Superzoom Diese Kameras holen Fernes ganz nah ran

Superzoom-Kameras bieten gigantische Teleobjektive und üppige Ausstattung zum kleinen Preis - haben jedoch auch Nachteile. Was die Geräte können und wie man spannende Bilder mit ihnen macht.

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Fotos ganz nah: Kameras mit dem besten Zoom. Quelle: PR

Man sieht sie auf großen Sportveranstaltungen. Tierfotografen und Fotoreporter nutzen sie. Paparazzi kommen ohne sie nicht aus: Spiegelreflex-Kameras mit großem Teleobjektiv. Mit extremen Brennweiten von 500 Millimetern und mehr holen professionelle Fotografen auch weit entfernte Objekte ganz nah ran. Doch eine solche Ausrüstung ist für viele Hobbyfotografen unerschwinglich. Schon für ein Teleobjektiv allein sind schnell viele tausend Euro fällig - die Kamera noch gar nicht mit eingerechnet.

Es geht auch billiger. Aktuelle Superzoom-Kameras kosten nur einen Bruchteil des Profi-Equipments. Schon für deutlich unter 500 Euro erhält man eine passable Digicam mit starkem Zoomobjektiv. Kameras, die über ein Objektiv mit 21 mm Weitwinkel und bis zu 1000 mm Tele verfügen, sind keine Seltenheit.

Tipps: So nutzen Sie die Superzoom-Kamera

Der aktuelle Brennweiten-Spitzenreiter ist die Coolpix P900 von Nikon: Für rund 600 Euro bietet sie eine Brennweite von 2000 mm. So stellen die Superzoomkameras sogar die extremsten Teleobjektive für Spiegelreflexkameras in den Schatten.

Abstriche bei der Bildqualität

Natürlich geht das nicht ohne Abstriche bei der Lichtstärke und in der Bildqualität. Das Objektiv einer Digicam für 500 Euro kann bei Linse, Qualität des Materials und Fertigungspräzision natürlich nicht mit einem Spitzenobjektiv von Nikon oder Canon konkurrieren. Ambitionierte Fotografen rümpfen deshalb die Nase über die "Plastikbomber".

Der geringere Preis macht sich auch bei der Größe des Bildsensors sowie bei Belichtungsmessung und Autofokus bemerkbar. So schnell und zuverlässig wie bei System- oder Spiegelreflexkameras sind die Superzoom-Modelle nicht.

Produkte mit dem gewissen Zoom-Faktor
Nikon Coolpix P600Highlight der Coolpix P600 ist das 60fach-Zoomobjektiv (24 - 1.440 mm, Kleinbild). Der Monitor ist nach allen Seiten dreh- und schwenkbar. WLAN zur Fernsteuerung der Kamera via Smartphone ist ebenfalls dabei. Die Kamera ist in Rot oder Schwarz erhältlich. Preis: circa 350 Euro Quelle: PR
Sony DSC-H400Preiswerte Superzoom-Kamera mit einfacher Bedienung, 63fach-Zoomobjektiv und starkem Steadyshot-Bildstabilisator. Einen ausführlichen Testbericht finden Sie hier. Preis: 299 Euro Quelle: PR
Canon Powershot G3XCanons neue Powershot ist eine hochwertige Kompaktkamera mit vergleichsweise großem Bildsensor (1,0 Zoll, 12,8 x 9,3 mm) und starkem Zoomobjektiv (25fach). Einen ausführlichen Testbericht finden Sie hier. Preis: 899 Euro Quelle: PR
Canon Powershot SX60 HSGute Hobbykamera mit mächtigem 65fach-Zoomobjektiv, frei schwenkbarem Display und WLAN. Die Brennweite reicht von 21 bis 1365 mm. Trotz des relativ kleinen Sensors (1/2,3 Zoll, 5,6 x 4,2 mm) bringt die SX 60 HS im Verbund mit dem Digic-6-Bildprozessor gute Bildqualität. Auch ein elektronischer Sucher ist integriert. Preis: 499 Euro Quelle: PR
Nikon Coolpix P900Üppig ausgestatteter Digicam-Bolide mit sagenhaftem 83fach-Zoomobjektiv (24 bis 2000 Millimeter (Kleinbild)). Viele Einstellmöglichkeiten, ein frei schwenkbares Display sowie WLAN und GPS überzeugen. Einen ausführlichen Testbericht finden Sie hier. Preis: 619 Euro Quelle: PR
Canon Powershot SX710 HSSehr kompakte Digicam mit 30fach-Zoom (25 - 750 mm, Kleinbild) und 5-Achsen-Bildstabilisator. Filmt Full-HD-Videos mit 60 Bildern pro Sekunde und lässt sich dank WLAN-Modul auch via Smartphone steuern. In Rot oder Schwarz erhältlich. Preis: 329 Euro Quelle: PR
Nikon Coolpix L830Preiswerte Digicam für Einsteiger mit 34fach-Zoom (22,5 - 765 mm, Kleinbild) und 5-Achsen-Bildstabilisator. Das Display ist nach oben und unten schwenkbar. Der CMOS-Bildsensor ist mit 1/2,3 Zoll (5,6 x 4,2 mm) ziemlich klein. In Onlineshops ist die Nikon schon für weniger als 200 Euro zu haben. Die L830 dreht auch Full-HD-Videos mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde. Preis: ab 150 Euro Quelle: PR

Auch wenn man Abstriche in Kauf nehmen muss, für Einsteiger und Hobbyfotografen taugt die Superzoom-Klasse durchaus. Wer nicht gerade Galerien beschickt, an Fotowettbewerben teilnimmt oder sehr hohe Ansprüche hat, kommt damit klar. Für die kleinen Displays von Smartphones und Tablets reichen Auflösung, Schärfe und Kontrast ohnehin locker aus.

