Musik über Wlan und Bluetooth So boomt das Geschäft mit kabellosen Soundsystemen

Hersteller entdecken den Markt der kabellosen Soundsysteme. Der Kampf um Marktposition und das richtige System wird härter - und die Kunden profitieren.

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Boxen von Sonos, Teufel und Philips Quelle: Presse

Erschöpfung. Die Lunge brennt, die Knie schmerzen. Das Laufen wird zur Qual. Nur das Lied aus den Kopfhörern motiviert zum Endspurt bis zur Wohnungstür. Geschafft.

Wenige Klicks auf dem Smartphone stoppen die Kopfhörer-Musik. Jetzt schallt die Siegeshymne aus den Lautsprechern im Wohnzimmer. Du bist ein Gewinner, brüllen sie. Ein weiterer Klick lässt auch die Boxen im Badezimmer erklingen. Zeit für die Dusche.

Mit Szenen wie dieser werben Elektronik-Unternehmen derzeit für drahtlose Kopfhörer und Soundsysteme. Kabel sind Vergangenheit, heißt die Botschaft. Musik aus der Luft die Zukunft.

Lange war das Segment etwas für die Nische. Für Technikbegeisterte. Für Spielkinder. Für Nerds. Normale Musikfans sahen keinen Nutzen und waren von den hohen Preise der Geräte abgeschreckt. Audiophile High-End-Konsumenten verdrehten aus Angst vor Qualitätsverlusten angewidert die Augen.

Die besten Wireless-Musiksysteme
Sonos Play:1Sonos gehört zu den Pionieren der drahtlosen Heimvernetzung. Clou des Systems ist, dass es fast beliebig ausbaubar ist. Nach dem Anschluss der sogenannten Bridge an den Internetrouter, kann der Nutzer in jedem Zimmer einen Aktivlautsprecher aufstellen, der von der Bridge ins Netzwerk eingebunden wird. Statt der Bridge kann man auch gleich einen Sonos-Player nehmen. Die Sonos-Lautsprecher holen sich die Musik von jeder Quelle, die über Bridge und Router ins Netzwerk eingebunden ist. Aus dem Web vom Internetradio, von der Netzwerk- Festplatte (NAS, Network Attached Storage) mit Media-Server oder von Tablet und Smartphone. Auch Amazons Cloud-Player versteht sich mit dem Sonos-System. Laut Hersteller funktioniert die Installation des Musiknetzwerks auf Tastendruck. Die Reichweite des Netzwerks beträgt laut Hersteller mehr als neun Meter. Dafür nutzen die Sonos-Komponenten die von Internetroutern her bekannte MIMO-Technik (MIMO, Multiple Input, Multiple Output), bei der mehrere Empfangs- und Sendeantennen gleichzeitig im Einsatz sind. Über Smartphones oder Tablets kann der Anwender im die Musikwiedergabe steuern, entweder nur für den Raum, in dem er gerade Musik hören will oder für alle Räume. Der Lautsprecher Play:1 ist als Einstieg in das Sonos-System gedacht. Im Inneren des Play:1 werkeln ein Mitteltöner und ein Hochtöner. Für Stereowiedergabe muss man sich allerdings einen zweiten Play: 1 kaufen. Wer mehr Bass braucht, kauft noch einen Subwoofer. Das Sonos-System ist sehr variabel und lässt sich auch zu einer 5.1-Surroundanlage zusammenstellen. Eine voll ausgebaute Sonos-Anlage gehört sicher zu den bedienfreundlichsten musikalischen Heimnetzwerken, geht aber ganz schön ins Geld.Preis: 199 Euro (inklusive Bridge)Sonos Play:1 Quelle: Presse
