Erfindergeist Wodka und Rum aus Pulver

Mark Phillips ist ein ungewöhnlicher Geschäftsmann. Jetzt hat der Amerikaner etwas Neues erfunden - Alkohol in Pulverform. Der neueste Schrei oder ein cleverer Marketingtrick?

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Das Unternehmen Lipsmark will Cocktails aus Pulver herstellen. Quelle: REUTERS

Der Kopf kahlgeschoren, der Körper schlank und durchtrainiert. Man kann sich gut vorstellen, dass der Amerikaner Mark Phillips in seiner Freizeit gerne wandert, klettert und mit dem Kajak paddelt.

Wie ein gemütlicher Weinexperte sieht er nicht unbedingt aus. Dennoch war es immer sein Ziel, das Getränk an neue Zielgruppen heranzutragen – und das möglichst humorvoll. Phillips hält Vorträge unter dem Motto "Der Mikrowellen-Wein" oder "Welchen Wein man dabei haben sollte, wenn man den Hund Gassi führt". Im folgenden Video zeigt er, wie man den Wein einer angebrochenen Flasche am besten verwahrt:

Doch nun widmet sich Phillips härten Sorten von Alkohol - wenngleich in ungewöhnlichem Aggregatzustand. Mit der Hilfe von Wissenschaftlern ist es ihm gelungen, Rum und Wodka in Pulverform anzupreisen.

Das Rezept ist denkbar einfach: 130 Milliliter Wasser zu dem Pulver hinzufügen, fertig ist der Drink. "Palcohol" nennt Phillips das Gebräu. Bisher stellt das Unternehmen Lipsmark, das die Palcohol-Rechte hält, vier Geschmacksrichtungen her: Cosmopolitan, Mojito, Lemon Drop und Margarita.

Wie das Pulver genau hergestellt wird, verrät Phillips nicht. Auf der Homepage heißt es: "Würden wir es euch erzählen, müssten wir euch erschießen." Der Grund: Derzeit befindet sich das Produkt noch in der Patentierungsphase.

Doch Phillips Idee ist nicht neu. Produkte wie Instabeer oder das Pulver des nordrhein-westfälischen Herstellers Subyou sind nur zwei Produkte, die Alkohol kurzerhand pulverisieren. Bereits seit 1969 soll es Patente für den sogenannten Trockenalkohol geben.

Das Prinzip ist immer ähnlich. Der Alkohol wird auf geschmacksneutrale und wasserlösliche Zuckerteilchen oder Dextrine gesprüht, getrocknet und luftdicht verpackt. So bleiben die Prozente erhalten.

Alkohol in Pulver ist umstritten. Die Stiftung Warentest hat die Subyou-Produkte bereits 2005 genauer unter die Lupe genommen. Dabei kam heraus, dass der Alkoholgehalt in den Tüten mit 2,6 bis 4,6 Promille deutlich schwankt. Außerdem wurden unter anderem Konservierungsstoffe und schwefelhaltige Säure entdeckt.

Der Palcohol von Mark Phillips soll etwa zehn bis zwölf Promille enthalten. Ursprünglich sollte das Pulver nach einer Zusage der Aufsichtsbehörde Alcohol and Tobacco Tax and Trade Bureau (TTB) bereits im Herbst in den Verkauf gehen. Die Zulassung hat die Behörde inzwischen aber wieder zurückgezogen.

Grund sind jedoch nicht gesundheitliche Bedenken. Angeblich gibt es eine Differenz zwischen der realen und der auf der Verpackung angegebenen Füllmenge. Daher einigten sich TTB und Lipsmark darauf, die Etiketten nicht mehr zu benutzen.

Hintergrund könnten steuerliche Bedenken sein. In den USA ist es verboten, in Lebensmittelverpackungen weniger zu verkaufen als auf der Verpackung steht. Kurios: Anders herum ist es gestattet – außer bei alkoholischen Getränken. Sie werden nach Menge besteuert. Füllt ein Hersteller mehr ab als angegeben, gehen dem Staat Steuereinnahmen verloren.

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