„Bzzzz!“ - In den kommenden Wochen ist dieses Geräusch häufig zu hören: Wegen des warmen und trockenen Wetters sind zurzeit besonders viele Wespen in Deutschland unterwegs - Experten zufolge nehmen sie noch bis zum Herbst Anflug auf Kuchen oder Eis.
„Man kann durchaus sagen, dass wir überall in Deutschland sehr viele Wespen haben“, sagte Julian Heiermann vom Naturschutzbund Nabu in Berlin. Grund sei nicht nur die August-Hitze, sondern auch das warme Frühjahr und der kurze Winter. „Aus Sicht der Wespen ist ein gutes Jahr.“
Wenn sie ihre Brut füttern müssen, brauchen die Tiere dem Experten zufolge vor allem eiweißreiches Futter. Das sei nun aber weitgehend vorbei. „Aktuell müssen sie keine Brut mehr großziehen, brauchen aber für sich selbst Treibstoff“, erklärt Heiermann. „Die Wespen sind jetzt vor allem auf süße und energiereiche Nahrung aus.“ Mit Limonade, Obstkuchen oder Eis werde man daher besonders von ihnen geplagt. „Man stellt quasi einen Magnet auf den Kaffeetisch.“
Bundesweit wird demnach niemand verschont. Regionale Schwerpunkte gibt es dem Nabu zufolge nicht - wenngleich sehr trockene und warme Gegenden etwa in Süddeutschland demnach prädestiniert sind. „Aber auch in Hamburg dürften sich die Wespen im Moment wohlfühlen.“
Recht einfach: Wespen
In einer Mietwohnung in Unterfranken hatten sich Wespen einen Rollladenkasten für ihr Nest ausgesucht. An einem Sonntag schwärmten Hunderte Insekten über den Balkon der Mieter. Die Familie geriet in Panik: Sie fürchtete um die Gesundheit ihrer zweijährigen Tochter; zudem litt die Mutter an einer Allergie gegen Insektenstiche. Nachdem der Vermieter telefonisch nicht greifbar war, alarmierte die Familie die Feuerwehr. Zu Recht, befand später der Richter. Die Kosten für die Entfernung des Nests musste der Vermieter tragen (Amtsgericht Würzburg, 13 C 2751/13).
In einem Mehrfamilienhaus in München ließ ein Wespennest unter dem Dach die Bewohner nicht mehr zur Ruhe kommen. Der Eigentümer ließ einen Kammerjäger anrücken. Die Kosten wollte er als „Ungezieferbekämpfung“ in der Nebenkostenabrechnung auf die
Mieter umlegen. Diese zogen vor den Kadi und hatten Erfolg. Der Richter klärte den Vermieter auf, dass zu „Betriebskosten“ nur regelmäßige Instandhaltungsmaßnahmen zählten. Die einmalige Entfernung eines Wespennestes gehöre nicht dazu (Amtsgericht München, 412 C 32370/10).
Ein Kölner Ehepaar buchte eine Reise in die Dominikanische Republik. Kleine, hyperaktive Sandwespen machten die Zeit am Strand zur Tortur. Einen Preisnachlass bekamen die Rheinländer nicht. Der Richter blätterte in Biobüchern. Ergebnis: In warmen Gefilden seien Sandwespen „nicht zu verhindernde Naturerscheinungen“ (Amtsgericht Köln, 134 C 419/07).
Die Menschen selbst seien für Wespen aber uninteressant. „Sie suchen keinen Streit“, erklärt der Experte. „Sie wollen eigentlich nur Nahrung zu sich nehmen.“ Tatsächlich seien von acht heimischen Wespenarten nur zwei von der lästigen Sorte - die Deutsche und die Gemeine Wespe. Alle anderen flögen auf Blüten statt auf Süßes.
Auch Bienen bevorzugen im Übrigen heimische Kräuter und Blüten, erklärt der Fachmann. Vor ihren Stichen müssen die Menschen in Deutschland momentan weniger Angst haben: „Über die Hälfte der heimischen Wildbienenarten ist gefährdet“, sagt Heiermann.
Die zuckerhungrigen Wespen bevölkern Bäckereien und Kaffeetische dem Fachmann zufolge indes noch einige Wochen: „Wenn sie sich verabschieden, verabschiedet sich auch der Sommer.“ Anders als Bienen sterben Wespen auch nicht nach einem Stich: „Im Normalfall kann die Wespe den Stachel zurückziehen und sagt dann: Bis zum nächsten Mal!“