Bose Sound Touch 30 Wi-Fi Music SystemDas Sound Touch ist über den drahtlosen WLAN-Anschluss ans Heimnetzwerk anschließbar. Damit ist der Zugang zu Internetradio oder der Musiksammlung auf dem heimischen Media-Server offen. Auch Apples Airplay wird unterstützt. Sechs Voreinstellungen speichern die beliebtesten Musikquellen oder auch Wiedergabelisten. Eine App -– erhältlich für Apples iOS und Android – dient zum Steuern der Anlage und Navigieren durch die Playlists. Der US-amerikanische Hersteller Bose ist in Deutschland in den 70er Jahren durch seine Lautsprechersysteme 301 Direct/Reflecting Speaker bekannt geworden.Preis: 699,95 EuroSound Touch 30 Wi-Fi Music System Quelle: Presse
Bose Acoustic Wave Music System IIEigentlich ist Boses Wave Music System eine altmodische Musikanlage mit UKW-MW-Radio, CD-Player, Verstärker und Lautsprecher. Durch den mit Bluetooth Music Adapter kann man aber auch Bluetooth-fähige Geräte wie Tablets oder Smartphones verbinden und die Musik auf die Anlage streamen.Preis: 1199,90 EuroAcoustic Wave Music System II mit Bluetooth Music Adapter Quelle: Presse
Bowers & Wilkins Zeppelin AirEin Lautsprechersystem, das entweder als Dock für iPod und iPhone dient oder sich die Musik über Apples Airplay drahtlos von iTunes holt. Da iTunes auch auf Windows-PCs läuft, ist man also nicht auf Apple-Mobilgeräte angewiesen. Die Smartphone-App zum Steuern der Anlage ist allerdings nur für iOS erhältlich.Preis: 600 EuroBowers & Wilkins Zeppelin Air
Canton Your World FlexidelityEin komplettes drahtloser Musikwiedergabesystem mit Lautsprechern, Dockingstation für iPod und iPhone sowie USB-Adapter. Die Reichweite beträgt bis zu 20 Meter. Das System ermöglicht die Einrichtung verschiedener "Klangzonen" und spielt in unterschiedlichen Räumen jeweils ein eigenes Programm. Your World ist in ganz unterschiedlichen Konfigurationen erhältlich, beispielsweise mit iPhone-/iPod-Dock oder mit USB-Adapter. Eine Fernbedienung liegt jeweils bei.Preis: 598 Euro (Starter Pack Stick Solo (USB-Adapter); 648 Euro (Starter Pack Dock Duo für iPod/iPhone)Canton Your World Quelle: Presse
Philips Fidelio Stereo Sound Tower DTM9030Ein Standlautsprecher mit 160-Watt-Verstärker und RDS-Radio. Apples iPod oder iPhone können über das Dock angeschlossen werden. Ein CD-Player ist integriert. Der Soundtower beherrscht auch Bluetooth, damit auch Tablets und Smartphones ihre Musik in den Sound Tower streamen können.Preis: 799,99 EuroFidelio Sound Tower DTM9030 Quelle: Presse
Philips Fidelio A2 HiFi-Receiver AW2000Der Fidelio ist als Zusatzgerät zu Passivlautsprechern gedacht. Diese werden via Kabel an den 100-Watt-Receiver angeschlossen. Der Receiver selbst ist mit WLAN-Modul ausgestattet und kann so drahtlose Musik-Streams von Tablet, Media-Server, Smartphone oder Webradiostationen empfangen.Preis: 239 EuroFidelio A2 HiFi-Receiver AW2000 Quelle: Presse

