Landwirtschaft Angriff der Krabbelkrieger

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Handfeste Gründe

Goldschildfliege ist Insekt des Jahres 2014
2014: GoldschildfliegeDie Goldschildfliege ist das Insekt des Jahres 2014. Ausgewählt wurde die Fliege von einem Kuratorium, dem namhafte Insektenkundler angehören. „Wir haben die Goldschildfliege genommen, weil sie als schillerndes Insekt aus den mehreren tausend Fliegenarten herausragt und recht selten ist“, erklärte Kuratoriumssprecher Wohlert Wohlers vom Julius-Kühn-Institut. Männliche Goldschildfliegen haben rote Augen, einen golden schimmernden Rücken und orangefarbene Flügel. Mit einem Zentimeter Körperlänge und mehr als zwei Zentimetern Flügelspannweite seien die Tiere zudem relativ groß. „Das ist ein richtiger Prachtbrummer, wenn sie die Fliege einmal zu Gesicht bekommen“, sagte Wohlers. Die weiblichen Tiere sind nicht so prächtig gefärbt, aber auch sie haben die markanten roten Augen. Die Goldschildfliege (Phasia aurigera) lebt an sonnigen Waldrändern, wo sie sich von Blütennektar ernährt. Die bunten Brummer legen ihre Eier in lebende Wanzen. Die Larven ernähren sich zunächst von der Körperflüssigkeit und Fettzellen ihrer Wirtstiere, bevor sie auch die inneren Organe aufzehren und sie damit töten. Wo die Fliegenlarven sich später verpuppen und überwintern, ist nicht bekannt. Der Lebenszyklus ist noch nicht völlig erforscht.Quelle: Joachim Ziegler, Museum für Naturkunde Berlin Quelle: PR
2013: Die Gebänderte FlussköcherfliegeDie Gebänderte Flussköcherfliege ist das Insekt des Jahres 2013. Köcherfliegen sind unscheinbare, graubraune Insekten, die sich tagsüber in Moos und Totholz verbergen, auch unter Blättern ufernaher Pflanzen. Gegen Abend tanzen sie am Wasser in Schwärmen und werden dann häufig mit Mücken verwechselt. Faszinierend sind ihre Larven, denn sie leben im Wasser und viele bauen sich einen Köcher - daher der Name. Der Köcher ist eine Schutzhülle, die aus Sandkörnern oder Pflanzenstängeln zusammen geklebt wird, aus der nur der Kopf der Larve und die sechs Beine herausschauen.Quelle: Brigitta Eiseler, Roetgen Quelle: PR
2012: Hirschkäfer2012 entschieden sich die Kuratoren für einen der bekanntesten Käfer, der gleichzeitig vom Aussterben bedroht ist. Sie sind bis zu neuen Zentimetern groß und die größten Käfer in Mitteleuropa überhaupt. Nur die Männchen haben die gewaltigen, großen Geweihe, mit denen sie miteinander kämpfen. Die etwas kleineren Weibchen kann man aufgrund ihrer Größe von sechs Zentimetern trotzdem sofort als Hirschkäfer erkennen. Mit den riesigen, drei Zentimeter langen Oberkiefern nehmen die Männchen keine Nahrung auf. Nur bei Rivalenkämpfen und zum Festhalten der Weibchen während der Paarung werden sie gebraucht. Die Hirschkäfer schwärmen von Mitte Juni bis Ende Juli an lauen Abenden mit lautem Brummen in Laubwäldern herum. Sie lieben besonders alte Eichen.Quelle: Ralf Bekker, Oberförsterei Elsterwerda Quelle: PR
2011: Die Große KerbameiseDas sieben bis acht Millimeter große Tier tritt nie einzeln auf und ist alleine auch gar nicht überlebensfähig, denn wie alle Ameisen bildet die Große Kerbameise Staaten, die bei ihr riesig sind mit mehreren hunderttausend Individuen. Mit der Wahl dieser Ameise will das Kuratorium Insekt des Jahres auf eine besonders geschützte Art aufmerksam machen, die gefährdet ist und deren Ameisenhaufen nicht gestört werden dürfen. Die Große Kerbameisen und alle anderen Waldameisen stechen nicht; sie haben keinen Stachel. Feinde werden mit den kräftigen, gezähnten Mundwerkzeugen gebissen. Dann wird aus einer Giftblase am Hinterleib Ameisensäure in die Wunde zu spritzen. Das wirkt wie ein Stich.Quelle: Dieter Bretz Quelle: PR
2010: Der AmeisenlöweEr ist ein Räuber, der Ameisen und andere kleine Tiere mit einer verblüffenden Methode fängt: Er baut im sandigen Boden Trichter. Wenn Beute dort hineinläuft, kommt sie nicht wieder heraus, weil sie mit dem lockeren Sand zum Trichtergrund rutscht. Dort wartet mit seinen großen Zangen der Ameisenlöwe und injiziert ein lähmendes Gift. Der Ameisenlöwe ist eine bis zu 17 Millimeter große Larve mit bräunlicher Färbung. Das erwachsene Tier ist grazil mit vier durchsichtigen, 3,5 Zentimeter langen Flügeln und heißt Ameisenjungfer. Der Ameisenlöwe ist zwar vielen bekannt, aber gesehen hat ihn kaum jemand, da er sich immer im Sand versteckt.Quelle: Johannes Gepp, Graz Quelle: PR
2009: Die gemeine BlutzikadeDer Name klingt gefährlicher als dieser Falter ist. Die Blutzikade saugt nur an Pflanzen. Der Name des neun bis elf Millimeter großen, schwarzen Tieres kommt von dem auffallend roten Muster auf den Flügeln, die dachförmig zusammengelegt werden. Sie ist wie bisher die meisten Insekten des Jahres recht häufig und soll mit ihrer schönen Färbung für Sympathie für alle Insekten werben. Die Blutzikade hat sich in den letzten Jahren nach Norden bis nach Süddänemark verbreitet. Kindern als Kuckucksspucke bezeichnet wird. Der klebrige Schaum schützt sie vor Feinden und sie trocknen nicht aus. Die Larven der Blutzikade leben unterirdisch an Wurzeln in nicht zu trockenen Magerrasen, Weiden, Waldlichtungen und Weg- und Grabenrändern, sogar in Gärten, allerdings kaum auf Mähwiesen. Blutzikaden überwintern als Larven im Boden in zehn bis 15 Zentimeter Tiefe. Anfang Mai bis Juli sind dann die rotschwarzen Tiere zu sehen.Quelle: Jürgen Rodeland Quelle: PR