Mit den Verkaufszahlen scheinen die Hersteller jedenfalls zufrieden zu sein. Laut Photoindustrie-Verband sinkt zwar der Absatz von Kompaktkameras insgesamt, aber neben den hochwertigen Systemkameras mit Wechselobjektiv sind auch die Kameras "mit hohem optischen Zoom (größer als 20-fach) beliebt".

Das Geheimnis der Bildstabilisatoren

Die enormen Telebrennweiten der Superzoom-Kameras wären in der Praxis kaum einsetzbar, wenn nicht die Technik Fortschritte gemacht hätte. Jeder, der schon mal durch ein Fernglas geschaut hat, weiß wie wackelig das Bild in der Vergrößerung ist. Beim Fotografieren mit Teleobjektiven wird es schwierig, die Kamera so ruhig zu halten, dass das Foto nicht verwackelt.

Fast unmöglich wird es, wenn schlechte Lichtverhältnisse lange Verschlusszeiten erforderlich machen. Hier kommen die weiterentwickelten Bildstabilisatoren ins Spiel. Ursprünglich für hochwertige Kameras entwickelt, sind sie inzwischen auch in preiswerten Kompaktkameras zu finden.

Die neue Generation der Bildstabilisatoren arbeitet mit fünf Achsen. Egal, ob die Kamera beim Fotografieren nach vorne oder hinten gekippt, nach links oder rechts geneigt oder um die eigene Achse gedreht wird, der Stabilisator gleicht innerhalb gewisser Grenzen jede Bewegung aus. So werden längere Verschlusszeiten ohne Bewegungsunschärfen möglich.

Die Technik hinter der Bildstabilisierung basiert auf der Idee, dass Gyrosensoren die Bewegungen der Kamera erkennen und einen Motor ansteuern, der diese Bewegungen wieder ausgleicht. Der Motor bewegt dazu entweder eine Linse im Objektiv oder den Bildsensor im Kameragehäuse.

Schönere Fotos durch Tele-Optik

Bei einigen Modellen, beispielsweise von Olympus, schwebt der Bildsensor in einem elektromagnetischen Feld, und kann damit sehr schnell und feinfühlig auf Kamerabewegungen reagieren. Die Wechselobjektive für Spiegelreflexkameras haben den Bildstabilisator in der Regel schon eingebaut.

Die neue Technik setzt eine alte Faustregel für Fotografen außer Kraft. Diese besagt, dass die Verschlusszeit höchstens so lang sein darf wie der Kehrwert der Brennweite. Bei einer Telebrennweite von 300 mm sollte die Verschlusszeit also 1/300 Sekunde oder kürzer sein. Durch den Stabilisator verlängert sich diese Zeit ganz erheblich.

Wer für bestimmte Aufnahmen dennoch eine längere Verschlusszeit benötigt - oder mit der Kamera gar filmen will, muss auf ein Stativ zurückgreifen. Die werden mittlweile in allen Preisklassen angeboten.

Bildgestaltung mit dem Superzoom

Die Kameraklasse der Superzooms hat auch fotografisch ihren Wert. Denn das Teleobjektiv holt nicht nur entfernte Objekte heran, es schafft auch neue Möglichkeiten bei der Bildgestaltung.

Da ist zum einen die Verdichtung der Bildperspektive. Bei touristischen Motiven nutzen Fotografen diese verdichtende Wirkung, um beispielsweise Denkmäler und Häuserfassaden gleichsam in einem Bild zu verschmelzen, obwohl sie weit voneinander entfernt sind. TV-Journalisten nutzen den Effekt, wenn sie auf Straßen oder in Fußgängerzonen drehen. Das wirkt dann so, als ob eine Menschenmasse durch die Fußgängerzone wogt und die Menschen dicht hintereinander und nebeneinander gehen.

Zum anderen gibt die geringere Tiefenschärfe den Aufnahmen eine besondere Wirkung. Kompakte Digicams haben fast immer einen sehr kleinen Bildsensor, entweder einen mit 1/1,7 Zoll (7,5 x 5,5 mm) oder einen mit 1/2,3 Zoll (5,6 x 4,2 mm). Im Gegensatz zur Spiegelreflexkamera mit großem APS-C- (23,5 x 15,6 mm) oder Vollformatsensor (36 x 24 mm) liefert der Mini-Sensor bei gleicher Blende und Brennweite eine größere Tiefenschärfe. Das wiederum macht es dem Fotografen schwer, ein bestimmtes Motiv aus einer Szenerie herauszulösen und den Hintergrund unscharf zu lassen. So entsteht der typisch langweilige Digitalfoto-Look, bei dem von vorne bis hinten alles gleich scharf ist.

Aber durch die lange Brennweite der Teleobjektive wird die Tiefenschärfe wirksam begrenzt. Fotografiert man mit einer Superzoomkamera beispielsweise auf einer Feier, kann das Tele einzelne Personen oder Szenen aus dem Getümmel herauslösen. Die anvisierte Person erscheint scharf, die Personen im Vorder- oder Hintergrund versinken in der Unschärfe.

Auch für Porträts empfehlen sich moderate Telebrennweiten. So wird die Konzentration ganz auf Gesicht und Augen gelenkt, während Ohren und Nasenspitze schon wieder leicht unscharf sind.

Fazit: Spannende Technik, interessante Fotos

Die Superzoom-Kameras sind also mehr als nur eine Billigvariante der Profikameras. Durch die Begrenzung der Tiefenschärfe erweitern sie den Gestaltungsspielraum des Fotografen und ermöglichen so interessante Bilder im Look der klassischen Spiegelreflexkamera. Einziger Nachteil: Gewisse Abstriche bei Bildqualität sind bei der preiswerten Technik unvermeidlich.

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