffen
Fünf Prozent der Unternehmen haben eine "BYOD" (bring your own device) Politik eigeführt.
Ein Drittel der befragten unternehmen gab an, keine der aufgeführten Maßnahmen zur Vorbereitung auf die Digitalisierung umgesetzt zu haben
Viele in Deutschland werden sich freuen. Denn laut einer repräsentativen Umfrage von YouGov unter Internetnutzern plädiert nicht einmal jeder Vierte für die Abschaffung des Telefonbuchs, obwohl fast die Hälfte der Befragten die Telefonbuch-Seiten im Internet für Auskünfte nutzt.
„Sie können blättern und stöbern“, sagt Calm über den altmodischen Touch des Buches. „Vielleicht entdecken Sie etwas, was sie gar nicht gesucht hatten und verlieren sich ein bisschen. Das hat doch was.“ Er glaube an das Telefonbuch. Die Zahlen geben Calm recht: Mit einer Auflage von 100 Millionen Stück hat das Telefonbuch es geschafft, den gleichen Bekanntheitsgrad wie Bundeskanzlerin Angela Merkel zu erreichen - 97,5 Prozent. Es könnte also noch etwas dauern, bis die Bücher ganz verschwinden.