Deutsche Telekom Das ganz "neue Ding" für die Großkunden

Die Auftritte auf dem Mobile World Congress zeigen: Die Deutsche Telekom will wieder Global Player werden. Doch dieses Mal ganz anders.

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Die Highlights des Mobile World Congress
LG G5 Quelle: AP
Samsung Galaxy S7 Quelle: AP
Will.i.am mit Uhr Quelle: dpa
360 VR von LGLG macht den VR-Trend mit und bringt passend zum MWC seine VR-Brille 360 VR auf den Markt, die als Zubehör für das neue Smartphone-Flaggschiff G5 gedacht ist. Die Brille ist ausgestattet mit zwei 13 Megapixel-Weitwinkellinsen und drei Surroundsound-Mikros. Mit einem Kabel wird sie an das Smartphone angeschlossen. Der Preis ist noch nicht bekannt. Quelle: dpa
Epson präsentiert Augmented-Reality-Brille Quelle: Presse_Epson
Kabelloser Datenfluss bei Skoda Quelle: obs
bq Aquaris M10 Ubuntu Edition Quelle: Presse_bq

Telekom-Chef Timotheus Höttges präsentiert sich auf dem Mobile World Congress zum ersten Mal als großer Innovator. Das ist ja auch der tiefere Sinn einer Messe. Doch dieses Mal nimmt die Telekom die Rolle auch an. Da wird am Messestand in Halle 3 gezeigt, wie sich für die Steuerung eines Roboterarms die Reaktionszeiten in den zukünftigen 5G-Netzen auf eine Millisekunde senken lassen. Da  mietet der Konzernchef das ehrwürdige Theater Barts an, um mit dem Rapper und Entrepreneur  will.i.am die erste smart watch mit einer eigens dafür entwickelten Sprachsteuerung der Weltöffentlichkeit zu präsentieren. Und am Dienstagmittag geht Höttges auf einer gemeinsamen Pressekonferenz eine strategische Partnerschaft mit der koreanischen SK Telecom ein. Einige der für den viel weiter entwickelten südkoreanischen Telekommunikationsmarkt kreierten Mobilfunk- und Internetprodukte will die Telekom nach Europa bringen.

Eine sehr grundlegende Neuerung geht dabei etwas unter. Die Deutsche Telekom will wieder Global Player werden. Doch dieses Mal drohen keine teuren Übernahmen wie noch zu Zeiten des früheren Vorstandsvorsitzenden Ron Sommer. Die Telekom hat sich ein ganz "neues Ding" (Höttges) für ihre Großkunden ausgedacht, das vielleicht sogar künftige Übernahmen für die Geschäftskunden-Tochter T-Systems überflüssig macht.

Gemeinsam mit  dem IT-Anbieter Centurylink, dem indischen Telekom-Konzern Reliance und der koreanischen SK Telecom gründet die Telekom den neuen Weltanbieter ngena. Die Abkürzung steht für Next Generation Enterprise Alliance. Der Newcomer will in den nächsten Jahren 20 weitere Telekom-Konzerne aus aller Welt aufnehmen. Entstehen soll dadurch so eine Art United Nations of Telecom-Operators, die sich gegenseitig helfen beim Ausrollen von Unternehmensnetzen bis in die entlegenste Winkel der Welt. "Sharing von Netzen", nennt das Konzernchef Höttges. "Die Idee baut auf den Prinzipien der Shared Economy auf." Was bei Autos (Car-Sharing) und Wohnungen (Airbnb) funktioniert, soll nun auch in der Telekom-Welt möglich sein.

Möglich ist das, weil der US-amerikanische IT-Anbieter Cisco mit seiner weltweiten Intercloud die technologische Basis für einen weltweiten Datenaustausch geschaffen hat. Dadurch lassen sich die internationalen Festnetze der verschiedenen ngena-Partner zu einem virtuellen Weltnetz verknüpfen. Mehr noch. Das Bündnis will auch gemeinsame Sicherheitsstandards festlegen, damit die Unternehmens-Daten auf ihrer Reise rund um den Globus nicht von kriminellen Cyberbanden und Geheimdiensten abgefangen werden. Weltweit agierende Firmen können so Mitarbeiter an entlegenen Standorten schneller und sicherer anbinden. Schon bisher hat T-Systems bei der Realisierung von Konzernnetzen bei den Ex-Monopolisten in aller Welt die benötigten Leitungen und Leistungen eingekauft. Mit ngena gründet die Telekom jetzt eine Einkaufs-Plattform, der diesen Prozess beschleunigt und professionalisiert.

Für Telekom-Chef Höttges ist das jedoch nur der Anfang. Richtig charmant wird solch eine Welt-Allianz aus Sicht der Telekom, wenn sie auch noch den Mobilfunk einbezieht. Die Mobilfunk-Allianz Freemove, von der Deutschen Telekom, Telecom Italia, der skandinavischen TeliaSonera und der französischen Orange vor zehn Jahren gegründet und inzwischen fast in Vergessenheit geraten, könnte dann in ngena aufgehen. Auch mit der britischen BT - inzwischen mit der Deutschen Telekom als Großaktionär - laufen offenbar Beitrittsverhandlungen. Drei der fünf größten europäischen Telekom-Konzerne im Geschäft mit Großunternehmen  würden dann bei ngena an einem Tisch sitzen. Die Kartellwächter in Brüssel wollen sich deshalb die Konstruktion ganz genau anschauen. Die Gründung von ngena könnte auch das Ziel verfolgen, die ruinösen Preiskämpfe um Großaufträge zu beenden. Wenn erst einmal alle an einem Tisch sitzen, wird vielleicht auch darüber geredet.

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