Mittlerweile boomt der Markt für kabellosen Musikgenuss in den eigenen vier Wänden. Laut der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu) machen drahtlose Lautsprecher nach Stückzahl aktuell 35 Prozent des Marktes aus, nach Umsatz sogar 59 Prozent. Laut den Konsumforschern von GfK Retail and Technology hat sich der Umsatz mit kabellosen Audio-Home- und Multi-Room-Systemen in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt.

Angetrieben wird die Entwicklung vom Boom des Musikstreamings. 18 Millionen Deutsche nutzen nach neuen Angaben der Marktforscher der GfK schon Streamingdienste wie Spotify oder Deezer. Tendenz stark steigend.

Die bekanntesten Musik-Portale im Internet
Amazon startet Prime Music in Deutschland und Österreich - als Bestandteil von Amazon Prime ohne zusätzliche Kosten. Quelle: obs
Apple Music Quelle: dpa
Die seit März 2012 existierende Plattform Spotify bietet mehr als 30 Millionen Songs an. Eine Gratis-Version erlaubt das Anhören der Musik mit Werbeunterbrechungen. Zusätzliche Premiumfunktionen wie das Downloaden von Liedern sind wie bei den meisten Streaming-Angeboten kostenpflichtig. Nach eigenen Angaben hat Spotify mehr als 75 Millionen Nutzer, 20 Millionen von ihnen zahlen. Der Streaming-Dienst ist in 58 Ländern verfügbar.Preis: kostenlos bis 9,99 Euro monatlich
Die Streaming-Plattform Deezer ist vor allem in Frankreich sehr beliebt. 2007 startete sie als erster Gratis-Streamingdienst auf dem Markt. Heute kostet eine Mitgliedschaft, wie auch bei vielen anderen Diensten, Geld. Kostenlos gibt es nur ein Radio-Angebot und Lied-Ausschnitte. Die Plattform ist mittlerweile in mehr als 180 Ländern verfügbar.Preis: kostenlos bis 9,99 Euro monatlich Quelle: Screenshot
Mit Ampya versucht die ProSiebenSat.1 Media seit 2011 auf dem boomenden Markt der Streaming-Dienste Fuß zu fassen. Beflügelt durch viel Werbung auf den TV-Kanälen des Medienunternehmens zählt Ampya zu den bekanntesten Diensten in Deutschland. 2014 wurde Ampya von Deezer mit dem Ziel übernommen, in Europa noch weiter zu wachsen.Preis: kostenlos bis 9,99 Euro monatlich Quelle: Screenshot
Seit 2012 ist WiMP aus der Bethaphase heraus. Gegründet wurde der Musikstreamingdienst in Norwegen, wo sein Mutterkonzern "Aspiro" sitzt. WiMP gibt es bis jetzt in fünf Ländern zu hören: Deutschland, Norwegen, Dänemark, Schweden und Polen. "Aspiro" spielt schon mit dem Gedanken WiMP auch in Finnland, Portugal, Österreich und der Schweiz zu etablieren. Mit einer hohen Sound-Qualität (gegen Aufpreis) und einem eigenen Redaktionsteam, das Musik empfiehlt, will sich WiMP von der Konkurrenz abheben.Preis: 4,99 bis 19,90 Euro monatlich
Napster startete als Musiktauschbörse und wurde schnell zur Plattform für illegale Raubkopien. Auf rechtlichen Druck der Musik-Industrie wurde die Plattform 2001 geschlossen. Der legale Streaming-Dienst gleichen Namens bietet mehr als 25 Millionen Songs und ist damit einer der größten überhaupt. Nach einer kostenlosen Testphase gibt es den Dienst allerdings nur noch gegen Geld.Preis: 7,95 bis 9,95 Euro monatlich Quelle: AP

Wie die Mp3-Dateien verändert auch das Streaming die Art, wie und wo wir Musik abspielen. „Die Kunden tragen die Musik bereits mit dem Smartphone herum und können sie von dort über kabellose Systeme direkt abspielen“, sagt Bettina Jönsson, Sprecherin der Philips-Tochter Woox – einer der Größen im Bereich von Soundsystemen für den Massenmarkt.

Kabellos Kasse machen

Zu den Gewinnern der Entwicklung gehört auch Sonos. Das amerikanische Unternehmen stieg vor zwölf Jahren als einer der Ersten ins Geschäft mit der kabellosen Musikübertragung ein und spezialisierte sich auf Mehr-Raum-Systeme. Über das Wlan-Netz im Haus verteilt Sonos die Musik an verschiedene Lautsprecher. Im Wohn- und Schlafzimmer dasselbe Lied hören und gleichzeitig im Bad ein anderes – kein Problem. Ein Klick auf dem Smartphone macht es möglich.

Alles, was die Sonos-Boxen brauchen, ist ein Stromkabel und Anbindung ans Wlan, Netzwerk- oder Audiokabel sind überflüssig. Radiomusik zieht sich das System aus dem Internet. Wer seine eigene Musik hören will, gibt die Mp3-Sammlung auf dem PC frei oder bindet einen Streamingdienst ein.

Markt für drahtlose Soundsysteme für zu Hause

In Deutschland ist Sonos zum Marktführer aufgestiegen. „Nicht nur im Segment der Mehr-Raum-Systeme, sondern im gesamten Hifi-Bereich“, sagt Jörn Taubert, zuständig für das Geschäft in Mitteleuropa.

Nach eigenen Angaben verkauft sich in Deutschland kein Musiksystem besser als die Boxen aus dem Hause Sonos. 150 Prozent Wachstum bei den Produktverkäufen verzeichnete das Unternehmen im laufenden Jahr und machte 2013 weltweit 535 Millionen Dollar Umsatz.

Von dem wachsenden Markt wollen auch andere profitieren. HiFi-Spezialist Teufel hat mit seiner Raumfeld-Serie ein vergleichbares Multi-Room-System im Angebot. Mehrere Hersteller haben sich mit Lautsprechen positioniert, die Apples Airplay unterstützen und ähnlich Funktionen bieten. Seit Jahresbeginn mischt auch Samsung auf dem Multi-Room-Markt mit.

Die Preise aller Anbieter beginnen meist bei 200 Euro für einen Lautsprecher, können aber schnell auf 1000 Euro klettern. Und teurer geht immer.

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