Fotografie Die neuen Edel-Kompakt-Kameras sind Meister des Augenblicks

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Von der Kamera sofort ins Internet

Wie etwa Samsungs extrem flache NX mini. Sie paart einen großen Bildsensor mit (zumindest für Fotopuristen) gewöhnungsbedürftigen Gehäusefarben wie Mintgrün, Zartrosa oder Schokobraun sowie einem nach vorne klappbaren Display. Selfie-Fotografie auf höchstem Niveau sozusagen. „Mehr Qualität, pfiffige Optik, das“, glaubt Samsung-Manager Lim, „spricht speziell Frauen an, die sich nicht für lange Ausstattungslisten begeistern, sondern gute Bilder machen wollen und Wert auf Lifestyle legen.“

Zugleich adaptiert die Kamerabranche einen Bildertrend aus der Smartphone-Welt: eine Art soziale Gebrauchsfotografie. Schnappschüsse aus dem Handy, die der Nutzer umgehend via Mobilfunk in sozialen Online-Welten veröffentlicht – von Facebook bis Pinterest.

Daher ermöglichen die Kamerahersteller inzwischen auch ihren Einzöllern den Zugang ins Netz. Module für den schnurlosen Computerfunk WLAN sind Standard. Mithilfe des Kurzstreckenfunks NFC – etwa in Canons G7 X, der Fujifilm X30 oder Sonys RX 100 – lassen sich die Kameras sogar durch bloßes Berühren mit Handys koppeln. Die dienen dann als Funkbrücke zu sozialen Netzwerken, als Megadisplay für die schnelle Bildkontrolle, als Fernauslöser für die Kamera – oder auch zum direkten Upload der Aufnahmen in Fotoportale und Cloud-Speicher im Internet. Denn der Bildertausch übers Netz, die Diskussion in Online-Communities, aber auch die Sicherung der Aufnahmen gegen Datenverluste sind kein Privileg mehr von Smartphone-Fotografen, deren Telefone jede Aufnahme auf Wunsch gleich im Hintergrund im Internet archivieren.

In der Oberklasse wächst die Nachfrage nach handlichen Kameratypen (Für eine vergrößerte Ansicht auf das Bild klicken)

Im Gegenteil, die Hersteller treten mit eigenen Netzdiensten in direkte Konkurrenz zu Online-Angeboten wie Flickr oder Dropbox (siehe Kasten Seite 90). Canon etwa startete sein Irista-Portal – eine Mischung aus Fotoarchiv und Diskussionsplattform – im Frühsommer, auch um „die neue Fotografengeneration da zu erreichen, wo sie aktiv ist – im Netz, in Communities und über Apps“, so Europachef van Iperen. Und folglich findet sich nun in der G7 X die Option, neue Bilder via Handy in die Irista-Sammlung zu laden.

Hybride zwischen Kamera und Smartphone

Sogar noch etwas konsequenter verknüpft Panasonics Neuling, die Lumix CM1 die Bilder- und Online-Welten. Denn im Grunde ist der Fotohybride eine Ein-Zoll-Kamera mit integriertem Smartphone, eine Edel-Kompakte mit direktem Netzzugang. Denn trotz der augenfälligen Verwandtschaft zum Handy ermöglicht es auch die Lumix dem Fotografen, alle Kamerafunktionen manuell zu steuern.

Nur beim Leica-Elmarit-Objektiv muss der Käufer Abstriche machen: Das ist zwar mit Blende 2,8 sehr lichtstark, hat aber eine 28-Millimeter-Festbrennweite. Statt eines optischen gibt es nur einen Digitalzoom. Das ist durch den zwangsläufigen Auflösungsverlust beim Zoomen, gemessen am Qualitätsanspruch der Kamera, nicht mehr als ein Kompromiss.

Wegbereiter des Ein-Zoll-Segments war 2011 Nikon mit den ersten Modellen seiner 1er-Serie, Systemkameras mit Wechselobjektiven und wegen der kompakten Bauform extrem schneller Bildfolge von bis zu 60 Aufnahmen pro Sekunde.

"Die Leute sind den Plastikkram leid"

Wegen der zugleich aber – gemessen an Spiegelreflexkameras – merklich leistungsschwächeren Bildchips gab es von Testern und Fotoprofis zunächst Kritik an Rausch- und Schärfewerten der ersten Modelle.

„Dabei hatten wir sie ja im Grunde nicht als Spiegelreflex-Ersatz konzipiert, sondern als ,die bessere Kompakte‘, und das kam beim Kunden an“, sagt Nikons deutscher Chef fürs Handelsmarketing, Wolfgang Göddertz. Binnen weniger Wochen schossen die Neulinge an die Spitze der Verkaufs-Charts bei Systemkameras. Und sie wurde zur Blaupause für die neue Generation der Qualitäts-Kompakten.

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Zu denen zählt inzwischen auch Nikons neues – trotz Wechseloptik –, wasserdichtes Modell AW1. Das übersteht Tauchtiefen bis 15 Meter schadlos und ist mit Weitwinkelobjektiv nicht viel größer als eine Packung Long-Size-Zigaretten.

„Die Leute sind den Plastikkram leid“, sagt Fotograf Ritschel. „Wer sich fürs Fotografieren begeistert, will wieder Wertigkeit, erfreut sich an Haptik und will auch aktiv in die Bildgestaltung eingreifen“, erklärt der Experte den Trend zu stabilen Metallkomponenten in Rahmen und Gehäusen der Edelklasse, zu mehrheitlich traditionellem Kameradesign und zu klassischen Stellrädern für die wichtigsten Bildeinstellungen.

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