Um seine Modelle an den Mann zu bekommen, hat Steinwascher gerade einen Vertrag mit einem der größten Händler in China geschlossen. Anders als hierzulande hat ein Händler nicht eine, zwei, drei oder vier Marken im Angebot, sondern 60, 70 oder 80. Bis Jahresende will Steinwascher bei 100 bis 150 Händlern stehen. Zurzeit fertigt Qoros 50 bis 100 Autos am Tag. Das Werk hat eine jährliche Kapazität von 150.000 Stück. Sollte es die Nachfrage nötig machen, lässt sich die Anlage schnell erweitert, so dass bis zu 350.000 Modelle vom Band rollen können.
Qoros setzt auf eine europäische-angehauchtes Design. Der Geschmack der Chinesen entwickle sich immer mehr in die europäische Richtung, so seine Beobachtung. Zudem seien die Chinesen deutlich flexibler beim Kauf eines Fahrzeugs: "Die sehen etwas, finden es gut und kaufen es." Amerikaner seien da ganz anders. "Die sehen ein Schrägheck, denken, der Kofferraum ist zu klein und finden es unpraktisch".
Einstellung der Deutschen zu chinesischen Autos
Das Markt- und Meinungsforschungsunternehmen YouGov hat Anfang März 2013 eine Stichprobe von 1033 Deutschen über 18 Jahre nach ihrer Meinung zu chinesischen Automarken befragt. Die Ergebnisse im Detail...
Frage: "Mit „Qoros“ versucht sich eine chinesische Automarke auf dem europäischen Markt zu etablieren. Die neuen Modelle feiern beim Genfer Autosalon nächste Woche Premiere. Könnten Sie sich vorstellen ein Auto einer chinesischen Automarke zu kaufen?"
23 Prozent der Befragten antworteten mit "JA"
52 Prozent mit "NEIN"
25 Prozent konnten sich nicht entscheiden.
Männer lehnten den Kauf stärker ab als Frauen. In der Altersgruppe der 25 bis 34-Jährigen würden sich mit 27% noch am meisten für ein chinesisches Model begeistern lassen.
Frage: "Was glauben Sie? In welchen Aspekten unterscheidet sich eine chinesische von einer deutschen Automarke? Eine chinesische Automarke ist..."
... billiger - davon gehen 76 Prozent der Befragten aus.
... von schlechterer Qualität - davon gehen 48 Prozent der Befragten aus.
Fazit: Eine große Mehrheit der Befragten halten chinesische Automarken für eine preisgünstige Alternative zu deutschen Fabrikaten. In puncto Qualität der chinesischen Modelle sind die Bürger zwar kritisch, doch immerhin ein Drittel hält deren Qualität weder für besser noch schlechter als die der deutsche Marken.
Was sich im Fahrzeuginneren befindet, könnte aber auch die europäische Kundschaft locken. Alle Qoros-Modelle sind mit einem großen Touchscreen ausgestattet. Ab dem Basismodell aufwärts ist jeder Wagen serienmäßig mit Navigationssystem ausgestattet und mit dem Internet verbunden. Restaurantadressen in der Nähe, Tischreservierungen aus dem Auto heraus, Staudaten aufs iPhone, sogar Informationen über Sehenswürdigkeiten entlang der geplanten Route liefert das voll vernetzte Auto. Letzteres dank einer Kooperation mit National Geographic.
Steinwascher gibt sich zuversichtlich: "Wir glauben, dass wir das etwas ganz besonderes haben." Jetzt müssen nur noch die Chinesen der gleichen Meinung sein. Und ob sie sich für eine chinesische Marke entscheiden, ist nicht gesagt. Bisher haben die inländischer Hersteller bei der Bevölkerung ein genauso schlechtes Image wie außerhalb des Landes. "Wie groß der Nationalstolz der Chinesen beim Autokauf reicht, kann ich noch nicht richtig beurteilen", gibt Steinwascher zu.
Kürzlich aber, gibt er eine Anekdote zum besten, habe die First Lady auf einem Staatsempfang eine chinesischen Handtasche getragen. Das hatte man bisher nicht für möglich gehalten, wo sonst doch Prada, Fendi und Gucci ganz oben auf der Liste stehen. Der chinesische Taschenhersteller konnte sich danach vor Aufträgen nicht mehr retten.
Die Chancen, dass Regierungsmitglieder in Sachen Qoros mit gutem Beispiel vorausfahren ist groß. Man habe Verträge mit Regionalregierungen, erzählt Steinwascher. "Die Unterstützung durch die Politik ist durchaus hilfreich."