Zukäufe und Forschung in dem Segment haben sich die Konzerne weit über eine Milliarde Euro kosten lassen. Für diese Investitionen in die Grüne Raubwanze, den Siebenpunkt-Marienkäfer und Co. gibt es vier handfeste Gründe.

1. Druck vom Handel

2006 geriet der Discounter Lidl in die Schlagzeiten. Greenpeace hatte publik gemacht, dass spanische Paprika in den Geschäften der Handelskette weit über die gesetzlichen Grenzwerte mit Spritzmitteln belastet waren. Die Folge waren massive Umsatzeinbußen.

„Die riesige öffentliche Diskussion damals und die Kritik am Einzelhandel haben zum Umdenken geführt“, entsinnt sich Ludger Breloh, gelernter Landwirt und Manager für den Einkauf bei der Rewe-Gruppe. Die sechs großen deutschen Handelsketten – Rewe, Edeka, Aldi, Lidl, Metro und Tengelmann – verpflichteten ihre Lieferanten daraufhin auf eigene, strengere Grenzwerte für chemische Spritzmittel. Meist dürfen die Erzeuger maximal 70 Prozent des gesetzlich festgelegten Wertes erreichen; Lidl gestattet sogar nur 30 Prozent.

„Wir haben den Erzeugern von Gurken, Tomaten und Paprika zudem ins Pflichtenheft geschrieben, neben chemischen Verfahren den biologischen Pflanzenschutz zu nutzen. So kam die Methode in den konventionellen Anbau“, berichtet Breloh. Verstöße gegen die internen Standards werden streng geahndet. Im Wiederholungsfall kündigen die Einzelhändler den Bauern die Lieferverträge.

Aber auch die andalusische Regionalregierung reagierte auf den Skandal. Zu wichtig ist der Gemüseanbau für die Region Almeria. Rund drei Millionen Tonnen Paprika, Tomaten, Zucchini und Auberginen reifen hier unter 300 Quadratkilometer Treibhausplastikplanen; eine Fläche unter der ganz München verschwinden könnte.

Marienkäfer: Blattlausschreck. Besonders gefräßige Exemplare verspeisen pro Tag mehr als 250 Blattläuse. Quelle: dpa

Riesige Werbetafeln links und rechts der Straßen informieren heute über Nützlinge, die Schädlinge fressen. Bauern werden im Umgang mit den Tierchen geschult. „Die ganze Produktion in Almeria wurde von chemischen Insektiziden auf 80 Prozent biologischen Pflanzenschutz umgestellt“, sagt der Agrarexperte Lucius Tamm, der am privaten Schweizer Forschungsinstitut für biologischen Landbau arbeitet. Tausende Marienkäfer fressen seither in den Gewächshäusern Läuse von Paprika- und Auberginenblättern; Tigerfliegen jagen Heuschrecken.

2. Mehr Treibhäuser

Ideal für den biologischen Pflanzenschutz sind Treibhäuser. „Denn auf dem Acker fliegen oder rennen die Nützlinge eher davon“, sagt Sabrina Sieger, Managerin beim niederländischen Weltmarktführer für Nützlinge, Koppert Biological Systems. In abgeschotteten Kulturen dagegen können sie nicht ausbüchsen. Deshalb lohnt ihr Einsatz gerade dort.

Analysten zufolge wird der Umsatz mit Produkten aus dem Gewächshaus bis 2016 auch darum weltweit um zehn Prozent jährlich zulegen. Bei einigen Nutzpflanzen ist der Freilandanbau bereits auf dem Rückzug. So pflücken Arbeiter in den USA bald mehr Tomaten in Treibhäusern als auf dem Feld.

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