ZF Friedrichshafen Autozulieferer ZF investiert in deutsche Standorte nur unter einer Bedingung

Eine Mitarbeiterin der ZF Friedrichshafen in der Montage Quelle: dpa

Der zweitgrößte deutsche Autozulieferer ZF Friedrichshafen stellt Investitionen in seine deutschen Standorte in Aussicht – aber nur bei sinkenden Kosten. Das verkündete ZF-Chef Klein am Donnerstag.

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„Wir sind bereit, kräftig in Deutschland zu investieren, wenn die Rahmenbedingungen stimmen und wir hier unsere Kostenbasis verbessern“, erklärte ZF-Chef Holger Klein am Donnerstag. Es gebe viele Vorteile des Heimatstandorts, aber auch Nachteile im internationalen Wettbewerb. Sollte die Wettbewerbsfähigkeit steigen, könnten 30 Prozent der bis Ende 2026 geplanten Investitionen von knapp 18 Milliarden Euro ins Inland fließen. Weltweit soll ein Performance-Programm bis Ende nächsten Jahres sechs Milliarden Euro Einsparungen bringen.

Bei ZF befürchtet der Betriebsrat ähnlich wie bei den anderen großen Autozulieferern Stellenabbau und weitere Standortschließungen in Deutschland. Die Autoindustrie hat mit schwächeren Märkten zu kämpfen, während sie die teure Umstellung von Verbrennungsmotoren auf klimafreundliche E-Antriebe stemmt. Der größte Zulieferer Bosch wie auch Continental setzen den Rotstift beim Personal an - dagegen protestierten am Mittwoch bei einem bundesweiten Aktionstag 25.000 Bosch-Beschäftigte.

Standort für Standort prüfen

Auch Tausende Mitarbeitende von ZF protestierten dagegen schon vor den Werkstoren. Zu der vom Betriebsrat genannten Zahl von 12.000 gefährdeten Arbeitsplätzen bis 2030 erklärte Klein, das sei „ein demografischer Vorhalt“. Damit ist offenbar die Zahl der Arbeitnehmer gemeint, die in den nächsten Jahren in Rente gehen und deren Stellen nicht nachbesetzt werden könnten. Zurzeit hat ZF in Deutschland 54.000 Beschäftigte - knapp ein Drittel der 169.000 weltweit und so viele wie nie zuvor. Es sei aber klar, dass die Belegschaft im Zuge des Wandels zu Elektromobilität schrumpfen werde, betonte Klein. Doch das will ZF Standort für Standort prüfen und keine Gesamtzahlen nennen. „Ich rede nie über große Zahlen“, sagte Klein. Das sorge nur für Nervosität. Die sechs Milliarden Euro Einsparungen will ZF über niedrigere Einkaufspreise und mehr Produktivität in den Fabriken, aber auch über nicht bezifferten Personalabbau erreichen.

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Der Zeitdruck lässt bei der Transformation zu E-Fahrzeugen Klein zufolge etwas nach, weil sich E-Autos in manchen Ländern nicht so schnell durchsetzen wie früher gedacht. Wenn eine gut ausgebaute Ladeinfrastruktur und staatliche Kaufförderung fehlten, gehe es langsamer. Derzeit wachse vor allem in China und den USA die Nachfrage nach Plug-in-Hybriden, der Kombination von Verbrennungsmotor mit E-Antrieb. ZF werde seine Werke flexibel darauf ausrichten, Technik für konventionelle wie klimafreundlich Antriebe zugleich herstellen zu können.

Verhaltener Ausblick nach Jahr mit Gegenwind

Trotz des schwierigeren Umfelds mit sinkender Nachfrage konnte ZF im vergangenen Jahr Umsatz und Betriebsgewinn steigern. Die Erlöse legten um 6,5 Prozent auf 46,6 Milliarden Euro zu, wobei sich besonders das Nutzfahrzeuggeschäft gut entwickelte. Der bereinigte Vorsteuergewinn war mit knapp 2,4 Milliarden Euro 16 Prozent höher als vor Jahresfrist, sodass sich die Umsatzrendite auf 5,1 von 4,7 Prozent verbesserte.

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Der Ausblick auf das laufende Jahr sei verhalten, erklärte Klein. „Es wird immer klarer, dass 2024 ein wirtschaftlich sehr schwieriges Jahr wird.“ Vor allem der sinkende Auftragseingang in der Pkw-Produktion belaste. „Wir müssen Rückgänge in der Kapazität flexibel auffangen“, ergänzte Klein. Der Umsatz soll 2024 über 45 Milliarden Euro liegen, die Rendite zwischen 4,9 und 5,4 Prozent. Beim Umsatz wird das Achsmontage-Joint-Venture mit Foxconn 2024 entfallen, was rund 3,5 Milliarden Euro ausmacht.

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