Die Digitalisierung macht eine ganze Menge mit der Wirtschaft und der Gesellschaft: Sie schafft neue Technologien, neue Produkte, neue Jobs. Schon heute haben zwei Drittel aller Beschäftigten in Deutschland einen digitalisierten Arbeitsplatz. Das heißt, dass sie ihre Arbeit nicht mit ihren Händen und Muskelkraft verrichten, sondern mittels Technik und Computern. Bereits 40 Prozent der deutschen Unternehmen nutzen Cloud-Computing. Weitere 30 Prozent erwägen, demnächst auf Cloud-Computing umzusteigen. "Digitalisierung ist also kein Zukunftsthema. Digitalisierung findet jetzt und heute statt", sagte Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer beim Kongress "Digitalisierung der Wirtschaft und Arbeitswelt".
Gleichzeitig verbessert sie die Eigenständigkeit bei der Arbeit, die Zusammenarbeit innerhalb von Teams und die Lebensqualität bei der Arbeit. Das belegt das kürzlich veröffentlichte "Edenred-Ipsos-Barometer 2015", für das mehr als 13.600 Mitarbeiter aus 14 Ländern zu ihrer Zufriedenheit mit der Digitalisierung befragt wurden. Viel spannender als die Beobachtung, was die Digitalisierung heute verändert, ist allerdings die, was sie morgen verändern wird. Das Ziel ist für Kramer klar: "Alles, was vernetzt werden kann, wird vernetzt, alles, was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert werden."
Auf welche Bereiche wirkt sich die Digitalisierung im Arbeitsalltag aus?
47 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, dass sich die Digitalisierung positiv auf das eigenständige Arbeiten auswirkt. 37 Prozent spüren keine Auswirkung, zehn Prozent beklagen negative Einflüsse.
Quelle: Edenred-Ipsos-Barometer 2015, "Wohlbefinden & Motivation der Arbeitnehmer"
45 Prozent sagen, dass die Digitalisierung die Zusammenarbeit verbessert, 13 Prozent sehen eine Verschlechterung.
43 Prozent spüren einen positiven Einfluss der Digitalisierung auf ihre Lebensqualität im Job, 36 Prozent merken gar keine Veränderung und 15 Prozent spüren negative Einflüsse auf die Teamarbeit.
Die Zusammenarbeit mit Kunden verbessert sich laut 42 Prozent der Befragten. Neun Prozent sehen hier eine Verschlechterung.
Eine Verbesserung durch die Digitalisierung erleben 41 Prozent, elf Prozent beklagen negative Einflüsse.
43 Prozent sagen, dass die Digitalisierung an den Kompetenzen nichts verändert hat. 40 Prozent sehen einen positiven Einfluss und acht Prozent einen negativen.
40 Prozent fühlen sich durch die Digitalisierung bei der Arbeit motivierter, bei elf Prozent sehe es durch die Digitalisierung schlechter aus mit ihrer Motivation. Für 43 Prozent hat sich durch die Digitalisierung nichts an ihrer Motivation verändert.
Dank der Digitalisierung können 34 Prozent der Befragten berufliches und privates leichter vereinen. Bei 16 Prozent ist es dagegen schwieriger geworden, beides unter einen Hut zu bekommen. 42 Prozent spüren keine Veränderung.
Bessere Chefs dank Digitalisierung? Keine Veränderung bemerkten 42 Prozent. Einen positiven Einfluss glauben 28 Prozent bei ihren Vorgesetzten bemerkt zu haben, eine Verschlechterung beklagten 28 Prozent.
Vor 20 Jahren war es noch unvorstellbar, von einem Navi statt dem großen Falk- oder ADAC-Autoatlas in den Urlaub begleitet zu werden. In zehn Jahren kann das Auto vielleicht alleine die Kinder vom Hort abholen, während die Eltern noch im Büro sitzen. Klingt absurd? Vor zehn Jahren war der Gedanke noch völlig skurril, mit dem Mobiltelefon von unterwegs aus den Backofen oder die Heizung anzuschalten. Heute ist das kein Problem mehr - und nicht nur etwas für Nerds mit dem entsprechendenden Kleingeld. Die nötige Technologie trägt jeder mit sich in der Hosentasche herum.
