Hochgeschwindigkeit Ferrari macht der Staatsbahn Konkurrenz

Die roten "Italo"-Züge von Ferrari-Boss di Montezemolo verbinden ab Samstag Italiens Metropolen - mit zu 360 km/h. Damit rasen sie förmlich in eine neue Ära des Wettbewerbs auf der Schiene.

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Der Ferrari unter den Zügen
Luca Cordero di Montezemolo Hochgeschwindigkeitszug Italo Quelle: REUTERS
Hochgeschwindigkeitszug Italo der Nuovo Trasporto Viaggiatori Quelle: dpa
Luca di Montezemolo Quelle: dpa
Innenraum Hochgeschwindigkeitszug Italo Quelle: dapd
Innenraum Hochgeschwindigkeitszug Italo Quelle: dpa
Innenraum Italo Ferrari-Zug Quelle: REUTERS
Hochgeschwindigkeitszug Italo Quelle: dapd

Italiener lieben große Worte und da macht auch Ferrari-Boss Luca di Montezemolo keine Ausnahme. „Den modernsten Zug Europas“ verspricht der 64-jährige Bologneser seinen Fahrgästen. Es gebe für die Zukunft “keine Grenzen” und das neue Hochgeschwindigkeitsprojekt auf der Schiene in Zeiten der Finanzkrise adelt der Manager „als großes Zeichen von Vitalität“.

In der Tat beobachten Experten das Experiment in Italien mit Spannung. Ab 28. April verbinden die ersten roten Züge mehrere Metropolen des Landes. Mit der hochmodernen Spitzentechnologie des neuen französischen Hochgeschwindigkeitszuges AGV soll der „Italo“ künftig mit bis zu 360 Stundenkilometern durch die Landschaften von Italien rasen – zunächst von Neapel über Rom und Florenz bis nach Bologna und Mailand. Später kommen Salerno, Venedig und Turin hinzu. Mailand und Rom verbindet der Zug in 2:57 Stunden – was aber nicht schneller ist als die Staatsbahn Trenitalia.

Das Projekt ist mutig. Allein 750 Millionen Euro gibt Montezemolos Unternehmen „Nuovo Trasporto Viaggiatori“ (NTV) für 25 Züge des französischen Herstellers Alstom aus, gebaut in La Rochelle an der Atlantikküste und im piemontesischen Cuneo. Alstom hatte sich bei diesem Top-Auftrag unter anderem auch gegen Siemens durchgesetzt. Insgesamt investiert NTV rund eine Milliarde Euro. Das Unternehmen rechnet mit mehr als einer Million Passagieren noch im laufenden Jahr. In drei Jahren sollen es dann acht bis neun Millionen sein. Was für den neuen Anbieter der zügigen Fahrt etwa ein Viertel des Marktes bedeuten würde – und das Erreichen der Gewinnzone ist für spätestens Anfang 2015 geplant.

Ein Zeichen für ganz Europa

Glückt das Experiment, könnte es auf ganz Europa abstrahlen. Denn es wäre ein Zeichen, dass der Wettbewerb auf der Schiene nicht nur im Nahverkehr, sondern auch im subventionsfreien Bereich des Hochgeschwindigkeitsverkehrs funktioniert. Bislang gibt es auf der Fernstrecke in Europa keinen Wettbewerb. Staatsbahnen kooperieren auf den wenigen Strecken, wo Wettbewerb möglich scheint, miteinander. So bieten etwa Deutsche Bahn und französische SNCF die neue Direktverbindung von Frankfurt nach Marseille gemeinsam an. Häufig scheitert der Markteintritt auch daran, weil die Zulassung der Züge in jeweils einem anderen Land so zäh ist.

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