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Pharmahändler Tödter"Die Fälscher sind so perfekt"

Klaus-Rainer Tödter ist Chef und Eigentümer des Pharmahandelshauses Hadicon. Das Unternehmen wurde im letzten Jahr Opfer von Arzneimittelfälschern. Im Gespräch mit der WirtschaftsWoche erklärt er, wie die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt werden sollen und welche Konsequenzen aus dem Vorfall zu ziehen sind.Susanne Kutter 27.04.2012 - 12:08 Uhr

Medikamentfälscher am Werk. In Pakistan wird eine Fälschung des Hustensafts Corex abgefüllt. (Originalfoto aus Ermittlungsakten)

Foto: Phizer

WirtschaftsWoche: Wie sieht Ihr Geschäftsmodell aus - möglichst günstig Medikamente aufzukaufen und sie weiter zu verkaufen?

Klaus-Rainer Tödter: Nein, wir sind ein Arzneimittelhandelshaus, wir kaufen weltweit ein und verkaufen die Ware weiter.

Warum wollte Ihr Kunde ein Krebsmedikament, das über einen ägyptischen Zwischenhändler an Sie geliefert wird? Wusste Ihr Kunde überhaupt, woher die Ware stammt?

Ja, natürlich wusste der Kunde das und wollte genau dieses Produkt von diesem Lieferanten haben.

Sie kauften die Ware von der ägyptischen SAWA. Kannten Sie das Unternehmen schon länger?

Ich hatte zuvor schon einige Produkte dort bezogen und noch nie zuvor Probleme mit dem Lieferanten.

Ist das nicht ihr tägliches Geschäft und Risiko, wenn man mit Lieferanten arbeitet, die man eben nicht genau kennt?

Wir kennen den Lieferanten, aber nicht den Vorlieferanten. Ich bin seit 22 Jahren in diesem Markt, und so etwas ist mir noch nie passiert. Um sich vor so etwas zu schützen qualifizieren wir die Lieferanten. Das ist gemäß unserer Bewilligung auch eine Auflage, die wir zu erfüllen haben. Unser Unternehmen versucht mit weiteren Maßnahmen die Sicherheit zu erhöhen: Vollkontrollen bei der Ware im Wareneingang, das heißt wir überprüfen jede Packung. Das haben wir haben auch bei dieser Ware gemacht. Aber die Tatsache, dass diese Packungen gefälscht waren, konnten wir nicht erkennen. Die global agierenden Fälscher sind so perfekt - sie erkennen es nicht...

Haben sie das Produkt getestet, also den Inhalt der Fläschchen?

Nein, bei Produkten wie Avastin ist es so, dass der Hersteller jede einzelne Verkaufsverpackung versiegelt und verklebt. Nur der Arzt darf sie öffnen - und geöffnet darf sie nicht weiterverkauft werden. Das heißt wir können weder den Inhalt des Fläschchens noch das Fläschchen sehen, sondern nur die Umverpackung. Wir prüfen zudem Belege und Rechnungen sowie Herstellungs- und Analysezertifikate.

Wie flog die Sache auf?

Unser dänischer Kunde Caremed teilte uns Ende November mit, dass ein Arzt oder Patient, dessen Identität ich nie erfahren habe, eine Packung geöffnet hatte und bemerkte, dass die Chargennummer auf dem Fläschchen nicht der Chargennummer auf der Verpackung übereinstimmte. Mein Lieferant konnte sich das nicht erklären, auch dessen Vorlieferant nicht.

Wie haben Sie reagiert?

Wir haben zwei Tage später das Produkt zurück gerufen und unseren Lieferanten und dessen Vorlieferanten Ende November gezwungen, mit mir zu deren Vorlieferanten zu fahren, denn ich wollte die Zertifikate ausgehändigt bekommen..

Stammte das gefälschte Krebsmedikament denn aus der Türkei?

Die Herkunft der Ware ist bis heute unbekannt. Ich habe nach dieser Reise am 8.12.2011 gegen die beteiligten Vorlieferanten Strafanzeige erstattet. Wir haben alle Bücher offengelegt, mit allen Behörden zusammen gearbeitet und auch den Hersteller des Originals, Roche, sofort informiert.

Trotz Ihres Rückrufs tauchte die Ware im Februar in den USA auf. Wie konnte das passieren?

Die tatsächliche Umsetzung eines Rückrufs ist stets abhängig vom Käufer. Ursprünglich wollte unser dänischer Kunde alle 167 Einzelpackungen wieder vom Markt nehmen. 126 Packungen wurden nach dem Rückruf jedenfalls in Großbritannien von der dortigen Behörde konfisziert. Doch wo der Rest geblieben war, darüber gab unser Kunde bis heute keine Auskunft. Wir haben über Monate und mit Rechtsanwaltshilfe mit Caremed darüber verhandelt, um es zu erfahren. Dass 41 Packungen in den USA gefunden worden seien, haben wir aus den Medien erfahren. Sie dürfen mir glauben, dass das auch für uns ein Schock war. Denn der Import der Ware nach USA ist nach unserer Kenntnis nicht gestattet.

Welche Konsequenzen ziehen Sie aus diesem Vorfall?

Alle unsere internen Sicherheitssysteme und behördlich geprüften Prozesse wurden überprüft und einem Stress-Test unterzogen...

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