Bedürfnisse nach Vereinbarkeit ändern sich
Deshalb versprechen sich viele von der Digitalisierung nicht nur neue Techniktrends, sondern auch ganz neue Impulse für das Arbeits- und Familienleben. "Vor allem für die jüngeren Generationen ist ein erfülltes Privatleben eine wesentliche Voraussetzung für gute Leistungen im Beruf", sagt Roland Berger-Expertin Ute Lysk. Wesentlicher Treiber für den Wunsch der Beschäftigten nach mehr Flexibilität seien die Megatrends Individualisierung und Digitalisierung. So wird es für die Beschäftigen immer wichtiger, ihre Zeitaufteilung selbst bestimmen zu können. "Zu dieser neuen Vereinbarkeit gehört zum Beispiel auch, dass Väter nach der Geburt eines Kindes ihre Arbeitszeit reduzieren können, ohne einen Karrierebruch zu erleben."
Laut einer Umfrage der Unternehmensberatung Roland Berger unter deutschen Top-Managern geht mehr als jeder dritte davon aus, dass die Wünsche junger Eltern nach partnerschaftlichen Modellen wachsen werden. In fünf bis zehn Jahren sei eine gleichberechtigte Aufgabenteilung statt des Versorgerprinzips Standard. Nur: Rund 80 Prozent der befragten Manager sind der Meinung, dass Firmen auf die neue Vereinbarkeit noch nicht gut vorbereitet sind.
Die gute Nachricht: Die fortschreitende Digitalisierung der Arbeitsprozesse wirkt sich positiv auf die familienfreundliche Politik der Firmen aus. Denn dank neuer Kommunikationstechnologien nehmen viele Beschäftigte die Möglichkeiten eines flexiblen Arbeitsplatzes und flexibler Arbeitszeitmodelle wahr. "Unternehmen sollten ihre bisherige Präsenzkultur überwinden, wenn sie qualifizierte Mitarbeiter langfristig an sich binden wollen", rät Roland Berger-Partnerin Ina Wietheger.
Welche Arbeitszeitmodelle deutsche Unternehmen Familien anbieten
Die Teilzeit ist bei deutschen Firmen das beliebteste Arbeitszeitmodell, immerhin 79,2 % aller Unternehmen bieten sie ihren Angestellten an.
Das zweitbeliebteste Arbeitszeitmodell deutscher Unternehmen sind mit 72,8 % Individuelle Arbeitszeiten.
Die Flexible Tages- oder Wochenarbeitszeit bieten 70,2 % der deutschen Unternehmen an.
46,2 % der Firmen führen keine Arbeitszeitkontrolle durch, wenn ihre Angestellten familienbedingt kürzer treten müssen.
Nur 28,3 % der deutschen Unternehmen räumen ihren Mitarbeitern eine Flexible Jahres- oder Lebensarbeitszeit ein.
Gerade einmal 21,9 % der deutschen Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern die Möglichkeit der Telearbeit an.
Mit 20,4 % ist das Arbeitszeitmodell des Jobsharings in Deutschland äußerst begrenzt.
Ein Sabbatical kommt nur bei 16,1 % der deutschen Unternehmen als Arbeitszeitmodell in Frage.
Auch Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) hofft auf die Digitalisierung als Vereinbarkeitsmotor: "Ich denke da zum Beispiel an mehr Zeitsouveränität durch mobiles Arbeiten oder neue Formen der digital vermittelten Mitarbeiterbeteiligung", schreibt sie im Grünbuch, in dem sie das Thema Arbeiten 4.0 beschreibt. Doch noch scheint es nicht immer ganz so leicht zu sein, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. "Die Verdichtung von privaten und beruflichen Anforderungen und die Zeitknappheit machen sich besonders während der „Rushhour des Lebens“ bemerkbar", heißt es. Gemeint ist, dass Berufseinstieg, -aufstieg und Familiengründung mittlerweile bei vielen zeitlich zusammenfallen. Wer erst mit 25 in den Beruf startet und mit 30 Jahren eine Familie gründen will, hat nicht viel Zeit für den beruflichen Aufstieg. Im ungünstigsten Fall kommen in diesem Alter noch Pflegeaufgaben für Familienangehörige hinzu.