Das klingt zunächst unscheinbar, hat aber weitreichende Folgen. Denn jedes Zehntel Grad mehr erhöht das Risiko, dass die Meeresspiegel schneller ansteigen und die Menschheit mit mehr Hitzewellen fertigwerden muss. Noch weiter und detaillierter wollten Hawkins und sein Team nicht in die Zukunft schauen, weil die Modelle zu schwach seien.
Andere Forscher sind da kühner. So sorgt aktuell eine Untersuchung eines Teams um den norwegischen Meteorologen Terje Berntsen von der Universität Oslo für Aufsehen. Er setzte die aktuellsten Klimadaten in ein Modell ein und rechnete in die Zukunft.
Das Ergebnis: Wenn sich die Konzentration von CO2 in der Atmosphäre verdoppelt, wird sich die Erde mit größter Wahrscheinlichkeit zwischen 1,2 und 2,9 Grad erwärmen. Steigt der CO2-Ausstoß im gleichen Tempo wie bisher, ist dieser Grenzwert im Jahr 2050 erreicht.
Im Rahmen dieser Spanne müssten wir bis dahin wohl – so legen es Berntsens Ergebnisse nahe – mit einem Temperaturanstieg von zwei Grad rechnen. Bisher ging der Weltklimarat (IPCC) davon aus, dass sich die Erde bei einer CO2-Verdoppelung zwischen 2,0 und 4,5 Grad erwärmt – mit drei Grad als wahrscheinlichster Variante.
Der Klimawandel in Zahlen
Um 70.000 km² – das entspricht etwa der Größe Bayerns – ist der Eispanzer der Arktis in diesem Sommer gegenüber 2007 geschrumpft. 2050 könnte das nördliche Polarmeer im Sommer eisfrei sein.
Fast verfünffacht hat sich die Zahl der Wetterkatastrophen in Nordamerika seit 1980. In Asien legte sie um das Vierfache, in Europa um das Zweifache zu.
Rund ein Drittelsaurer sind die Meere geworden. Folge: Korallen, Muscheln und Fische wachsen langsamer. Bis 2100 könnte die Versäuerung um 150 Prozent steigen.
0,4°C ist die Erde seit 1980 wärmer geworden. Bis 2100 könnte sich das Klima um rund vier Grad aufheizen.
Um 5 cm sind die Meeresspiegel seit 1990 im Mittel gestiegen. Bei einer globalen Erwärmung um zwei Grad werden die Pegel wahrscheinlich um 2,7 m höher sein.
Um 15 Prozent sinkt die Reisproduktion bis 2050 in den Entwicklungsländern als Folge der globalen Erwärmung. Bei Weizen werden 13 Prozent weniger geerntet werden.
Die Erderwärmung könnte also weniger stark ausfallen, als viele Experten bisher dachten. Noch ist die Studie von Berntsen nicht in einem Fachmagazin publiziert. Aber eine internationale Forschergruppe unter Leitung der Universität Oxford kommt zu ähnlichen Resultaten.
Caroline Leck, Meteorologin an der Universität von Stockholm, glaubt deshalb, dass die Welt Zeit gewinnt, den Klimagasausstoß zu senken. Für alle, die sich bisher vor den Worten der Untergangspropheten fürchteten, sind das gute Nachrichten.